Album der Woche: Birdmask mit neuer EP 'Tristan'

Normalerweise steht Manuel Gagneux auf grossen Bühnen und schreit mit Zeal & Ardor die Welt an. Daneben sitzt er allerdings auch im kleinen Zimmer und komponiert Chamber Pop. Birdmask steht hier für eine andere Palette seines Seins. Auf der nun veröffentlichten Tristan EP stecken fünf Songs, welche nach innen blicken, statt nach vorne zu preschen. von Mirco Kaempf

ADW Birdmask - TRISTAN EP

Die neue EP von Birdmask (Manuel Gagneux, Zeal & Ardor) ist unser Album der Woche

Birdmask sei das 'Ying' zum Zeal and Ardor 'Yang'. Ein Projekt, welches Manuel Gagneux vor über 10 Jahren mit Klara Günther begonnen, aber schon bald alleine weitergeführt hat. In New York hat er Songs geschrieben und sich selber das Produzieren dieser Songs beigebracht. Einen Einblick in diese Zeit gewähren einige Tracks, die bis heute noch via Soundcloud und Bandcamp zu hören sind. Es sind Pop-Tracks, die allesamt DIY und selbstproduziert sind. Sie verzaubern mit Beats und eklektischer Instrumentierung. Viele davon sind kraftvoll, ironisch und klingen optimistisch (so wie man das von einem jungen Basler, frisch angekommen im Big Apple vielleicht erwarten würde) - ganz im Geiste von: 'Stay in the streets and out of school'.

Die neuen Songs von Birdmask auf der Tristan EP sind nicht so gradlinig. Beats spielen kaum eine Rolle und die Tracks klingen auch nicht mehr ganz so "selbstgemacht". Im Gegenteil: Hier offenbaren sich fünf Kompositionen, welche quasi auf hochglanzproduziert sind und ziemlich gut auch als Abspannmusik in der nächsten Netflix-Hitserie funktionieren könnten. Das hat seinen Grund - dieses Mal wurden sie statt auf dem heimigen Laptop im Keller im selbstgebauten Studio des Zeal and Ardor-Bandkollegen Marc Obrist (Hutch Sounds) in Oberwil aufgenommen und dann noch weiter poliert, indem es gemischt wurde von Adrian Bushby (Spice Girls, U2, Foo Fighters, Muse).

Die Songs haben so eine ziemlich kühle, aber dichte Klangtextur erhalten - eine Herangehensweise, welche Manuel Gagneux einfach mal ausprobieren wollte, sagt er. Die Songs auf der EP habe er zudem bereits in den letzten fünf Jahren geschrieben (zusammen mit den ebenfalls fertig gestellten Tracks, der kommenden EP). Tristan, die nun vorliegende EP, sei ein Versuch gewesen, Songs zu schreiben, in welcher vor allem eine emotionale Palette im Vordergrund stünde.

So sind im Wesen Songs entstanden, die vielleicht nicht sofort anspringen, teilweise für einige sogar generisch klingen könnten. Umso mehr Grund für die Hörer:innen, tiefer zu blicken. Sind Songs wie 'Recovery' oder 'Dearly Beloved' also 'messages in a bottle', aufgezeichnet von einer sensiblen Künstlerseele, verloren im schwarzen Wirbelsturm des Metal-Kommerz? Mental Health Ballads? Manuel Gagneux sagt, er habe sich nicht hingesetzt, um ein gewisses 'subject matter' aufzuzeichnen. Er sagt: "Ich schreibe Songs und weiss nicht wirklich, womit ich mich beschäftige, und Jahre später denke ich dann: 'Oh, warte, ich habe das wegen diesem und jenem geschrieben'".

Festmachen kann man die Songs also nicht, und festmachen lassen will sich Manuel Gagneux aka Birdmask sowieso nicht. Was bleibt, sind Songs, welche geradezu im Raum schweben, mit oppulenter Instrumentierung und sehr gefühlvollem Timbre. (Tristan erschien am 24. November 2023, via Radicalis.)

Album der Woche: Birdmask mit neuer EP 'Tristan'

Normalerweise steht Manuel Gagneux auf grossen Bühnen und schreit mit Zeal & Ardor die Welt an. Daneben sitzt er allerdings auch im kleinen Zimmer und komponiert Chamber Pop. Birdmask steht hier für eine andere Palette seines Seins. Auf der nun veröffentlichten Tristan EP stecken fünf Songs, welche nach innen blicken, statt nach vorne zu preschen. von Mirco Kaempf

ADW Birdmask - TRISTAN EP

Die neue EP von Birdmask (Manuel Gagneux, Zeal & Ardor) ist unser Album der Woche

Birdmask sei das 'Ying' zum Zeal and Ardor 'Yang'. Ein Projekt, welches Manuel Gagneux vor über 10 Jahren mit Klara Günther begonnen, aber schon bald alleine weitergeführt hat. In New York hat er Songs geschrieben und sich selber das Produzieren dieser Songs beigebracht. Einen Einblick in diese Zeit gewähren einige Tracks, die bis heute noch via Soundcloud und Bandcamp zu hören sind. Es sind Pop-Tracks, die allesamt DIY und selbstproduziert sind. Sie verzaubern mit Beats und eklektischer Instrumentierung. Viele davon sind kraftvoll, ironisch und klingen optimistisch (so wie man das von einem jungen Basler, frisch angekommen im Big Apple vielleicht erwarten würde) - ganz im Geiste von: 'Stay in the streets and out of school'.

Die neuen Songs von Birdmask auf der Tristan EP sind nicht so gradlinig. Beats spielen kaum eine Rolle und die Tracks klingen auch nicht mehr ganz so "selbstgemacht". Im Gegenteil: Hier offenbaren sich fünf Kompositionen, welche quasi auf hochglanzproduziert sind und ziemlich gut auch als Abspannmusik in der nächsten Netflix-Hitserie funktionieren könnten. Das hat seinen Grund - dieses Mal wurden sie statt auf dem heimigen Laptop im Keller im selbstgebauten Studio des Zeal and Ardor-Bandkollegen Marc Obrist (Hutch Sounds) in Oberwil aufgenommen und dann noch weiter poliert, indem es gemischt wurde von Adrian Bushby (Spice Girls, U2, Foo Fighters, Muse).

Die Songs haben so eine ziemlich kühle, aber dichte Klangtextur erhalten - eine Herangehensweise, welche Manuel Gagneux einfach mal ausprobieren wollte, sagt er. Die Songs auf der EP habe er zudem bereits in den letzten fünf Jahren geschrieben (zusammen mit den ebenfalls fertig gestellten Tracks, der kommenden EP). Tristan, die nun vorliegende EP, sei ein Versuch gewesen, Songs zu schreiben, in welcher vor allem eine emotionale Palette im Vordergrund stünde.

So sind im Wesen Songs entstanden, die vielleicht nicht sofort anspringen, teilweise für einige sogar generisch klingen könnten. Umso mehr Grund für die Hörer:innen, tiefer zu blicken. Sind Songs wie 'Recovery' oder 'Dearly Beloved' also 'messages in a bottle', aufgezeichnet von einer sensiblen Künstlerseele, verloren im schwarzen Wirbelsturm des Metal-Kommerz? Mental Health Ballads? Manuel Gagneux sagt, er habe sich nicht hingesetzt, um ein gewisses 'subject matter' aufzuzeichnen. Er sagt: "Ich schreibe Songs und weiss nicht wirklich, womit ich mich beschäftige, und Jahre später denke ich dann: 'Oh, warte, ich habe das wegen diesem und jenem geschrieben'".

Festmachen kann man die Songs also nicht, und festmachen lassen will sich Manuel Gagneux aka Birdmask sowieso nicht. Was bleibt, sind Songs, welche geradezu im Raum schweben, mit oppulenter Instrumentierung und sehr gefühlvollem Timbre. (Tristan erschien am 24. November 2023, via Radicalis.)