Ausgehöhlte Fratzen auf schwarzen Leinwänden. Ist das gute Malerei?
"Everything No One Ever Wanted" heisst die erste grosse Malereiausstellung des Künstlers Tobias Spichtig, welche diese Woche in der Kunsthalle eröffnete. Ziemlich viel 'Show', präsentiert mit nonchalanter Geste. von Mirco Kaempf
24.01.21 Tobias Spichtig
Der Schweizer Künstler Tobias Spichtig zeigt mit 'Everything No One Ever Wanted' eine Malerei 'Show' in der Kunsthalle Basel
Die obere Etage der Kunsthalle Basel ist wie gemacht für Malerei. Mit viel natürlichem Licht und viel Raum zum Atmen. Doch die Bilder von Tobias Spichtig sind nicht klassisch gehängt. Sie sitzen höher. Dafür steht eine Konzertbühne mitten im Raum. Das Publikum ist eingeladen, auf die Bühne zu kommen und so wieder auf Augenhöhe in die Bilder zu schauen. Die Bilder blicken zurück. Fratzen von gespenstischen Figuren auf schwarz grundierten Leinwänden. Abgebrochene Bergspitzen. Stillleben. Klassische Genres in der Kunstgeschichte sind die Hauptprotganist:innen in dieser Art-Show. Oder sind es vielleicht doch wir selbst, welche die Stars dieser Schau sind, wenn wir uns auf der Bühne bewegen?
Tobias Spichtig ist in Sempach geboren und lebt heute in Zürich und Berlin. In vergangenen Ausstellungen hat er Räume mit gebrauchten Matratzen gefüllt, sie zugestellt mit gebrauchten Vitrinen und gewölbten Spiegeln, wobei seine Malerei stets eher verdeckt war. Dass diese nun geradezu offensiv zur Schau gestellt wird, ist eher neu. Ein Grossteil der ausgestellten Bilder sind gerade einmal ein paar Monate alt. Und dennoch werden sie im Diskurs sofort mit dem verglichen, was war: Im Ausstellungstext liest man Vergleiche mit den 80 Jahre alten Bildern des Malers Bernard Buffet, andere denken bei seinen Landschaften vielleicht auch an Caspar David Friedrich. Auch wurde in einer früheren Ausstellung vom mittelalterlichen Philosophen Nikolaus von Kues Referenz genommen. Kunst, das sei eben immer auch ein Dialog mit Menschen über die Zeitepochen hinweg, sagt Spichtig.
Die Werke von Tobias Spichtig sind nicht eindeutig. Aber beeindruckend. Einige finden vielleicht Gefallen an einer scheinbaren Morbidität, andere sehen möglicherweise eine grosse Portion schwarzen Humor in den ausgehöhlten Fratzen seiner markanten Figuren, für wieder andere sind es die minimalistischen Ecken und Kanten, seiner Version des Eiger, Mönch und Jungfrau welche in Richtung eines grossartigen, abstrakten, Neo-expressionistischen Stils gehen.
Die Ausstellung wird übrigens von der Musik des Avantgarde-Gitarristen Mick Barr (aka Ocrilim) begleitet. Musik, welche Tobias Spichtig oft beim Malen gehört hat. "Everything No One Ever Wanted" ist zu sehen bis zum 28. April in der Kunsthalle Basel.
Ausgehöhlte Fratzen auf schwarzen Leinwänden. Ist das gute Malerei?
"Everything No One Ever Wanted" heisst die erste grosse Malereiausstellung des Künstlers Tobias Spichtig, welche diese Woche in der Kunsthalle eröffnete. Ziemlich viel 'Show', präsentiert mit nonchalanter Geste. von Mirco Kaempf
24.01.21 Tobias Spichtig
Der Schweizer Künstler Tobias Spichtig zeigt mit 'Everything No One Ever Wanted' eine Malerei 'Show' in der Kunsthalle Basel
Die obere Etage der Kunsthalle Basel ist wie gemacht für Malerei. Mit viel natürlichem Licht und viel Raum zum Atmen. Doch die Bilder von Tobias Spichtig sind nicht klassisch gehängt. Sie sitzen höher. Dafür steht eine Konzertbühne mitten im Raum. Das Publikum ist eingeladen, auf die Bühne zu kommen und so wieder auf Augenhöhe in die Bilder zu schauen. Die Bilder blicken zurück. Fratzen von gespenstischen Figuren auf schwarz grundierten Leinwänden. Abgebrochene Bergspitzen. Stillleben. Klassische Genres in der Kunstgeschichte sind die Hauptprotganist:innen in dieser Art-Show. Oder sind es vielleicht doch wir selbst, welche die Stars dieser Schau sind, wenn wir uns auf der Bühne bewegen?
Tobias Spichtig ist in Sempach geboren und lebt heute in Zürich und Berlin. In vergangenen Ausstellungen hat er Räume mit gebrauchten Matratzen gefüllt, sie zugestellt mit gebrauchten Vitrinen und gewölbten Spiegeln, wobei seine Malerei stets eher verdeckt war. Dass diese nun geradezu offensiv zur Schau gestellt wird, ist eher neu. Ein Grossteil der ausgestellten Bilder sind gerade einmal ein paar Monate alt. Und dennoch werden sie im Diskurs sofort mit dem verglichen, was war: Im Ausstellungstext liest man Vergleiche mit den 80 Jahre alten Bildern des Malers Bernard Buffet, andere denken bei seinen Landschaften vielleicht auch an Caspar David Friedrich. Auch wurde in einer früheren Ausstellung vom mittelalterlichen Philosophen Nikolaus von Kues Referenz genommen. Kunst, das sei eben immer auch ein Dialog mit Menschen über die Zeitepochen hinweg, sagt Spichtig.
Die Werke von Tobias Spichtig sind nicht eindeutig. Aber beeindruckend. Einige finden vielleicht Gefallen an einer scheinbaren Morbidität, andere sehen möglicherweise eine grosse Portion schwarzen Humor in den ausgehöhlten Fratzen seiner markanten Figuren, für wieder andere sind es die minimalistischen Ecken und Kanten, seiner Version des Eiger, Mönch und Jungfrau welche in Richtung eines grossartigen, abstrakten, Neo-expressionistischen Stils gehen.
Die Ausstellung wird übrigens von der Musik des Avantgarde-Gitarristen Mick Barr (aka Ocrilim) begleitet. Musik, welche Tobias Spichtig oft beim Malen gehört hat. "Everything No One Ever Wanted" ist zu sehen bis zum 28. April in der Kunsthalle Basel.