Woche gegen Rassismus 2019

L'Arbre Bizarre: Vom Fressen und Gefressen werden
Diesen Samstag feiern Basler Post Punks L'Arbre Bizarre ihr neues Album Ortolan in der Kaschemme, zusammen mit Support von Retromorcego und DJ Uli Bu. Es ist Musik, getrieben von Groll, Kapitalismuskritik und der Lust am Krach, von Mirco Kaempf
25.05.29 L'Arbre Bizarre Ortolan
L'Arbre Bizarre taufen diesen Samstag ihr drittes Album Ortolan, releast via Sixteen Times Music
Am Ende des Albums mag manch eine Hörer*in ziemlich erschöpft sein. Nach 13 Songs in bestenfalls erhöhter Lautstärke verschwimmen Tinnitus, Hässigkeit, und allerlei Bilder eines kapitalistischen Ist-Zustands zu einer erstaunlich angenehmen Mischung aus Depression, Zufriedenheit und einer Post-Blast-Clarity. Denn, ja, «Ortolan» ist das bisher härteste Album der Band und mag überrumpeln, doch es ist im Grunde genommen auch ein Album entgegen der Erschöpfung. Die vier 30something boys sind nämlich keine klassische all-male Rockkapelle mit Songs "about nothing", sondern geben sich Mühe, ihre Aussenwelt wahrzunehmen, aufzusaugen und dann auch wieder auszuspucken.
Wer sich fragt, was sich hinter dem Albumtitel ‘Ortolan’ verbirgt, sollte diesen Absatz besser überspringen, denn schön ist’s nicht:
Es handelt sich um eine Vogelart, welche seit den 1960er Jahren starke Bestandseinbrüche einbüsst. Ein Hauptgrund dafür ist, dass dieser in der französischen haute cuisine als Delikatesse gilt. Dort wird dem Singvogel zuerst die Augen ausgestochen, bevor er gemästet, gerupft und in Armagnac ertränkt wird. Ein quälerischer Akt, der nicht überall verboten ist, und sich die meisten auch gar nicht vorstellen mögen, bildet für L’Arbre Bizarre den richtigen Zündstoff, auf ihrem 1:50min kurzen Opener «Feast»
«Give me this plate! / To load it up with guilt – it’s great! / Ignore all your worries / Just go for it – enjoy»
Die Band setzt einen Sturm in Bewegung, der sich von Anfang bis Ende durchzieht, angepeitscht von wilden Tieren der Marke Fender: Mustang, Jaguar, 15Watt Amps welche ein Ticken zu laut, also auf «crunch» eingedreht sind. «Ich habe das Gefühl, wir sind über die Jahre immer direkter geworden» erzählt Gitarrist Andri Mahler. Das liegt wohl nicht zuletzt auch daran, dass sie nun nicht mehr als Quintett unterwegs sind. Wo auf ihrem letzten Album Bokeh (Review von 2016) noch Florian Denzinger als weiterer Klangerzeuger dabei war, verzichtet das jetzige Quartett auf allfällige Verzierungen und fokussieren sich vermehrt auf das Stürmen und Drängen, nicht ohne eine schelmische Hintertür offenzulassen, «kann schon sein, dass unser nächstes Album Progrock wird» lacht Mahler. Zu den weiteren Krachmachern zählen Kevin Seiler (Gitarre, Gesang), Sven Seiler (Bass) und Thomas Bachmann (Drums).
Zwischen dem letzten und dem neuen Album liegt eine Pandemie und somit auch soziale, wirtschaftliche und geistige Distanzierungen, Isolationen und politische Radikalisierungen. Auch im Nachhall dieser Zeit blieben Fragen im Raum stehen: Wie kann man miteinander reden, wenn gewisse Vorstellungen von Realität und Wirklichkeit plötzlich so krass auseinandergehen? Wie erzieht man Kinder in so einem Klima? Es sind omnipräsente, oft unausgesprochene Fragen, welche die Band nur zu gern zu einem Wirbelsturm auffächert. In Songs wie «Whitesmith» versucht Sänger und Gitarrist Kevin Seiler sich den Tatsachen des Entsetzens entgegenzustellen, wie ein Federvieh, welches jeden Moment gegen die Fensterscheibe knallen könnte. Der akustische Tunnel der Unzulänglichkeiten ist beklemmend:
«My eyes. Realize. These lies. The sky is burning / Waste of time. No one here. Too much light. I’m going blind.»
Nein, das hier ist keine Dystopie. Es sind Songs übers Fressen und gefressen werden. Über die prähistorische Logik der kapitalistischen Arbeitsmoral und bezogen auf den Song Guilt. People. Fun. vielleicht auch eine Verortung davon, was es heisst, als privilegierte*r Schweizer*in überhaupt Lärm machen zu können. Denn mit jedem Luftsprung des Sängers, jedem Räkeln in jeder Bierlache eines jeden Clubs in welchem die gestandene Band mit diesen Songs noch auftreten mag, geben sie auch ein Zeichen an ihre Community: Sie sehen uns, sie hören uns, wir geben uns nicht geschlagen.
Ortolan erschien bei Sixteentimes Music am 16.5.25.
Live diesen Samstag 31. Mai 2025 Releaseshow in der Kaschemme Basel, Tickets gibts HIER
(Artikeltext zuerst erschienen bei Musikbüro Basel)
Die Woche
Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019
Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.
Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.
Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019
Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

Das Programm
Montag, 18. März 2019
Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus.
19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)
Eintritt frei.
Dienstag, 19. März 2019
Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo
19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)
Eintritt frei.
Mittwoch, 20. März 2019
Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*Sh, Theater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.
17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Donnerstag, 21. März 2019
Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.
Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).
Moderation: Bernard Senn, SRF
Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.
19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Freitag, 22. März 2019
Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)
Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch
19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Samstag, 23. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien
The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required.
14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen
Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg
16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr
Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.
20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Sonntag, 24. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch
14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)
Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.
Eintritt frei.
* Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.
** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.
Ausstrahlungstermine
Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)
Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus
u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus
Donnerstag 21.3., 18 h & Samstag 23.3.19, 13 h
Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein
Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h
Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen
Kontakt
tatiana.vieira@radiox.ch
rebecca.haeusel@radiox.ch
Social Media
Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:
