Annemarie Schwarzenbach war weit mehr als ein verödeter Engel

Die Schweizer Kultautorin lebte ein relativ kurzes Leben. Sie war morphiumsüchtig, antifaschistisch, suchte Liebe in den Armen anderer Frauen und war fasziniert von der Ferne. Das spanische Autorinnenduo María Castrejón und Susanna Martín zeichnen ihr nach in «Annemarie», ein Graphic Novel erschienen im Lenos Verlag. von Mirco Kaempf

22.07.20 Annemarie Schwarzenbach Graphic Novel

Das spanische Autorinnenduo beleuchten das Leben der Schweizer Kultautorin Annemarie Schwarzenbach in einer Graphic Novel, erschienen im Lenos Verlag.

Ihr Blick in die Kamera war oft geradezu finster. Ihr Temperament geradezu aufrührerisch. Dennoch skizzieren die Autorinnen María Castrejón und Susanna Martín eine Annemarie Schwarzenbach in den mannigfaltigen Facetten einer Frau, die zerbrechlich war. Oft auf sich allein gestellt, entfremdet von ihrer konservativen Familie, fasziniert von Rilke, Leidenschaften für schöne und kreative Geister und ein Alltag on the road. Wir sehen Momentaufnahmen, sind ganz nahe bei ihr. Sehen «Annemarie» in schimmernd pastelliger Verwunderung, hellrot kratzenden Wutausbrüchen oder dunkelblauer Verlorenheit. Ihre Reisetagebücher, Reportagen und Fotografien finden ihren Platz zwischen den gezeichneten Panels und dienen auch als Querverweise, für das Werk, das sie hinterlassen hat. Sie verstarb 1942 und erst in den 1980er Jahren entdeckten Leser:innen ihre Arbeiten erneut. Seither wird Annemarie Schwarzenbach als "Kultautorin" und "androgyne Ikone" angesehen.

ANNEMARIE, von María Castrejón / Susanna Martín. Aus dem Spanischen von Myr Bloch, Sibylle Bühler, Nina Engel, Valérie Meier und Simge Yildiz ist erschienen am 4. Mai 2022 auf dem Basler Lenos Verlag.

Auszug aus ANNEMARIE, von María Castrejón und Susanna Martín
Auszug aus ANNEMARIE, von María Castrejón und Susanna Martín
Cover von ANNEMARIE, von María Castrejón und Susanna Martín