Woche gegen Rassismus 2019

Die Kakerlake als exquisites Mittel zur ästhetischen Transformation

Was haben Social Media Selfies, Algorithmen und Parasiten aus dem argentinischen Dschungel mit gesellschaftlichem Wandel zu tun? Diese Fragen lotet die Künstlerin Victoria Papagni aus. Aktuell bestreitet sie eine Residency im Atelier Mondial. Wir treffen sie zu einem Gespräch über Pop, Sex Toys und Post-humane Theorien. von Mirco Kaempf

23.08.16 Victoria Papagni x Atelier Mondial

Die argentinische Künstlerin Victoria Papagni hat vor kurzem ihre Artist Residency im Atelier Mondial angetroffen. Wir sprachen mit ihr über ihre Arbeiten. #queerfeminist #posthumanist #pink

Angekommen in Basel ist die Künstlerin aus Buenos Aires mit minimalem Gepäck: Laptop, Handy, Kopfhörer - und ein paar Kleider. Und auch wenn ihr Atelierzimmer noch recht sauber und übersichtlich daherkommt, bringt sie eine Schaffenswelt mit sich, mit großem Mass an eigener Ästhetik. Wer sich durch ihre Arbeiten klickt, merkt schnell – Victoria Papagni hat ein Gespür für Pinkness, Hochglanzästhetik und einen Humor, der sich mit viel Subtext durch die Metaebene unseres weltlichen Verständnisses hindurchbewegt. Ihre Themen kreisen um Posthumanismus. Um Beziehungen. Von Menschen zueinander aber auch von Menschen zu Wesen im nicht-menschlichen Sinne.

Da sind zum einen die bereits angesprochenen Kakerlaken. In "Parasite Selfie Homecoming" sind es Schmuckobjekte und lebendige Ungeziefer zugleich. In einem in diesem Jahr gefilmten Video werden die krabbelnden Insekten in Szene gesetzt, wie sie an einem nackten, in Pink getauchten Körper entlangkrabbeln. Sie laufen frei über Schulterblätter, werden schützend in den Händen gehalten oder auch im Mund aufbewahrt. Ihre Kollaborateur:in in diesem Film ist Künstler:in Tobibi Bienz aus Zürich. Die beiden haben sich  während einer Online-Residenz kennengelernt. Dieses Jahr begaben sie sich in den Dschungel von Yungas in Tucuman, im Norden Argentiniens. Einige Fragen die sie ihrem Publikum dazu stellen, sind: Wie würdet ihr mit einer Kakerlake zusammenarbeiten? "We want you – sexy cockroach".

Was haben Selfies also mit namenlosem Ungeziefer zu tun? Victoria Papagni beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit dem Wert unseres Selbstverständnisses und welchen Einfluss Technologie dabei spielt. Ob ein Selfie nun als Selbstbildnis eines anonymen Algorithmus aus Einsen und Nullen betrachtet wird oder einer Kakerlake der Status eines Individuums und eines love interest zugesprochen wird – dazwischen gibt es einen grossen Graubereich. Als Künstlerin bespielt sie diesen Bereich, indem sie ihn in Pink anstreicht, wenn sie frei nach Donna Haraway fordert, in unserem Verständnis das "Mensch sein" zu transformieren. "To overcome the human", wie sie sagt, geschehe in erster Linie durch Empathie.

Eine spirituelle Befreiung zu entfachen versucht sie in ihren Arbeiten auch an in künstlerischem Kontext ungewohnten Orten. So geschehen in einem Sex-Shop während einer performativen Intervention, bei der sie ihre "Colección Menina" vorgestellt hat. Das sind hauptsächlich per Bluetooth gesteuerte Dildos mit Lichtern, audiorythmischen Funktionen, selbst entworfen und 3D-gedruckt. Ein Zusammenspiel von Lust, symbolischer Selbstermächtigung und gleichzeitig auch, einer rund 30.000 Jahre alten Kulturgeschichte welche damit aufgerollt wird, aufbauend auf einem Essay des queer-spanischen Philosophen Paul B. Preciado.

Die ersten Vorhaben stehen bereits fest: Victoria Papagni will zunächst an einer Schmuckkollektion mi Kakerlakenmotiven arbeiten. Im Oktober folgt eine Ausstellung im Salon Mondial in Basel, im Dezember eine Ausstellung in Zürich und dazwischen werden sie und Tobibi Bienz weitere Residenzen besuchen. Up to date bleibt ihr auch via Instagram @vicpapagni.

Die Woche

Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019

Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.

Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.

Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019

Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

 

 
Das Programm


Montag, 18. März 2019

Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus. 

19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)

Eintritt frei. 

 

Dienstag, 19. März 2019

Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo

19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)

Eintritt frei.

 

Mittwoch, 20. März 2019

Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*ShTheater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.

17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Donnerstag, 21. März 2019

Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.

Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).

Moderation: Bernard Senn, SRF

Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.

19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Freitag, 22. März 2019

Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)

Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch

19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel

Eintritt frei.

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Samstag, 23. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien

The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required. 

14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen

 

Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg

16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr 

Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.

20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch

14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)

Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.

Eintritt frei.

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.

 

** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.

 
Ausstrahlungstermine

 

Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)

Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus

u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus

 

Donnerstag 21.3., 18 h  & Samstag 23.3.19, 13 h

Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein

 

Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h

Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen

Kontakt

tatiana.vieira@radiox.ch

rebecca.haeusel@radiox.ch

Social Media

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Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:

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