Sommerliteratur: Am Ende bleiben die Zedern
Detektivgeschichte, Liebesroman, Coming-of-age-story - Pierre Jarawans Debutroman ist vieles, aber vor allem auch eine Erzählung über den Libanon und postmigrantische Identitätssuche. von Paul von Rosen
21.08.15 Sommerliteratur: Am Ende bleiben die Zedern
Buchtipp zu Pierre Jarawans Roman: Am Ende bleiben die Zedern
"Wer glaubt, er habe den Libanon verstanden, dem hat man ihn nicht richtig erklärt.“ - Libanesisches Sprichwort
Ihre Flucht vor dem Bürgerkrieg führt 1985 ein libanesisches Paar nach Deutschland. Dort kommt Samir zur Welt, doch als er acht Jahre alt ist, verschwindet sein Vater. Die Familie bleibt erschüttert zurück, und gerade Samir gelingt es ab da an kaum, sich auf die Gegenwart einzulassen. Als junger Mann begibt er sich daher im Libanon auf Spurensuche, um das Rätsel zu lösen.
Dabei wird das Land nicht nur zum Schauplatz dieser Suche nach dem Vater, die sich auch zur postmigrantischen Identitätssuche entwickelt, sondern zu einer eigentlichen "Hauptfigur": Die politischen und religiösen Spaltungen des Landes, seine konfliktreiche Geschichte, aber auch die Lebensart in Beirut und in den ländlichen Regionen, wo noch die Zedern wachsen, wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, ohne dass Jarawan den Roman dabei zum Sachbuch werden lässt. Spannung beim Lesen garantiert schliesslich allein schon der geschickte Aufbau der Erzählung, der Kapitel aus der Kindheit und Jugend Samirs mit in der erzählten Gegenwart im Libanon spielenden Abschnitten geschickt abwechselt, und so eine Vielzahl von Querverbindungen und Cliffhängern entstehen lässt.
"Am Ende bleiben die Zedern" ist wie ein fein gemixter Cocktail, bei dem von vielen guten Genrezutaten etwas drin ist, der aber daraus seinen eigenen, unverwechselbaren Geschmack entwickelt!