Woche gegen Rassismus 2019

Kein Kompliment, einfach respektlos!

Dienstagnachmittag. Rütimeyerplatz. Eine junge Frau kniet am Boden. Mit bunter Kreider schreibt sie auf den Asphalt. Ihre Freundin steht daneben, das Smartphone in der Hand diktiert sie ihr den Satz: "Obwohl du fett bist, dich würde ich knallen." Und dann:  #STOPTHEHARASSMENT .  von Claire Micallef

21.01.09. Catcalls of

Mit Kreide gegen verbale sexuelle Belästigung.

Die beiden Frauen sind Teil der Bewegung "Catcalls of", die sich gegen verbale sexuelle Belästigung - Catcalls genannt - einsetzt. Den Ursprung hat die Bewegung im Jahr 2016 in New York, schwappte aber schnell auf weitere Städte über: Catcalls of Berlin, Catcalls of Paris oder seit letztem Herbst auch Catcalls of Basel. Gestartet haben sie zu zweit, heute machen sie zu zwölft Belästigungen auf den Strassen Basels sichtbar. "Wir haben das alle schon erlebt und wollen ein Zeichen setzen, darauf aufmerksam machen", sagt eine der Aktivistinnen. 

Das Konzept von "Catcalls of": Betroffene teilen ihr Erlebnis über DMs auf Instagram. Darauf ziehen die Aktivistinnen los und schreiben den Vorfall mit bunter Kreide genau dort auf den Boden, wo er stattgefunden hat. Das Resultat wird dann fotografiert und zusammen mit dem Kontext auf Instagram geteilt. Die Bewegung will so den Betroffenen eine Stimme geben,  Aufmerksamkeit schaffen, ankreiden, Catcalling entnormalisieren. "Oft hören wir auch in unserem Umfeld, wir sollen das nicht so ernst nehmen, es sei doch ein Kompliment. Aber das ist es definitiv nicht. Es ist einfach respektlos", sagt eine der Aktivistinnnen. Mit gesundem Menschenverstand könne man gut zwischen einem Kompliment und Respektlosigkeit unterscheiden. 

Catcalls werden in der Gesellschaft immer noch oft heruntergespielt, was es bei den Betroffenen auslösen kann, wird oft nicht wahrgenommen oder gar bagatellisiert. Und genau hier wollen die Aktivistinnen ansetzen. Es gebe viele Frauen, die sagen, ok, es geschah nun einmal, wir belassen es dabei, sagt eine der beiden Aktivistinnen. "Aber es gibt auch solche, die dadurch beeinträchtigt wurden. Die sich nicht mehr trauen, kurze Hosen oder eine Jacke, die den Arsch zeigt, anzuziehen. Die dann über Jahre hinweg immer Angst haben, ihren Körper so zu zeigen."

Übergriffige sexuelle Äusserungen, ungefragtes Kommentieren vom Körper oder unmissverständliche Gesten: Fast jede Frau hat das schon mal (oder mehrmals) erlebt. "Catcalls of" macht die Vorfälle sichtbar und ermutigt Betroffene, nicht einfach darüber hinweg zu sehen, sondern das Erlebte zu teilen und sich dagegen stark zu machen. 

Und auch rechtlich können Betroffene gegen Catcalls vorgehen. Denn verbale sexuelle Belästigung ist ein Antragsdelikt, das heisst, das Opfer kann innerhalb von drei Monaten nach der Tat einen Strafantrag stellen. Was hier erschwerend hinzukommt, im Falle von verbaler sexueller Belästigung wird der Strafantrag wohl oft gegen Unbekannt gestellt. Trotzdem, einen Strafantrag zu stellen kann Betroffenen bei der Verarbeitung helfen, indem sie gewisserweise die Macht zurücknehmen. Denn das ist Catcalling auch oft, ein Werkzeug, um Macht auszuüben.

Die Woche

Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019

Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.

Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.

Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019

Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

 

 
Das Programm


Montag, 18. März 2019

Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus. 

19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)

Eintritt frei. 

 

Dienstag, 19. März 2019

Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo

19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)

Eintritt frei.

 

Mittwoch, 20. März 2019

Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*ShTheater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.

17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Donnerstag, 21. März 2019

Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.

Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).

Moderation: Bernard Senn, SRF

Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.

19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Freitag, 22. März 2019

Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)

Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch

19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel

Eintritt frei.

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Samstag, 23. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien

The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required. 

14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen

 

Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg

16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr 

Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.

20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch

14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)

Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.

Eintritt frei.

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.

 

** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.

 
Ausstrahlungstermine

 

Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)

Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus

u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus

 

Donnerstag 21.3., 18 h  & Samstag 23.3.19, 13 h

Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein

 

Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h

Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen

Kontakt

tatiana.vieira@radiox.ch

rebecca.haeusel@radiox.ch

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Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:

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