Game Review: Indika - durch Blasphemie zur Selbstverwirklichung?
Gut und Böse, Warm und Kalt, das seien nur Messwerte auf einer Skala - Gott und der Teufel, das sind wir selbst. Es ist nicht oft, dass in Videospielen ein solcher Ton angeschlagen wird. Im Indiegame Indika allerdings, wo ihr eine junge russisch-orthodoxe Nonne auf ihrer Reise begleitet, wird philosophiert wie in einem Arthouse Flick. von Mirco Kaempf
24.05.30 Indika
Im Videospiel 'Indika' von Odd Meter übernehmt ihr die Rolle einer russisch-orthodoxen Nonne und stellt Sinn und Unsinn eures Glaubens in Frage.
'Indika' heisst die junge Nonne, die ihr auf ihrer Reise zu ihrem eigenen Ego begleitet. Es ist ein ziemlich kurzes Spiel, welches mehr an ein prosaisch geschriebenes Buch oder einen Film erinnert. Manche würden es vielleicht auch als klassischen Indie-Game-Walking-Simulator bezeichnen, mit Puzzle-Elementen und charmanten Pixel-Einlagen. Das ist aber auch gut so, denn Indika funktioniert am besten als Vehikel zum nachdenklichen Verweilen. Wer über ein kantiges Gameplay hinwegsehen kann, geniesst die leicht düstere, melancholische Stimmung mit dem eklektischen Soundtrack.
Das Spiel ist so etwas wie eine Parabel für Sinn und Unsinn, für Inhalt und Inhaltslosigkeit von Zuständen. Als christlich-orthodoxe Nonne in einem fiktiven Russland des 19. Jahrhunderts geht ihr zunächst Wasser schöpfen, nur damit dieses gleich wieder ausgeschüttet wird. Ihr sammelt (typisch videospielmässig) Münzen, wobei euch gesagt wird, dass auch diese vollkommen nutzlos seien. Ihr lernt auf eurer Reise einen Sträfling kennen, der aus seiner Haft ausgebrochen ist und vergleicht eure Erfahrungen im Kloster und im Gefängnis.
Indika ist ein kritisches Spiel, das in erster Linie den dogmatischen christlichen Glauben infrage stellt. Man kann aber noch weiter gehen. Fast das gesamte 14-köpfige Entwicklerstudio Odd Meter hat sich nach Kriegsbeginn entschieden, aus ihrem Heimatland zu flüchten und das Spiel in Kasachstan fertigzustellen. Die russisch-orthodoxe Kirche steht heute immer näher bei Putin und befürworte sogar den Krieg gegen die Ukraine, kritisierte jüngst der Entwickler Dmitry Svetlow. Das Spiel kann daher auch als Geste des Protests gegen eine destruktive Kultur gelesen werden, gegen ein System, das Menschen unterjochen will.
Herausgekommen ist es im Mai für PC, die PlayStation5 und die Xbox-Series Konsolen.