Album der Woche: Black Encyclopedia of the Air von Moor Mother
Für die Autorin, Musikerin und Aktivistin Camae Ayewa ist die Welt ein Ghetto. Und die Zeit ein Bindegewebe, das in alle Richtungen strahlt. Als Moor Mother entwirft sie afrofuturistische Zukunftsvisionen, die gestern schon beginnen. von Mirco Kaempf
Album der Woche - Moor Mother - Black Encyclopedia of the Air
Als Moor Mother kreiert Camae Ayewa ein meta-philosophisches Klangwerk, das mit Hip Hop, Noise und Poetry das Geflecht der Zeit neu formulieren will.
Als Teil des Black Quantum Future Kunstkollektivs (zusammen mit Rasheedah Phillips) geht es Camae Ayewa darum, Zeit neu zu denken, sich aufzulehnen gegen die dualistischen, patriarchen, kapitalistischen und rassistischen Lehren. Sie suchen: "a new approach to living and experiencing reality by way of the manipulation of space-time in order to see into possible futures, and/or collapse space-time into a desired future in order to bring about that future’s reality." Die Philosophie der Manipulation von Zeit zieht sich durch das gesamte künstlerische Wesen von Ayewa. Als Moor Mother zieht es sich durch performative Sets und experimentelle Alben. In ihrem neusten Album, Black Encyclopedia of the Air (laut eigenen Aussagen ihr wohl zugänglichstes, ever) zitiert sie aus einer Vortex von Hip Hop, Noise und spoken word. Sie nimmt uns mit in schwarz-fantastische Protestzüge, historische Ohnmacht und pointierte, scharfzüngige Kompositionen (meistens weniger als 2Minuten lang). Die Tracks sind einlullend, verwoben und exquisit co-produziert von Olof Melander.
Es sei falsch zu denken, Zeit fliesse vorwärts bis alles in einer unkontrollierbaren Katastrophe endet. Für sie verlauft Zeit eher in Kreisen und aus diesen Kreisen liessen sich neue Möglichkeiten für die Zukunft formulieren. Am Donnerstag, 21.10 spielt sie live in der Kaserne Basel.