Die Performancekünstlerin Christine Bänninger beugt sich während einer Aktion hin zu einem auf dem Boden liegenden Plattenspieler

Ohne Freundschaften keine Kunst - Soziale Eleganz im Tinguely

Wo fängt Performance an und wo hört sie auf? Ist nicht jede Interaktion in den Fugen der Gesellschaft auch eine Art von Performance? Wo Kunst seit jeher um einzelne Momente einen Rahmen setzt, geht auch die aktuelle Performance-Art Ausstellung im Museum Tinguely einen Schritt hin zum Publikum. Ab morgen dreht sich dort einen Monat lang alles um die so betitelte, Soziale Eleganz.   von Mirco Kaempf

22.07.07 Soziale Eleganz im Tinguely

Soziale Eleganz heisst der fünfte Ausstellungszyklus der Performance Art Ausstellung Bang Bang im Tinguely. Dieser beginnt morgen und dauert rund fünf Wochen lang.

Ohne Publikum gibt es keine Performance. Ohne Menschen, keine Soziale Eleganz. Unter diesem Sammelbegriff verstehen die Ausstellungsmachenden das (Über)leben von Kunstschaffenden innerhalb unserer Gesellschaft. Sie schreiben:

«Künstler:innen arbeiten aus dem heraus, was sie antreibt und was sie wollen. Was lokal fehlt, wird selbstorganisiert. So werden sie zu Künstlerkurator:innen und –Vermittler:innen. Alle Funktionen des Kunst-in-die-Welt-Setzens werden selbst übernommen, von der Kuration über die Öffentlichkeitsarbeit zur Administration bis hin zum Putzen, Gastgeber:in sein, dokumentieren, darüber schreiben und archivieren. Auf die Gefahr hin, dass sich die offiziellen Institutionen und der Markt aus der Verantwortung für ein gesundes Klima und Flow zwischen Hoch- und Subkultur stehlen. Das gegenseitige Einladen, ob im translokalen Austausch oder über die Kontinente hinweg, ist eine Selbstverständlichkeit, denn ohne Freundschaft bewegt sich gar nichts.»

Nachdem die Ausstellung Bang Bang vor rund einem Monat startete, ist Soziale Eleganz das fünfte von insgsamt acht Themenfeldern, welche innerhalb dieses Ausstellungszyklus geplant ist. Handelnd davon, wie sich Kunstschaffende zusammenschliessen. Zu Kollektiven, Freundschaften, Szenen und Netzwerken. Mitinitiiert von PANCH, dem Performance Art Network CH (Schweiz), begründet 2014.

PANCH, The Gathering 2021, Foto: Rob Nienburg
PANCH, The Gathering 2021, Foto: Rob Nienburg

Dies macht für eine interessante Reibung: Neben einer aufwendig inszenierten Annäherung an eine Historisierung der Schweizer Performance Kunst Geschichte innerhalb des Museum Tinguelys, finden zeitgleich zahlreiche Aktionen auch ausserhalb der Mauern, im Park statt. Hierbei sei wichtig, dass nicht nur der Moment der Performance selber zelebriert wird, sondern auch jener, des kollektiven Zusammenkommens. Zum Beispiel während des morgigen Workshops des Kollektivs who_writes_his_story wo Besucher:inne zu einem Wikipedia-Editier-Workshop eingeladen werden. Oder zum Beiwohnen einer Karawane am Samstag, wo Performer:innen von PANCH während mehreren Stunden vom Rheinufer zum Park wandeln werden in The Gathering. Oder auch am Sonntagnachmittag, wo Künstler:innen zum Austausch auf eine Tasse Tee einladen in PANCH TEA TIME. Die ganze Fülle an Aktionen im Rahmen der Sozialen Eleganz während der nächsten 5 Wochen findet ihr verlinkt auf der Webseite des Museum Tinguely.