Die Cowboys von Südafrika
Diese Woche präsentiert das Atelier mesmerrahmen die Fotoausstellung Karoo Cowboys. Die hierbei abgelichteten Cowboys reiten – ganz unseren Erwartungen entsprechend – auf Pferden und treiben ihre Kälber durch die endlose Graslandschaft. Doch sie sind weder weiss, noch in Amerika. Bei diesen Cowboys handelt es sich um Angehörige der Khoisan, einer indigenen Bevölkerungsgruppe Südafrikas. von Julia Brogli
22.01.27 Karoo Cowboys
Bericht zu der der Fotografie-Ausstellung "Karoo Cowboys" von Yasser Booley
Yasser Booley ist ein Fotograf, Produzent und Regisseur aus Kapstadt, Südafrika. In seinem Leben ist er viel gereist, gerade auch innerhalb des afrikanischen Kontinents. So zum Beispiel vor drei Jahren, als er mit dem Zug und Bus von Kapstadt nach Sansibar fuhr – eine Strecke von 5000 Kilometern. Seine Reisen dokumentierte Yasser stets mit Schrift, Film- und Fotokamera. Die Menschen, die ihm auf dem Weg begegnet sind, die Geschichten, die er erlebt, und die Erkenntnisse, die er gewonnen hat.
Gerade die Trips innerhalb seines Heimatkontinents prägten ihn und veränderten seine Beziehung und seine Ansichten gegenüber Afrika nachhaltig. Sie liessen ihn das Potenzial, das Können und Wissen und vor allem die Selbstachtung und die Würde Afrikas und dessen Bewohner:innen erkennen und verinnerlichen. Dieses Bewusstsein trägt Yasser Booley nun mit seinem künstlerischen Schaffen und seinen Fotos an die Öffentlichkeit – so auch in seiner aktuellen Ausstellung im mesmerrahmen.
Karoo Cowboys portraitiert die Khoisan, ein südafrikanisches Urvolk, welches gleichzeitig genetischen Untersuchungen zufolge das älteste Volk der Welt ist. Ihre Spuren lassen sich 150 000 Jahre zurückverfolgen. Zum Vergleich: der Homo Sapiens verliess den afrikanischen Kontinent gerade einmal vor 120 000 Jahren.
Yassers Fotos dokumentieren das Leben der Khoisan – ihre Haltung, ihre Arbeit, ihr Können, ihre Traditionen. Die Fotos stehen im weiteren Sinne aber auch für den ganzen Kontinent und repräsentieren ein Afrika, welches stolz, vielfältig, selbstbestimmt und reich an Ressourcen und Wissen ist. Ein Afrika, welches nicht dem auf kolonial-basierten Ideologien und von Medien und Machtstrukturen bis zum heutigen Tag aufrecht erhaltenen Bild des hilfsbedürftigen und auf den erhabenen Westen angewiesenen Kontinenten entspricht.
Karoo ist die Bezeichnung für die Region, in der die Fotos aufgenommen wurden – eine Halbwüstenlandschaft in den Hochebenen Südafrikas. Der Begriff „Cowboys“ steht für das verhärtete und vielfach reproduzierten Bild des weissen Helden mit Pferd und Hut, welcher durch die Gegend reitet und gegen „böse“ nicht-weisse Ureinwohner kämpft (und diese natürlich tapfer im Alleingang besiegt). Die Ausstellung Karoo Cowboys zeigt uns eine alternative Auslegung dieser Geschichte. Sie konfrontiert uns mit den eigenen festgefahrenen Vorstellungen und ermöglicht eine selbstreflektierte Auseinandersetzung mit der eigenen Weltanschauung.
Heute Abend um 18:30 findet im Atelier mesmerrahmen im Rahmen der Ausstellung noch zusätzlich eine Präsentation von Yasser Booley statt, in der er weitere Einblicke in seine Arbeit gewährt.
Seine Fotografie-Ausstellung „Karoo Cowboys“ kann man noch bis und mit diesen Samstag, den 29. Januar im mesmerrahmen in der St. Johanns-Vorstadt besichtigen.