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Kunsthaus Baselland: Gabrielle Goliath - Künstlerin, Denkerin, Aktivistin
Die südafrikanische Künstlerin Gabrielle Goliath beschäftigt sich in ihren Arbeiten auf eine feinfühlige Art und Weise mit komplexen Themen wie der Frage nach Rasse, Gender und sexueller Gewalt – insbesondere gegenüber Frauen, trans*- und non-binary Menschen. Bis zum 17. Juli sind zwei ihrer Werke im Kunsthaus Baselland zu sehen. von Danielle Bürgin
22,05.28 Gabrielle Goliath
Empathie ist eines der zentralen Themen der südafrikanischen Künstlerin Gabrielle Golliath
Es sind sensible Fragen, mit denen sich Gabrielle Goliath auseinandersetzt. Ihre Arbeiten im Kunsthaus Baselland erzählen von Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben. Aus Respekt vor den Gefühlen der Opfer, aber auch derjenigen der Betrachtenden, verzichtet Golliath auf explizite Gewaltdarstellungen. Wie jemand auf die Bilder reagiert, ist individuell. Doch was sicher ist, ist dass sie einem nicht unberührt lassen. Die Ausstellung von Gabrielle Goliath, die mehrfach für ihre Kunst ausgezeichnet wurde, geht um Fürsorge, Empathie und das Gefühl, dass das Schicksal aller Menschen zusammenhängt - trotz unterschiedlicher Herkunft und Erfahrungen.
Mit ihren multimedialen Arbeiten This song is for … und Berenice gibt die 39-Jährige Opfern von sexueller Gewalt eine Stimme und lässt sie damit unvergessen bleiben.
Die Erinnerung auch an das Leben vor der Tat, ist der Künstlerin wichtig, wenn sie sich mit realen Geschichten über sexuelle Gewalt beschäftigt. Dies zeigt sie im Kunsthaus Baselland anhand ihrer Porträtserie mit dem Titel Berenice. Der Name steht nicht nur für die Schulfreundin, die Gabrielle Goliath als Neunjährige durch einen Akt häuslicher Gewalt verloren hat. Der Name steht für alle Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts ermordet worden sind, erklärt Goliath. 2010 entstanden, werden in dieser Fotoserie Frauen gezeigt, die Berenice gedenken. Jedes Porträt steht für ein ungelebtes Lebensjahr.
2019 hat die südafrikanische Künstlerin während den Basler Dokumentartagen eine bewegende Performance aufgeführt, die sich mit der Erinnerung an die Opfer sexueller Gewalt auseinandergesetzt hat. Im gleichen Jahr entstand in Südafrika auch This song is for... Zum ersten Mal ist diese, mit enormem Aufwand entstandene Installation nun in der Schweiz zu sehen. Über zehn Frauen haben Gabrielle Goliath ihre persönliche Geschichte anvertraut. Alle Protagonistinnen haben eines gemeinsam: Sie sind Überlebende von Vergewaltigungen.
Auch bei dieser multimeldial umgesetzten Arbeit geht es um Erinnerung. Bei This song is for... widmen professionelle Musiker:innen den Opfern ein Lied. Es sind Songs, die direkt mit der Tat oder dem Leben der Betroffenen zusammenhängen. Jedes der Lieder dauert rund 15 Minuten. Denn zur Interpretation gehören minutenlange Wiederholungen gewisser Parts. "Glitches" wie es Gabrielle Goliath nennt, die verstörend wirken. Denn es sind mehrere Minuten, die die Zuhörenden aushalten müssen, um am Ende, den befreienden Schluss des Songs erleben zu können. Zu sechs der insgesamt elf Liedern, welche in der Video- und Soundinstallation interpretiert werden, gibt es auch eine Vinyl-Ausgabe. Infos dazu gibt es hier.
Die Ausstellung von Gabrielle Goliath ist noch bis zum 17.07.2022 im Kunsthaus Baselland zu sehen. Am 16. Juni ist die Künstlerin im Kunsthaus BL im artist-talk zu hören.
Gabrielle Goliath ist 1983 in in Kimberly (Südafrika) geboren. Ihre multidisziplinäre Arbeit hinterfragt die ungelösten Traumata von Kolonialismus und Apartheid, aber auch Gewalt gegen trans*, non-binary Menschen und Frauen. Sie promovierte am Institute for Creative Arts der University of Cape Town. Sie arbeitet und lebt in Johannesburg. Neben ihrer Tätigkeit als Künstlerin lehrt sie auch an der Universität. Ihre Kunst kann auch als politischer Aktivismus verstanden werden.
Zu den Auszeichnungen, die Gabrielle Goliath erhalten hat, gehören unter anderem der Future Generation Art Prize/Special Prize (2019), der Standard Bank Young Artist Award (2019) sowie der Preis des Institut Français, Afrique en Créations auf der Bamako Biennale (2017).