Album der Woche: LUV (Songs of Yesterday) von Laena Myers
Das Debütsoloalbum der Kalifornierin und Begründerin der Postpunk Band FEELS klingt bemerkenswert zeitlos: Im Arrangement, in der Instrumentierung, im Biegen und Brechen ihres Gesangs. Es sind sehr introvertierte Rocksongs, die klingen, als wären sie schon längst Teil eines Classic-Rock-Kanons. Erschienen auf dem Zürcher Label Taxi Gauche Records. von Mirco Kaempf
Album der Woche - Laena Myers - Luv
Die L.A. Musikerin Laena Myers (Postpunkband FEELS) veröffentlicht ihr Debütsoloalbum via Taxi Gauche Records
Patti Smith hat proklamiert, dass die E-Gitarre die Mittel zur nächsten Revolution sein würde. "it weighs less than a machine gun/ and never runs out of ammunition.” (Babelfield, 1976). Und auch heute noch, 40 Jahre später, dient die Gitarre im klassischen Musikkatalog immer noch als Waffe der Wahl für so viele Träumer:innen, um ihre subversiven Energien zum Ausdruck zu bringen. Ein Mittel zur Findung und zum Aufbruch. Auch für die in Los Angeles ansässige Laena Myers, Frontfrau der (Postpunk)-Band Feels, ist die Gitarre seit über zehn Jahren Mittel zu vorallem, lautstarken Äusserungen. Im letzten FEELS Album (Post-Earth) wurden planetarische Krisenzustände thematisiert. Für ihr Debütsoloalbum allerdings, schreibt sie keine Songs über gesellschaftliche Konflikte, sondern greift nach ganz persönlichen Referenzpunkten.
Das Handwerk der Musik hatte Laena Myers quasi in die Wiege gelegt bekommen. Ihre Mutter ist die rumänische Künstlerin Greta Ionita von der Band Babooshka, ihr Vater war der DEVO-Drummer Alan Myers (you know the one) - sie ist also schon kantiger Musik sozialisiert worden. In der Highschool habe sie stets Sonic Youth und Velvet Underground auf den Kopfhörern gehabt, während sie gleichzeitig im Junior Philharmonic Orchestra of California spielte. Später arbeitete sie als Session-Musikerin von Noise bis Pop, mit Ty Segall oder den Allah Las. Auf ihrem ersten Soloalbum spielt sie Gitarre, Violine, Bratsche, Omnichord und Perkussion.
Die Songs auf diesem Album sind in einem ähnlichen Zeitraum entstanden wie die Songs vom letzten FEELs-Album, einer Band, mit welcher sie schon bald 10 Jahre unterwegs ist. Währenddem "Post Earth" sich um sehr externe Themen drehte - Klima, Politik, Gesellschaft -, beziehen sich die Songs hier sehr auf eine innere Gefühlswelt. Viele Songs drehen sich um Erschöpfung, Trauer - aber auch den dazugehörigen Aufbruch aus einer Misere. Die Songs von Laena Myers haben eine Haltung, eine Art innere Grösse inne, welche mit den Akkorden herauszuresonieren scheinen.
“This is my first release where I’m not hiding behind anything, and even though I’ve been writing songs and playing music since I can remember, releasing this record has been a really long process. I’ve come from a place of being a really shy person to one where I feel I can share my most tender feelings publicly, even finding strength in it, and I’m realising I can also connect with people on a deeper level this way too.”
Bei den jetzigen Songs auf ihrem Debütsoloalbum bei "LUV" wurde zum ersten Mal deutlich, dass sie nichts zu verbergen habee. Es gibt eine Stärke, die sie in dieser Zerbrechlichkeit gefunden hat. Es ist Musik, die immer noch im Rock'n'Roll- und Gitarrenkanon verwurzelt ist. Auch wenn sie die Gitarrenmusik nicht neu erfindet, muss sie das auch gar nicht – sie bringt treffsichere, pointierte Songs hervor, die mal geschmackvoll zurückhaltend sind (in 'The Choir' singt sie im träumerischen Beet der Natur), mal aufpeitschend wirken (in 'Give em Hell' ruft sie sich selber ein Mantra der Ermächtigung zu). Die Lieder auf "Luv, Songs of Yesterday" von Laena Myers finden bei vielen sicherlich einen Anklang, eben gerade weil sie von LUV, von Herzen kommen, und über ganz subjektive Dinge gesungen wird, die wir alle irgendwie kennen. Bandcamp / Instagram / Taxi Gauche