Das IRAN Update
Seit dem Tod der 22jährigen Kurdin, Mahsa Jina Amini setzen täglich tausende Menschen in Iran ihr Leben aufs Spiel. Aus den Protesten, die im September begonnen haben, hat sich eine Revolution entwickelt. Seither strömen jeden Tag neue, schreckliche, aber auch beeindruckende News über Twitter, Instagram und TikTok zu uns. Den Überblick über die aktuelle Situation in Iran zu behalten, ist eine Herausforderung.
"Das IRAN Update" setzt genau da an und verschafft einen wöchentlichen Rückblick auf die Geschehnisse in Iran. Die Hosts, Gilda Sahebi und Sahar Eslah, besprechen die wichtigsten Themen, werfen einen kritischen Blick auf Kommentare von Expert*innen, Journalist*innen und Politiker*innen und erklären politische und geschichtliche Zusammenhänge.
Eine Produktion von 190p GmbH.
Weil es uns von Radio X wichtig ist, unsere Hörer:innen regelmässig und mit der nötigen Tiefe über die Lage im Iran zu informieren, haben wir bei Gilda Sahebi und Sahar Eslah angefragt, ob wir ihren Podcast ausstrahlen dürfen. Du hörst ihn ab dem 2. Dezember jeweils freitags um 14 Uhr auf Radio X. Herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Beteiligten.
Alle Podcast-Folgen zum Nachhören
Wie Männlichkeit die mentale Gesundheit belastet und wieso der Feminismus eine Lösung sein kann
Die Netflix-Doku zum Rapper Haftbefehl hat mit dem Thema seiner mentalen Gesundheit viel Aufmerksamkeit generiert. Wie viele Männer, hat er sich weder professionelle Hilfe geholt, noch hat er kommuniziert, dass es ihm psychisch schlecht ging. Das machen viele Männer, denn das traditionelle Männlichkeitsbild erlaubt keine Verletzlichkeit, emotionale Nähe oder Therapie. Welche Folgen das hat und wieso der Feminismus eine Lösung sein könnte, erfährst du in diesem Beitrag. von Brais Jequier Ramos
25.12.13. Men's Mental Health
Wieso ist es aktuell?
Weisst du wann du das letzte Mal mit einem oder einer Kolleg*in über deine Gefühle geredet hast? Würdest du dir Therapie suchen, wenn es dir nicht gut geht? Stigmatisierung von psychischen Problemen passiert bei allen Geschlechtern. Jedoch wird ein Mann diese Fragen statistisch gesehen eher mit Nein beantworten als eine Frau. Die Umfrage des Bundes ist zwar bald 4 Jahre her, das Thema der mentalen Gesundheit bei Männern weiterhin aktuell. Zum Beispiel hat das SRF vor einigen Tagen eine Reportage zum ersten bestätigten Incel-Attentat der Schweiz veröffentlich. Incel ist eine Selbstbezeichnung einer Internet-Subkultur heterosexueller Männer die unfreiwillig keine romantischen oder sexuellen Beziehungen haben. Frauenhass und der Grundsatz, dass Frauen den Männern Sex schulden ist unter ihnen weit verbreitet.
Wieso ist es wichtig sich Hilfe zu suchen?
Auch die Netflix-Doku über Haftbefehl (Aykut Anhan) hat mit dem Thema seiner mentalen Gesundheit grosse Aufmerksamkeit bekommen. Haftbefehl hat, anstatt sich Therapie zu suchen, versucht mit seinen Problemen anders zu copen, besonders mit Kokain. Den Versuch mit psychischen Problemen zu copen, anstatt in Therapie zu gehen, beobachtet auch Roland Müller, Leiter der Fachstelle Männergesundheit Sandro. So würde bei Männern die in Therapie gehen, oft Suchterkrankungen diagnositiziert werden, ausserdem sei die Suizidrate bei Männern um ein vielfaches höher als bei Männern.
Woher kommt das Einsamkeitsgefühl?
Besonders dominant in der Debatte um die mentale Gesundheit von Männern ist der Begriff „Male Loneliness Epidemic“. Der Begriff umschreibt ein wachsendes Gefühl der Einsamkeiten bei Männern. Dieses Gefühl wird durch fehlende Emotionale Nähe und Verletzlichkeit ausgelöst. Männer können sich dem traditionellen Männlichkeitsbild nach nur gegenüber der Partnerin einer heterosexuellen romantische Beziehung öffnen. Wenn diese romantische Beziehung fehlt, fehlt die Möglichkeit sich öffnen zu können.
Die Einsamkeit kommt also nicht vom Fehlen der romantischen Beziehungen, sondern der fehlenden emotionalen Nähe. Ausgelöst durch die traditionellen Männlichkeitsvorstellungen.
Konsequenzen
Doch diese Vorstellung, dass Frauen schuld sind an der Einsamkeit der Männer, wird oft verbreitet. Besonders von Teilen der Mannosphäre. Die Mannosphäre ist ein Sammelbegriff für frauenfeindliche und antifeministische Online-Communities. Darunter auch die bekannte Incel-Bewegung oder der Influencer Andrew Tate. Oft behandeln diese Communities die Selbstoptimierung als Lösung aus der Einsamkeit oder den mentalen Problemen. Anstatt emotionale Nähe oder Therapie zu suchen, versucht man, ein «Alpha» zu werden. Die Idee des Alphas ist allerdings kontraproduktiv. Denn unter der Männlichkeitsvorstellung, die alles unter Kontrolle hat bzw. haben muss, leidet die mentale Gesundheit. Und unter schlechter mentaler Gesundheit leidet die gesamte Gesundheit.
Was kann ich tun?
Eine Lösung könnte deshalb sein, das eigene Männlichkeitsbild und die patriarchale Gesellschaft zu verändern. Der Feminismus sei dazu eine Lösung, sagt Sia Kohler, Co-Leitung beim Verein «Die Feministen», denn der Feminismus weicht Geschlechternormen auf und hilft Männern dabei, herauszukommen.Denn selbst wenn Influencer wie Andrew Tate behaupten, der Feminismus sei eine Gefahr. Ist der Feminismus eine Lösung, um aus Gendernormen herauszukommen, die auch Männern schaden. Dafür muss man sich, besonders als Mann, selbst hinterfragen. Das kann unangenehm sein. Roland Müller, Leiter der Fachstelle Männergesundheit SANDRO, sieht ausserdem Bedarf für Safe-Spaces und Aufklärungsarbeit für Männer.
Wo gibt es Hilfe?
Wenn du selbst von psychischen Problemen betroffen bist, ist jederzeit Hilfe erreichbar. Über die dargebotene Hand auf der Nummer 143. Wenn dir Gewalt widerfahren ist, kannst du dich bei der Opferhilfe beider Basel melden. Wenn du dich mit Fragen der Männlichkeit befassen möchtest, bekommst du auf der Website der Feministen mehr Infos und mehr Informationen zu Männergesundheit von der Fachstelle Sandro auf der Website von männer.ch.