das albumcover zeigt einen jungen BIPOC mit Hörnern und Heiligenschein

Album der Woche: Michael von Killer Mike

Mit Run The Jewels waren knallharte politische Schlachtrufe gegen das System jahrelang das Leitmotiv von Killer Mike. Dieser ist nun ein Star und somit auch... Teil des Systems? Auf seinem Soloalbum "Michael" zeichnet er ein Bild von sich, das weniger linear und vermarktbar ist.  von Mirco Kaempf

Album der Woche - Michael - Killer Mike

Killer Mike veröffentlicht sein erstes Soloalbum seit 11 Jahren und gibt einen Blick auf sich selber Preis, welcher mehrdimensionaler ist, als die Run The Jewels Facette.

Das nun sechste Soloalbum von Michael Render aka Killer Mike ist auch das erste neue Soloalbum innerhalb der letzten elf Jahre. „Michael” soll etwas wie eine "superhero's origin story" sein - stark biografisch und selbstbewusst. Es ist das Werk eines Rappers, der vergleichsweise spät zu musikalischem Erfolg gekommen ist und so auch vergleichsweise spät im Rampenlicht der Medien stand. So waren auch seine Statements stets stark verankert in herangereifte Ansichten. 

Render war Sohn einer Teen-Mom, einer Floristin, die sich gleichzeitig mit Drogendealings über Wasser zu halten versuchte. Eine weitere wichtige Rolle in Renders Leben nahm die seiner Grossmutter ein, die einem christlichen Kontext unterstand. Als der zukünftige Killer Mike als College Dropout Geld brauchte, ging er zu seiner Mutter, um Verbindungen ins Drogenmilieu zu finden. Von den Erlösen kaufte er sich sein erstes musikalisches Equipment.

Erst als er mit fast 40 Jahren seinen musikalischen Partner kennenlernte, El-P, kam die Maschinerie ins Rollen. Die Verbindungen zwischen moralischen Reflektionen und tight produziertem, konfrontativem Sound verhalf ihnen zu Erfolg in Musik und Film(soundtracks). Was er in den Songs predigte, führte er auch abseits der Bühne fort. In Essays, College Lectures und Interviews. Seine Themen: Soziale Gerechtigkeit, Polizeigewalt und Systematischer Rassismus.

Manche stören sich, dass ein Rapper, der vor zehn Jahren eine klare Linie gefahren ist, nun nicht mehr so geradlinig auftritt. Render gibt der NRA Interviews und ihm wird eine Nähe zu gewissen republikanischen Politiker:innen nachgesagt. Auch auf dem neuen Album zeigt sich Killer Mike ungriffig, teilweise moralisch überhöht, vibend mit seiner Kumpanenschaft aus Atlanta (allen voran Young Thug, der der Gangkriminalität bezichtigt wird). Er selbst sagt, genau darum gehe es: "Michael" soll einen ausgeglicheren Blick auf Michael Render aka Killer Mike ermöglichen. Und nicht das replizieren, was jahrelang das Narrativ des Musikmarkts gewesen ist (und ihn hat reich werden lassen). Redner sagt: “It’s a reflection of Black masculinity at this moment, of who we are and what we are." Es ist das introspektivste Album, das der Rapper bishin produziert hat.