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Album der Woche: 'Something In The Room She Moves' von Julia Holter

Die Komponistin, Songschreiberin, Produzentin und Akademikerin Julia Holter hat vor kurzem ihr 6. Studioalbum auf dem Indie-Label Domino veröffentlicht. "Something in the Room she Moves" ist ein komplexes und anspruchsvolles Album, das genial darin ist, dass es immer interessant und genug zugänglich bleibt um einen weiterzuführen. Und als Dank für die Geduld entfaltet sich das Album wie eine Landkarte und wird immer größer und schöner. von Dion Monti

Album der Woche - Julia Holter

Something in the Room She Moves heisst das neue Album von Julia Holter

Julia Holter hat vor kurzem ihr 6. Studioalbum auf dem Indie-Label Domino veröffentlicht. Die Komponistin, Songschreiberin, Produzentin und Akademikerin führt eine vielseitige Karriere - wenn sie nicht an ihren eigenen Alben arbeitet, komponiert sie für Spielfilme oder doziert über Komposition und Songwriting. Diese Vielfalt hört man auch in ihrer bisherigen Arbeit. Man hört ihre Neugier und ihr durchdachtes Schaffen nach Konzepten. Auf ihrem neuen Album "Something in the Room she Moves" hört man, dass immer noch die alten Sensibilitäten vorhanden sind, aber es gibt auch neue, tiefere Nuancen zu entdecken.

 

Der Anfang des Albums fiel in das Jahr 2020, eine Zeit, in der sich viel im Leben der Künstlerin veränderte. Es war der Beginn der Pandemie, Julia Holter wurde Mutter und gleichzeitig musste sie den Verlust eines Familienmitglieds verkraften. Das neue Album ist also eine Reise nach innen, zu sich selbst geworden. Wie in ihren früheren Alben findet sich auch das Neue im Bereich des Art-Pop. Diesmal mit Einflüssen aus Ambient, zeitgenössischer klassischer Musik und experimentellen Techniken wie Bandmaschinenmanipulation und der Nutzung von Field Recordings. "Something in the Room she Moves" ist sanfter als ihr letztes Werk "AVIARY", das 2018 erschien. Es verzichtet fast vollständig auf verzerrte Gitarren und setzt stattdessen auf schwebende Synthesizer, Holzbläser und von Hall umgebene Drums.

Der erste Song des Albums, "Sun Girl", ist der Popigste von allen und dennoch weit entfernt von normalem Pop. Wie in einigen Songs auf dem Album fühlt es sich an, als würde der Song nach drei Minuten enden wie ein gewöhnlicher Popsong, aber "Sun Girl" geht dann erst richtig los.

Der titelgebende Song des Albums ist für mich einer der stärksten Songs. Er nimmt sich Zeit, baut sich mit einem zugänglichen Thema für die Stimme, verspielten Querflöten-Solis und breiten Synthesizer-Pads immer weiter auf.

Genau in der Mitte des Albums befindet sich der Song "Meyou". Eine Komposition nur für Stimme. Dass das Album Platz für Experimente wie "Meyou" hat, ohne dass sie fehl am Platz wirken, ist eine weitere Qualität von "Something in the Room she Moves". Julia Holter erklärt, dass sie während der Pandemie oft den Lieblingsfilm ihrer Tochter "Ponyo" gesehen hat und dass dieser Anime-Film den fließenden und wandelbaren Produktionsstil beeinflusst hat. Ein weiteres Beispiel ist das Lied "EVENING MOOD".

Technisch gesehen ist das Album auf einem sehr hohen Niveau. Die Produktion ist clever und der Einsatz von Effekten ist sehr kreativ. Die Aufnahme aller akustischen Instrumente ist seidig und wird in der Produktion und im Mix scheinbar mühelos mit den elektronischen Instrumenten vereint. Dadurch entsteht eine wunderschöne Weitläufigkeit, in der die klare Stimme von Julia Holter glänzen kann. "Something in the Room she Moves" ist ein komplexes und anspruchsvolles Album, das genial darin ist, dass es immer interessant und genug zugänglich bleibt und einen weiterführt. Und als Dank für die Geduld entfaltet sich das Album wie eine Landkarte und wird immer größer und schöner.