Woche gegen Rassismus 2019
Von Intimität bis Unbehagen
Die Ausstellung „Reservoir“ der Basler Künstlerin Marie Matusz verwandelt das Obergeschoss der Kunsthalle Basel zu einem immersiven Erlebnis. Zwischen Dunkelheit, Reflexionen und einer fragmentierten Klangkulisse verschwimmen die Grenzen zwischen Betrachtenden und Kunst – ein Spiel mit Dualitäten, das zum Nachdenken anregt. von Noemie Keller
25.01.22 Marie Matusz Reservoir
Der Ausstellungsraum im Obergeschoss der Kunsthalle Basel ist bekannt für seine hellen, weissen Wände, die Fenster an der Decke, die Licht in den Raum fluten, und den warmen Parkettboden. Doch betritt man den Raum für die Ausstellung Reservoir der Basler Künstlerin Marie Matusz, wandelt sich die Atmosphäre komplett: Die Fenster sind verdunkelt, der Parkettboden von grauem Zink bedeckt, und Scheinwerfer werfen Lichtspiele an die Wände. Eine durchdringende Klangkulisse füllt den Raum und zieht die Besucher:innen in ihren Bann.
Die Ausstellung schafft ihre eigenen Bedingungen und verwischt dabei die Grenzen zwischen Betrachtenden und Teilnehmenden. Marie Matusz gelingt es, eine Dualität zu inszenieren, die Intimität und Begegnung, Distanz und Nähe, sowie Vergänglichkeit und Beständigkeit vereint.
Skulpturen und ihre Wirkung
Im gedämpften Licht des Raumes stehen drei grosse, kastenförmige Skulpturen. Dunkel bemalt und monolithisch, ziehen sie die Aufmerksamkeit auf sich. Umgeben von Plexiglas, spielen diese Werke mit Materialität und Transparenz. Beim Umrunden der Skulpturen spiegelt sich das eigene Antlitz in den Flächen des Plexiglases, manchmal streift der Blick auch eine andere Person auf der gegenüberliegenden Seite.
Diese Interaktionen schaffen eine Spannung zwischen Intimität und Begegnung, zwischen dem Akt des Betrachtens und dem Gefühl, selbst betrachtet zu werden. Es ist genau diese Dualität, mit der Marie Matusz arbeitet: fest und durchlässig, flüchtig und zugleich beständig.
Die Klangkulisse wirkt wie ein ferner Traum, fragmentierte Erinnerungen tauchen auf und verschwinden wieder, ohne greifbar zu werden. Die gedämpfte Beleuchtung und die akustischen Elemente laden dazu ein, innezuhalten und sich auf die eigene Wahrnehmung zu konzentrieren.
Gleichzeitig fängt der graue Boden die Spuren der Besucher:innen auf und macht die Kollektivität der Erfahrung sichtbar.
Am Ende des Raumes thront ein altes Bild aus der Sammlung des Basler Kunstvereins, gemalt von einem unbekannten Künstler. Das genaue Entstehungsdatum ist unklar, und das Werk zeigt deutliche Spuren der Zeit: Risse und ein Loch in der Leinwand. Es zeigt eine Art Fasnachtsumzug, bei dem die Männer als Schildkröten verkleidet sind. Trotz seiner kleinen Grösse prägt das Bild den Raum mit seiner Präsenz und kann als Symbol für patriarchale Machtstrukturen verstanden werden, die allgegenwärtig sind und jedes Geschehen rahmen.
Im zweiten Raum der Ausstellung findet sich ein weiteres Werk aus der Sammlung des Kunstvereins, welches den Werken von Matusz gegenübersteht: Ein grossformatiges Bild mit einem schwarzen Kreis und reflektierendem Silber. Davor stehen eiserne Zylinder, teils intakt, teils fragmentiert. Auch hier zieht sich die zuvor etablierte Dualität durch den Raum: Stabilität und Fragmentierung, Betrachtung und Beobachtung, Distanz und Einbindung. Diese Elemente werden erneut von den omnipräsenten, männlich geprägten Machtstrukturen gerahmt.
Der Titel der Ausstellung, "Reservoir", ist treffend gewählt. Ein Reservoir speichert etwas – zwischen Stillstand und Fluss. Genau diese Spannung spiegelt sich in den Werken von Marie Matusz wider, die bis zum 27. April in der Kunsthalle Basel zu erleben sind.
Die Woche
Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019
Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.
Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.
Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019
Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

Das Programm
Montag, 18. März 2019
Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus.
19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)
Eintritt frei.
Dienstag, 19. März 2019
Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo
19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)
Eintritt frei.
Mittwoch, 20. März 2019
Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*Sh, Theater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.
17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Donnerstag, 21. März 2019
Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.
Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).
Moderation: Bernard Senn, SRF
Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.
19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Freitag, 22. März 2019
Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)
Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch
19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Samstag, 23. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien
The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required.
14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen
Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg
16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr
Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.
20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Sonntag, 24. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch
14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)
Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.
Eintritt frei.
* Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.
** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.
Ausstrahlungstermine
Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)
Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus
u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus
Donnerstag 21.3., 18 h & Samstag 23.3.19, 13 h
Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein
Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h
Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen
Kontakt
tatiana.vieira@radiox.ch
rebecca.haeusel@radiox.ch
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Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:
