The Y xperienZ
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Die SGBK macht Künstlerinnen sichtbar - seit 1902
Noch nie hat die Galerie Carzaniga eine Ausstellung nur mit Frauen präsentiert - und schon gar nicht so viele. Insgesamt 65 Künstlerinnen beteiligen sich aktuell an der Jubiläumsausstellung der SGBK, der Schweizerische Gesellschaft Bildender Künstlerinnen. Gegründet vor 120 Jahren. von Mirco Kaempf
22.07.30 120 Jahre SGBK
Die Schweizerische Gesellschaft Bildender Künstlerinnen wurde 1902 begründet. Bis zum 20. August zeigen 65 Künstlerinnen Arbeiten in einer Jubiläumsausstellung in der Galerie Carzaniga
Eines der ersten Gemälde welches das Publikum in der Galerie Carzaniga aktuell sieht, ist eine Malerei gleich eines Schnappschusses. In einer kühlen Schalterhalle herrscht reges Treiben, Gesichter und Farben verschwimmen in alltäglichen Nebensächlichkeiten. Doch sind es genau solche Szenen, welche der Künstlerin Katja Dormann-Alexandrow stets begegnen und es sind solche Szenen, welche sie in ihrer Malerei umrahmt. Denn was sonst in Nebensächlichkeit untergeht und unsichtbar werden würde, wird hier malerisch festgefroren - sichtbar gemacht. Für die Augen des Autors hat dieses Bild somit auch Symbolcharakter. War dies doch auch der Grund, warum 1902 die Gründung der Société Romande des Femmes Peintres et Sculpteurs erfolgte. Um die Kunst der Frauen sichtbar zu machen.
Nachdem 1865 die GSMBA, Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten gegründet wurde, bemühten sich auch Frauen jahrelang, dort beizutreten. Die Antwort lautete meistens, dass dafür kein Platz wäre, in einer Männergesellschaft. Nach der Gründung der Société Romande des Femmes Peintres et Sculpteurs durch Berthe Sandoz-Lassieur und andere Gleichgesinnte in Lausanne, folgten Sektionen in Genf und Neuchatel. Später auch in Bern und Zürich (1909), sowie Basel (1923). Dennoch blieb es für Künstlerinnen schwerer. Wohl auch deswegen blieb die Frauengesellschaft bestehen, auch nach der Einführung des Frauenstimmrechts, was die GSMBA (heute unbenannt in visarte) dazu verpflichtete, ihren Verband auch Nicht-Männern zu öffnen. 2003 tauft sich die Gesellschaft in in die SGBK, Schweizerische Gesellschaft Bildender Künstlerinnen, um.
Heute stehen antipatriarchale Auflehnungen nicht mehr im Hauptfokus. Die SGBK fungiert vor allem als Berufsverband, welcher die Arbeiten seiner Mitgliederinnen sichtbar machen will. "Ich bin der Meinung, dass am Schluss nur die Qualität zählt. Das Endprodukt. Und nicht, wer das gemalt hat" sagt uns dementsprechend auch die Malerin Sylvia Heuser. Sie, wie auch Katja Dollmann-Alexandrow haben jahrelang Kunst gemacht. Jedoch aufgrund Familien und Berufsverpflichtungen erst an zweiter Stelle, später nach Unterbrüchen wieder vermehrt. Heute ist Malerei der Hauptverdienst von beiden und anstatt aktivistisch zu politisieren, wollen sie vor allem, ihre eigene Wahrheiten zur Leinwand bringen. In diesem Vorhaben versucht sie, die SGBK zu unterstützen.
Heute betreibt die SGBK Sektion Basel einen Ausstellungsraum am Spalenberg 18, organisiert offene Ateliers, Networking Treffen, punktuelle Gruppenausstellungen (50 Jahre Frauenstimmrecht im Bundeshaus Bern), ist verknüpft mit politischen Organisationen wie bspw. der alliance f oder bietet Anlaufstellen zu rechtlichen Beratungen. Die Jubiläumsausstellung zu 120 Jahren SGBK läuft seit dem 30. Juni und dauert noch bis zum 20. August 2022 in der Galerie Carzaniga.