Woche gegen Rassismus 2019
Seit zehn Jahren bringt "Mitten in der Woche" deine Bubble zum platzen
Seit Herbst 2012 gibt es die Musiker:innen-Plattform Mitten in der Woche und ruft seither auf, zu frönen, schwelgen, auszutauschen und zu experimentieren. Durch Genres und Generationen hindurch. Heute Abend wird mit einem musikalischen Adventskalender das zehnjährige Bestehen gefeiert. Mit 35 Musiker:innen auf zwei Bühnen in der Kaserne. Wir zoomten mit Gründerin Jennifer Jans: von Mirco Kaempf
22.12.17 Mitten in der Woche (10 Jahre Birthday Bash)
Die Musiker:innen Plattform Mitten in der Woche feiert ihr 10 jähriges Bestehen heute Abend in der Kaserne
Liebe Jenny, ihr feiert zehn Jahre Mitten in der Woche. Ist das für dich eine schockierende Zahl?
Schockierend überhaupt nicht. Eher überraschend, schön, toll & aufregend.
Es scheint mir, bei Mitten in der Woche geht es ums Schwelgen, Frönen, Austauschen und Experimentieren. Dasselbe Konzept wie vor zehn Jahren, als ihr in der Kuppel angefangen habt?
Dinge haben sich in den letzten zehn Jahren sicherlich verändert. Ganz am Anfang war das Konzept, immer am ersten Mittwoch des Monats eine Band oder Musiker:in einzuladen und ihnen eine carte blanche zu geben wo sie einladen konnten, wen sie wollten. Das war für diese Bands [und Musiker:innen] immer ein wahnsinniger Aufwand. Dementsprechend auch immer unglaublich, was wir dort erleben durften. Irgendwann merkten wir, dass dieser Aufwand für beide Seiten zu gross wurde. Dann wechselten wir auch in die Kaserne und nun kuratieren wir die Inhalte sehr oft selber, arbeiten aber immer noch mit Bands und Musiker:innen zusammen, welche Lust haben etwas selber zu machen. Diese Möglichkeit gibts also noch immer.
Vor zehn Jahren warst du anfang 20 Jahre alt, warst vorher also auch schon in der Musikszene dabei. Warum hattest du damals das Gefühl, so ein Format braucht es in Basel?
Zum einen aus einem Bedürfnis von mir selber. Ich empfand die Musikszene als so vielfältig und ich wollte mehr darüber wissen, mich mehr austauschen können und hatte das Gefühl, dieses Bedürfnis ist auch vorhanden von verschiedenster Seite. Einen Ort zu haben wie ein erweitertes Wohnzimmer oder ein erweiterter Bandraum, wo man dann auch noch ein günstiges Bier trinken kann und sich mit anderen austauschen, welche in einem ähnlichen Bereich arbeiten. Das war der Wunsch und es hat mich dazu inspiriert, auch die verschiedensten Generationen [von Musiker:innen] kennenzulernen. Ich glaube das ging vielen so.
Zehn Jahre lang bist du mit Mitten in der Woche jetzt schon recht nahe an der Szene. Regelmässig gebt ihr neben bekannteren Formationen auch jungen Projekten eine Bühne. Könntest du in Worte fassen wie sich der Groove dieser Szene verändert hat?
Das ist eine mega schwierige Frage so kurz zu beantworten. Hoffentlich verändert sich etwas, weil es muss in Bewegung bleiben. Ich glaube, als ich anfing in Bands zu spielen und in der Szene unterwegs zu sein war vieles noch anders. Es war nicht unbedingt besser. Man hat anders Musik konsumiert: Man kaufte CDs, ging Bands unterstützen, die man vielleicht nicht gekannt hat und heutzutags ist vieles viel selektiver. Der Support ist da, aber es ist nach meinem Empfinden weniger so, dass man Sachen entdecken geht. Umso wichtiger ist es, so eine Plattform wie "Mitten in der Woche" zu haben, wo man diese Entdeckungen machen kann und niederschwellig an Menschen rankommt ohne dass das ein grosses Ding ist. Das ist nach wie vor etwas, dass wichtig ist und ich finde es auch sehr inspirierend, dass zusammen mit Steffi [Klär] und Jeroen [Van Vulpen] zu machen. Jeroen der etwas jünger ist und nochmals andere Perspektiven reinbringt und Steffi, die einfach ein riesen Rucksack hat, und das alles nochmals mega spannend macht.
Ihr werdet immer wieder gefragt ob euch die Themen nicht ausgehen würden. Wie stellt ihr die verschiedenen Ausgaben zusammen?
Das ist immer ein spannender und kreativer Prozess. Manchmal ist es mit etwas Zeitdruck verbunden und dann überlegen wir uns, welche Jahreszeit gerade ist und ob wir da eine Verbindung schaffen können, aber auch das macht viel Freude. Es kommt darauf an, was gerade aktuelle Themen sind, dann versuchen wir Dinge zu kombinieren, Leute einzuladen, die hierfür interessant sein könnten oder dazu was zu sagen haben. Wo wir das Gefühl haben, dass interessiert auch die Szene. Grundsätzlich haben wir immer im Hinterkopf: Austausch, Netzwerk und Experiment. Da gibt es so viele Puzzleteile und Kombinationen.
Du steckst sehr viel ehrenamtliche Energie in die lokale Szene rein. Gleichzeitig bist du auch im Vorstand und Booking Team des B-Sides Festivals in Luzern dabei. Stärkt der Blick auf die internationale Musikwelt deine Liebe zur Basler Szene?
Auf jeden Fall. Es passiert so viel kreatives und interessantes im internationalen, aber auch im nationalen Bereich. Das ist mega spannend. Aber dann zu merken wie viel Kreativiät und gute Musik auch aus der lokalen Szene kommt, daran habe ich immer viel Freude. Das ist dann auch der Grund, warum ich weiter mache.
Im Vergleich zu Musikhauptstädten wie London oder New York: Siehst du keine Gefahr darin, dass mit den vielen Bühnen und Förderungen in Basel die Musikkultur zu bequem wird?
Ich glaube das ist ein Thema, das schon lange diskutiert wird. Gerade im nationalen Vergleich haben wir eigentlich Glück mit der Förderung und den Mitteln, die es hier in Basel gibt. Ich würde nicht versuchen, dies als etwas Negatives zu sehen. Ja, wir sind sehr priviligiert. Aber was uns erst weiterbringt ist, rauszugehen und selber erleben was es heisst, in Deutschland in einem Klub für 50€ zu spielen. Da merkt man schnell, dass es nicht überall so ist, wie hier. Es ist nicht überall so verständlich, dass Leute kommen. (Das merkt man ja schon wenn man in anderen Kantonen spielt). Dies ist wichtig, um die Selbstverständlichkeit des lokalen Musizierens abzuschaffen. Als Antrieb nehmen, trotzdem Gas zu geben.
Was macht denn Basel so besonders in deinen Augen? Ist es die Förderung oder haben wir einfach das Glück in einem Dreiland mit verschiedenen Kulturen zu leben?
Es sind sicher verschiedene Komponenten, die da mitspielen. Die von dir genannten Dinge machen da sicher einen Teil aus. Ich glaube langsam einen recht guten Vergleich mit anderen Szenen in anderen Städten zu haben. Für mich ist es der Zusammenhalt und das gegenseitige Pushen. Schnell mal ist man in seiner eigenen Szene oder in der eigenen Bubble unterwegs. Allerdings empfinde ich die Leute als offen. Sie trauen sich, darüber hinaus zu gehen und sich mit anderen auszutauschen. Ich glaube, dass ist es was es ausmacht. Nicht neidisch zu sein auf andere Bands, die irgendwas erreicht haben, sondern zu sagen: "Geil, das will ich auch machen und ich arbeite jetzt dafür, dass ich dorthin komme!". Es ist wichtig, diese Dinge nicht negativ zu betrachten sondern positiv. Diese gegenseitige Offenheit schätze ich an der Basler Musikszene.
Wünsche für die Basler Musikzsene?
Weiterhin in Bewegung zu bleiben, weiterhin sich gegenseitig pushen, offen bleiben und austauschen. Ich bin gespannt auf die Musik, welche in Zukunft noch releast werden wird.
Danke für deine Zeit!
Mitten in der Woche #75 – 10 Year Birthday Bash - Los gehts ab 20 Uhr in der Kaserne.
Die Woche
Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019
Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.
Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.
Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019
Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm
Das Programm
Montag, 18. März 2019
Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus.
19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)
Eintritt frei.
Dienstag, 19. März 2019
Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo
19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)
Eintritt frei.
Mittwoch, 20. März 2019
Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*Sh, Theater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.
17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Donnerstag, 21. März 2019
Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.
Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).
Moderation: Bernard Senn, SRF
Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.
19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Freitag, 22. März 2019
Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)
Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch
19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Samstag, 23. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien
The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required.
14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen
Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg
16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr
Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.
20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Sonntag, 24. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch
14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)
Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.
Eintritt frei.
* Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.
** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.
Ausstrahlungstermine
Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)
Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus
u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus
Donnerstag 21.3., 18 h & Samstag 23.3.19, 13 h
Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein
Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h
Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen
Kontakt
tatiana.vieira@radiox.ch
rebecca.haeusel@radiox.ch