Album der Woche: Sling von Clairo

Die gefeierte Bedroom-Pop Chanteuse Clairo entflieht in die Einsamkeit um sich unbequemen Gedanken zu stellen. Entstanden ist ein introspektives Prachtswerk, in den schimmernden Farben der 70s Singer-Songwriter Tradition. von Mirco Kaempf

Album der Woche Clairo - Sling

Das zweite Album der Gen Z Sängerin/Produzentin Clairo macht einen Schritt zurück. Sie gibt sich introspektiv im Schimmer des 70s Folk.

Wie so oft im Post-Internet Zeitalter kam der Fame über Nacht - der im 2017 hochgeladene Track Pretty Girl  war für viele so etwas, wie ein Poster-Song für die lebendige LoFi Bedroom-Pop Szene. Und Clairo das Poster-Girl. Diese übergestülpte Rolle empfand Claire Cottril zwar schon immer als unangenehm, aber erst die forcierte Pause des 2020-Pandemiejahres brachte sie dazu, diesem Narrativ aktiv zu entfliehen. Anstatt ihr 2019-Debütalbum Immunity weiter zu betouren, verbrachte sie Zeit zu Hause bei ihrer Familie, hatte Gespräche mit ihrer Mutter, und adoptierte ihren neuen Rescue-dog Joanie (benannt nach Joni Mitchell). Diese Umstände brachte Clairo dazu, Familie, Mutterschaft und Domestizität neu zu reflektieren - und darüber, was die Musikindustrie mit jungen Frauen anstellt. Zusammen mit dem Produzenten Jack Antonoff (der schon St. Vincent letztes Album den 70s Zauber verlieh), zog sie in ein Studio in der Berglandschaft von Upstate New York und schrieb ihre Songs erstmals vor allem auf dem Klavier. Entstanden sind sehr Lyrikbeseelte Songs, die sich Zeit lassen, sich Raum nehmen, und so ganz anders als ihre vorherigen, elektronisch untersetzen Tracks klingen. 

Sling erschien am 16. Juli via FADER Label/Republic Records . Folgt Clairo via Soundcloud, Instagram, Facebook, Youtube