
Album der Woche: Side A Side B von Leopardo
Wie kann man vermeiden, immer wieder in die selben Muster hineinzufallen? Vielleicht mit einem feinfühligen sense of wonder, so wie es die post-Fribourger Band Leopardo mit ihrem neuen Album Side A Side B darlegt. Falsche Töne spielen hier eine Hauptrolle. von Mirco Kaempf
ADW Leopardo - Side A Side B
Die interkantonale Popsike Country Band Leopardo veröffentlicht ihr 5. Album, via Chrüsimüsi Records
Das sei sowas von passé, soll Romain Savarys Partnerin zu ihm gesagt haben, als es darum ging, dass Jungs Liebeslieder schreiben. Auch dieses Muster hat er auf Side A, Side B über weite Strecken abgelegt. Stattdessen bekommen wir eine andere Art von Lovesongs zu hören – Lieder wie Île d'Ogoz, die romantische Momentaufnahmen alltäglicher Erlebnisse skizzieren. Er singt davon, wie er einst seine Autoschlüssel auf einer Insel verlor, die Sterne im See funkelten und der Zigarettenrauch in der Luft hing – Szenen wie aus einem Tagebuch.
Es kann gewissermassen als Motiv des Albums gelesen werden: Auch Repititons (quasi der Titeltrack des Albums) singt er wiederholt von "Side A, Side B" und mimiert die immerselben Muster, in die Menschen sich hineinwerfen. Doch stellt er sich dieser Tendenz entgegen, ganz natürlich:
"I think I'm a quite bad musician, but something new always comes [...] sometimes I try to copy a song and then I discover a new trick on the guitar [...] it's important to change up the process when it comes to songwriting. Sometimes, instead of picking up the guitar and sing something, listen to a lot of music or try to focus on a sound more than the music." - Romain Savary
Manchmal hat man beim Hören von Romain Savarys Gesang das Gefühl, er selbst sei berührt und erstaunt über die farbenfrohen Klangwelten, die er mit seiner Kapelle kreiert. Aber vielleicht ist genau das der Weg, festgefahrene Muster zu durchbrechen – indem man aufrichtig zu sich selbst bleibt und sich die Neugier bewahrt. Er erzählt uns im Interview von einer Doku über die Country Teasers, in welcher gesagt wird: lange Zeit hätten Bands versucht, John Lennon nachzueifern, und Songs über Love & Peace geschrieben - doch das wird irgendwann langweilig. So behalten auch Leopardo ihre Affinität zu 60s Harmonien zwar bei, die so naive Pop-Innocence wird aber aufgefrischt durch eine sehr 'grainy' Aufarbeitungsweise. Die raue, Tape-ähnliche Lo-Fi-Ästhetik & körnige Klang klinge für ihn einfach ehrlicher. Und befreiter.
Diese Woche starten Leopardo eine zweiwöchigen Europatour und machen dabei auch Halt in Basel – diesen Samstag im Wurm. Wer alten Mustern entkommen will, strömt zu diesem pop-psychedelischen Country Love-In – ab 20:30 Uhr, Sie spielen zusammen mit Easy Goat, Leandro Barzabal und Liegenaar.