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Album der Woche: Choke Enough von Oklou
Die Pop-Künstlerin Oklou hat ein Album geschaffen, das Trance- und Eurodance-Elemente ohne Ironie integriert. Gleichzeitig bringt sie die Tiefe und Sicherheit einer Musikerin mit, die klassische Instrumente erlernt hat – ihre Songs baut sie von Grund auf sorgfältig auf und fügt nur dann das nächste Element hinzu, wenn es wirklich nötig ist. So ist ein wunderschönes, minimalistisches Juwel entstanden, das Einflüsse aus Hyperpop, Trance, Vapourwave und klassischer Barockmusik vereint. von Dion Monti
25.02.17 ADW Oklou - ADW Podcast
Das neue Album von Oklou via Because Music
Die französische Musikerin Marylou Mayniel, besser bekannt als Oklou (O.K. Lou ausgesprochen) , hat vor Kurzem ihr Debütalbum Choke Enough veröffentlicht. Die 31-jährige Pop-Künstlerin lernte schon in jungen Jahren Klavier und Cello zu spielen und sang als Kind in Chören. Mittlerweile produziert sie ihre eigenen Projekte, ist als DJ tätig und arbeitet auch als Schauspielerin. Obwohl Choke Enough ihr erstes offizielles Album ist, hat Oklou in den letzten sechs Jahren bereits ein Mixtape veröffentlicht, ein Album für ein Videospiel komponiert und unter verschiedenen Namen Musik herausgebracht.
Ihre Musik wird oft dem Genre Hyperpop zugeordnet, wobei sie selbst sagt, dass dieser Begriff für sie lediglich eine Bezeichnung für Popmusik ist, die nach 2010 entstanden ist. Hyperpop wird häufig als eine Form des musikalischen Maximalismus beschrieben – mit Anleihen aus zahlreichen Musikgenres, einer überladenen, digital klingenden Produktionsweise und stark bearbeiteten Gesangsspuren. Während einige dieser Elemente auch in Oklous Musik zu finden sind, lässt sie sich ebenso von anderen Einflüssen inspirieren, etwa von der Pop-Pionierin Laurie Anderson oder klassischer Musik, die ihrer Klangästhetik eine besondere Tiefe verleiht.
Frühere Projekte von Oklou bewegten sich in magischen, virtuellen Welten, in denen Schönheit im Vordergrund stand. Mit verträumten, verspielten und fast kindlichen Melodien sowie ihrer stark bearbeiteten Sopranstimme lud sie ihre Zuhörer*innen dazu ein, in andere Sphären zu flüchten. Dies setzte sie auch ganz konkret um, als sie gemeinsam mit dem Künstler Krampf ein Videospiel entwickelte, in dem Bewegungen und Ereignisse im Spiel anstelle von Geräuschen Musik erzeugten. Bei Konzerten steuerte sie mit einem Controller ihre Figur durch das Spiel, das auf die Bühne projiziert wurde – während sie live dazu sang.
Mit Choke Enough verabschiedet sie sich zwar nicht von Schönheit und Verspieltheit, setzt sich aber nun mit realen, erwachsenen Themen auseinander – mit unbeantwortbaren Fragen, Familiendynamiken, die für sie als werdende Mutter eine neue Bedeutung bekommen, und dem Menschen im digitalen Zeitalter.
Im Song Thank You for Recording thematisiert sie moderne Kommunikation und deren Einfluss auf unser Innenleben.
Plague Dogs wiederum verbindet verschiedene Videos und Filme, die sie im Internet gesehen hat. Der Titel bezieht sich auf einen animierten Film aus den 1980er-Jahren über zwei Hunde, die aus einem Versuchslabor fliehen. In gewisser Weise sampelt sie hier emotionale Eindrücke aus diesen Videos und erschafft daraus eine neue Geschichte. Der ironische letzte Satz des Songs lautet:
"Keep my dreams on the horizon and I'll never know if I'm being chased."
Das Album vermittelt den Eindruck, als würde die Künstlerin aus einer Parallelwelt heraus, die wie eine schützende Blase um sie schwebt, unsere Welt beobachten – mit Neugier und Liebe, aber auch mit einer sanften Schutzschicht aus Licht, bunten Farben und weichen Texturen.
Obwohl die Musik sehr poppig ist und Trance- sowie Eurodance-Elemente ohne Ironie einbaut, bringt Oklougleichzeitig die Tiefe und Sicherheit einer Musikerin mit, die klassische Instrumente erlernt hat. Ihre Songs baut sie sorgfältig Note für Note von Grund auf, fügt erst dann das nächste Element hinzu, wenn es wirklich nötig ist.