Neues von Béatrice Graf, Trashworld, Liraz und Evelinn Trouble
Die Radio X Musikredaktion stellt dir wöchentlich ihre schönsten Neuentdeckungen genauer vor. Die Rubrik “Früsch” gibt es live jeden Donnerstag um 14 Uhr und in der Wiederholung am Sonntag um 16 Uhr. von Mirco Kaempf
Wer schon einmal in den Genuss eines Livekonzertes der queer-fem Punkband Ester Poly kam, weiss Bescheid: Béatrice Graf ist eine der besten (Rock)Drummerinen der Schweiz. Und dabei würde man ihr Unrecht tun – ist sie doch auch Jazzmusikerin, Multiinstrumentalistin, und schreckt auch lyrisch nicht davor zurück, markante, politische Forderungen zu äussern und gesellschaftliche Zustände zu beschreiben, Auf ihrem Solo Album CHANSONS & MORE singt sie in Songs wie „No Greenwashing“, „Last Minute Call“ oder „Spéculation“ teilweise sensibel, teilweise laut rufend. Das klappt aber auch instrumental gut, zb auf "Punk Prayer" „Not much. And yet a lot. Enough for Béatrice Graf, a multifaceted musician for whom music holds no secrets, to set the scene for a changing world in different tableaux.While percussion acts as the general structure of the concert, a number of landscapes are woven together by her diddley bows, used like a multi-purpose Lap Steel.”
Der Kapitalismus ist ein Hamsterrad, welcher uns in den Ruin treibt. Das wurde schon einige Male heruntergebetet, etwas neuer persiflieren es in einem geradezu sexualisierten Portrait der Armut nun Trashworld mit "Fuck Work". Es ist die neuste Single des Projektes von (sozusagen) Surfbort Punk Ikone Dani Miller und Partner:in Ash Smith. Der Bandname ist dabei Programm, in einer Mischung zwischen Trash, Techno und Hardcore hämmern sie ihre Abneigungen raus „this particular track is about being fed up with the work obessions“. Es ist der erste von insgesamt sechs Tracks der kommenden Livin in a Trashworld EP.
Seit einigen Jahren setzt sich die israelische Sängerin und Schauspielerin Liraz für Frauenrechte und Frieden im Nahen Osten ein, in Interviews, mit Konzerten und mit ihrer Musik: Sie ist ein Kind iranischer Eltern und singt ihre Songs auch auf Farsi. Letzten Freitag erschien die EP Enerjy - انرژی { mit der Leadsingle Haarf - حرف, was soviel wie ‚miteinander sprechen‘ bedeuten soll. Die Musik ist stark traditionell geprägt, lässt aber Disco, Rock&Roll und Synthesizers miteinfliessen.
Ein erschütterter Ruf nach Freiheit wird auch Evelinn Trouble geäussert. Mit "Dark Times (To Those Born After)" nimmt sie lyrisch Bezug auf ein Bertolt Brecht Gedicht («An Die Nachgeborenen») in welchem Bezug auf die Ohnmacht in Anbetracht der Kriegszustände genommen wird: «I'm living in dark times / All innocent are fools / Anyone still smiling / Just hasn't heard / The gruesome news»