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Eröffnung von Culturescapes 2021 Amazonas

Culturescapes 2021 widmet sich den Amazonas Regionen. Vom 29. September bis zum 1. Dezember 2021 präsentiert das multidisziplinäre Schweizer Kulturfestival Künstler:innen aus Brasilien, Kolumbien, Peru, Bolivien, Ecuador und der Schweiz an insgesamt über 130 Veranstaltungen in 13 Schweizer Städten aller vier Sprachregionen. Rund 70 Veranstaltungen finden in Basel statt.  von Danielle Bürgin

21.09.29 Culture Scapes

Mit der diesjährigen Culturescapes Festivalausgabe erfahren wissenswertes über die Region Amazonas.

Mit der diesjährigen Themensetzung macht das Festival den Auftakt zu einer neuen Serie, welche Regionen in den Fokus nimmt, die sich über Grenzen von Nationalstaaten erstrecken und Erfahrungen und Belange von globaler Wichtigkeit repräsentieren. Nach dem Amazonasgebiet werden 2023 der Sahara-Raum, 2025 der Himalaya und 2027 die grossen Ozeane im Fokus stehen.

Den Rahmen für die Vorbereitung und das Festivalprogramm bilden vier thematische Linien, die alle in Verbindung zueinander stehen.

Wasser

Der Amazonas als Netz von Wasserwegen verbindet den Kontinent von den Anden bis zum Atlantik. Der Fluss dient als Kreislaufsystem für den Tropenwald und für die Menschen, die um ihn herum leben. Eine Metapher für das Leben, die Vernetzung und die Kommunikation.

Anthropozän

Das neue geologische Zeitalter, geprägt vom menschlichen Einfluss auf die Erde, bringt Herausforderungen wie den Klimawandel mit sich. Und fordert uns auf, Konzepte wie Fortschritt und Entwicklung anders zu denken. Die Suche nach neuen Formaten für die Beziehungen zwischen den Völkern sowie zwischen Menschen und anderen Spezies ist dringend nötig und ein wichtiges Thema für viele Künstler.

Gewalt und Frieden

Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart: In Südamerika und in seinem amazonischen Teil ist Gewalt weit verbreitet. Welche Rolle spielt Europa heute in diesen Prozessen? Welchen Blick haben Künstler:innen und Denker:innen auf Fragen von Frieden und Versöhnung?

Entkolonialisierung

Die Kolonialgeschichte Südamerikas hat ein Umfeld des intensiven und oft angespannten Zusammenlebens verschiedener Gemeinschaften und Kulturen hervorgebracht. Diese Gesellschaften, ihre Traditionen und Lebensweisen, ihre Geschichten und Visionen, Rechte und Kämpfe, die Wechselbeziehungen untereinander und mit der Natur bilden den Kern des Amazonas als sozialer Raum. Ihre Stimmen sollen durch die Textur des Festivals hörbar gemacht werden.

Zum Auftakt des Festivals findet am 29. September eine mehrteilige Eröffnung in der Kaserne Basel statt. Nach der Rede von Alessandra Korap Munduruku, indigene Menschenrechtsaktivistin und Anführerin der Gemeinschaft der Munduruku in Brasilien, und Grussworten von Regierungspräsident Beat Jans und Christine Schneeberger von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) präsentiert CULTURESCAPES als Schweizer Erstaufführung «La Luna en el Amazonas», die neuste Produktion von Mapa Teatro, dem Labor für transdisziplinäres Kunstschaffen des kolumbianisch-schweizerischen Regie-Duos Heidi und Rolf Abderhalden.

Eine futuristische Ethno-Fiktion, in der Geschichte, Aktualität und ausgefallene Anekdoten verschmelzen. Im Anschluss folgt ein Konzert mit dem Musikkollektiv La By’le aus Berlin.

Damit beginnen zwei Monate voller Konzerte und Ausstellungen, Lesungen, Gespräche, Film- , Theater- und Tanzaufführungen sowie mit einem vielseitigen Onlineprogramm im CULTURESCAPES DIGITAL SPACE. Für die Produktionen kooperiert CULTURESCAPES mit Kultureinrichtungen in der ganzen Schweiz, wobei allein in Basel und Umgebung über 60 Veranstaltungen stattfinden.

Aktivismus mit der Kamera

Das Kunsthaus Baselland zeigt ab dem 5. November in der Ausstellung «Inside the Amazon» eine von Ines Goldbach kuratierte Auswahl von Werkfotoserien der in Neuchâtel geborenen Fotografin Claudia Andujar, im Dialog mit Zeichnungen des Yanomami-Künstlers Poraco. Die in Brasilien lebende Andujar fokussiert ihre fotografische Arbeit seit über fünf Jahrzehnten auf die indigene Gemeinschaft der Yanomami, bei denen sie auch lebte und für deren Rechte sie sich als Aktivistin einsetzt. Weitere Bilder aus Andujars Arbeiten, die das Politische und das Ästhetische verbinden, werden im Rahmen von CULTURESCAPES 2021 Amazonas im Fotomuseum Winterthur gezeigt.

Eine weitere Fotoausstellung in der Stiftung Brasilea in Basel präsentiert Bilder und Videoarbeiten von Victor Moryiama. Moryiama, der als Fotograf u.a. für die New York Times arbeitet, dokumentiert die zunehmende Gewalt gegen indigene Gemeinschaften, die bedrohte Artenvielfalt, Agrarkonflikte, Landraub, illegalen Bergbau und Holzschlag im Amazonasregenwald, um die extreme soziale Ungerechtigkeit und unkontrollierte Globalisierung aufzuzeigen. Die Ausstellung wurde ebenfalls kuratiert von Kateryna Botanova. Am 14. November wird der Fotograf für ein Gespräch in der Ausstellung selbst zu Gast sein.

Nebst klassischen Kulturformaten wie Ausstellungen, Konzerten und Aufführungen gibt es auch alternative Programmpunkte – etwa zwei Stadtrundgänge auf Spurensuche nach historischen und aktuellen postkolonialen Verstrickungen der Stadt Basel in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk «Basel Kolonial». Dabei führen Jonas Aebi (Stadtforscher und Mitinitiant von Basel Kolonial) und verschiedene Expert:innen durch die Stadt, auf der Suche nach globalen Verbindungen der alten Basler Familien, der Basler Mission und der Chemie- und Pharmaindustrie.

Auch Programme für Residenzkünstler:innen sind Teile von CULTURESCAPES 2021 Amazonas. So arbeitet die brasilianische Künstlerin Maya Quilolo von August bis Oktober gemeinsam mit der in Basel wohnhaften brasilianisch-schweizerischen Künstlerin Carolina Brunelli, sowie nicht physisch anwesenden Kunstschaffenden, in der DR Kongo an der grenzüberschreitenden Gruppenausstellung «Quilombo», die im Kunstraum SALTS in Birsfelden gezeigt wird. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit mit Lago Mio in Lugano und dem Centre d’Art Waza in Lubumbashi (DR Kongo) und thematisiert sogenannte Quilombos: Dörfer und Gemeinschaften, die im Amazonasgebiet ursprünglich von geflohenen Sklav:innen gegründet wurden und bis heute von der Sklaverei zeugen, die über Jahrhunderte das gesellschaftliche Leben in Brasilien dominierte.

Eine weitere Residency findet in Kooperation mit Lab Verde und dem Atelier Mondial in Münchenstein statt: dort weilt Vandria Borari, Angehörige des Volks der Borari in Baixo Tapajós, Keramikkünstlerin, Aktivistin und Anwältin, die sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung Brasiliens einsetzt und sich in ihrem Kunstschaffen dem traditionellen Tapajônica-Töpferhandwerk ihrer Vorfahren widmet. Von August bis November schafft sie im Rahmen der Residency Töpferwaren, tritt in Gesprächsrunden auf und forscht zu zeitgenössischen europäischen Keramiktechniken.