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Album der Woche: Charm von Clairo

Gewissermassen ist Clairo zu ihren Anfängen zurückgekehrt. Wo sie damals ihre ersten Lo-Fi-Bedroom-Recordings nonchalant auf YouTube und SoundCloud stellte, kommt ihr drittes Studioalbum nun auch ohne Label daher. Die 25jährige füllt die eigene Hoheit aus und kreiert einen bemerkenswert zärtlichen Mix zwischen 70s Soul, Bossa Nova und Soft Rock.  von Mirco Kaempf

Album der Woche: Clairo - Charm

Clairo veröffentlicht ihr drittes Studioalbum im Eigenvertrieb und schlägt Brücken zwischen 70s Soul, Bossa Nova, Soft Rock und Pop.

Clairo hat vor sechs Jahren das geschafft, was sich so viele Jugendliche erhoffen: einen viralen Hit zu landen, als gerade mal 19-Jährige. Gefolgt sind Plattenverträge und ein Debütalbum, das den Weg zu einem Lo-Fi-Bedroom-Pop-Star ebnen sollte. Aber es kam anders. 2021 begab sie sich ins Studio und sinnierte lieber über domestische Ein-samheit. Dabei griff sie tief in die verstaubte Instrumentenkiste. Und auch jetzt, bleibt die Liebe zu vergangenen Soundpaletten bestehen. Die neue Musik von Clairo ist quasi die Pinterest-Version der 70er Jahre Hypnagogik, geprägt von subterrenean Soul und Soft-Rock-Fantasien. Denkt an orange Tapeten, Jeans, Schlaghosen und Afrofrisuren in einem golden-vergilbten Licht.

Sie schafft eine interessante Palette aus 70er Jahre Soul, Bossa Nova, Soft Rock, teilweise gar ein bisschen Chanson. Doch anstatt Marvin Gaye oder Diana Ross hört man die zarte Stimme von Claire Cottrill. Die Gesänge sind sanft, aber zentral. Ihr "Hauchen" wird von der warmen Instrumentierung getragen wie ein intimer Windstoss, währenddem sie über die Anziehungskraft zwischen Menschen sinniert.

Charm, is a feeling you have. When you’re charmed, it’s that perfect blend of being goofy-eyed over a person – platonically, romantically – and not knowing how long it will last.  I forgot it was a part of my life, When you have a lot of people paying attention to you, you can feel like your body or your own sexuality is controlled by them. It was overwhelming for me to the point where I swore it off. I didn’t think I needed it. But then eventually, I realised, "Actually, I need this – everyone needs this."

Was im zweiten Album bereits begonnen hat, mit dem Griff zurück auf alte Instrumente und einer nostalgischen Sound-Ästhetik, klingt hier noch wärmer. Diesmal sind alle Songs zuerst auf Tape aufgenommen worden. Dabei hat sie sich Hilfe geholt von Leon Michels, Mitbegründer des Labels Big Crown Records und ehemaliger Saxofonspieler von Sharon Jones and the Dap Kings.