Das IRAN Update
Seit dem Tod der 22jährigen Kurdin, Mahsa Jina Amini setzen täglich tausende Menschen in Iran ihr Leben aufs Spiel. Aus den Protesten, die im September begonnen haben, hat sich eine Revolution entwickelt. Seither strömen jeden Tag neue, schreckliche, aber auch beeindruckende News über Twitter, Instagram und TikTok zu uns. Den Überblick über die aktuelle Situation in Iran zu behalten, ist eine Herausforderung.
"Das IRAN Update" setzt genau da an und verschafft einen wöchentlichen Rückblick auf die Geschehnisse in Iran. Die Hosts, Gilda Sahebi und Sahar Eslah, besprechen die wichtigsten Themen, werfen einen kritischen Blick auf Kommentare von Expert*innen, Journalist*innen und Politiker*innen und erklären politische und geschichtliche Zusammenhänge.
Eine Produktion von 190p GmbH.
Weil es uns von Radio X wichtig ist, unsere Hörer:innen regelmässig und mit der nötigen Tiefe über die Lage im Iran zu informieren, haben wir bei Gilda Sahebi und Sahar Eslah angefragt, ob wir ihren Podcast ausstrahlen dürfen. Du hörst ihn ab dem 2. Dezember jeweils freitags um 14 Uhr auf Radio X. Herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Beteiligten.
Alle Podcast-Folgen zum Nachhören
Wie du deine Familie umbringen kannst...
Die Familie ermorden, Anspruch auf ihr Vermögen erheben, mit allem davonkommen, einen Hund adoptieren: Dies der eigentlich ganz simple Plan von Grace Bernard. Wie sie ihren Plan in die Tat umsetzt, liest du im Debütroman «How to Kill Your Family» der englischen Journalistin und Autorin Bella Mackie. Ein Roman, der vor schwarzem Humor trieft und gleichzeitig der Gesellschaft gnadenlos den Spiegel vor die Nase hält. von Claire Micallef
21.10.17 How to Kill Your Family
Unser Lesetipp: Bella Mackie's Debütroman "How to Kill Your Family".
Ihre Familie ermorden. Dies der geradlinige Fokus, den die Protagonistin Grace Bernard mit einer unbeirrbaren Bestimmtheit verfolgt. Ihr Motiv: Rache an ihrem Vater. Dieser hat ihre Mutter zuerst verstossen, nachdem er sie geschwängert hatte, und als sie kurz vor ihrem Tod ihn noch einmal um Hilfe bat, wies er sie eiskalt zurück. Gerade mal etwas Geld hatte er für seine ehemalige Affäre übrig und die harschen Worte, sie solle jeglichen Kontakt zu ihm unterbinden. Den Brief, mit dem ihr Vater ihre sterbende Mutter abgewimmelt hat, bekommt Grace im zarten Alter von 13 Jahren in die Hände – kurz nach dem Tod ihrer Mutter. Sie liest den Brief, liest die Herablassung in den Worten ihres Vaters, spürt die Verzweiflung ihrer Mutter und verfolgt ab diesem Tag nur noch ein Ziel: Sie würde ihren Vater und seine Familie den Schmerz, den sie nun empfindet, spüren lassen. Sie brauche aber noch etwas Zeit, müsse zuerst erwachsen werden, um den perfekten Plan umzusetzen. Fast forward: Grace ist in ihren Zwanzigern und bleibt ihrem 13-jährigen Ich treu: Schritt für Schritt bringt sie ein Familienmitglied ihres Vaters nach dem anderen um, bis nur noch er übrig ist. «Daddy dearest, I was coming for you.»
Wenn du nun das Bild eines blutrünstigen Mordromans vor Augen hast, warte noch einen Moment, bevor du dieses Urteil verinnerlichst. «How to Kill Your Family» ist alles andere als das. Die Autorin Bella Mackie lässt ihre Protagonistin ihre Familie nicht einfach kaltblütig abschlachten. Vielmehr versinkt Grace mit Liebe zum Detail in jeden einzelnen Mord, plant über Wochen, ja Monate, im Voraus, recherchiert, analysiert das Verhalten ihrer Opfer, passt jeden Mord mit Charme und Witz der Persönlichkeit des jeweiligen Familienmitglieds an. Fans der Erfolgsserie Killing Eve werden begeistert feststellen, Grace hält mit ihrer Innovation und Freude am Extravaganten bei jedem Mord problemlos mit Villanelle mit. Dies ist aber nicht die einzige Parallele zwischen dem Roman und der BBC-Serie: In beiden Erzählungen steht eine Antiheldin im Zentrum, die du als Leser:in / Zuschauer:in feierst und eigentlich willst, dass sie in ihrem Vorhaben Erfolg hat - auch wenn sie offensichtlich eine Psychopathin ist und ihr Vorhaben kaltblütiges Morden beinhaltet.
Grace Bernard, die Antiheldin in «How to Kill Your Family», geht frischfröhlich ihrer Mordlust nach. Dabei bleibt sie (beunruhigend) greifbar, ja gar sympathisch. Ohne zu zögern tut sie stets ihre Meinung kund. Was andere von ihr denken, ihr doch egal. Sie will nicht nett sein, nicht eine angenehme Gesellschaft. Sie ist ganz einfach Grace – und das gefällt ihr.
Zwar ist «How to Kill Your Family» Fiktion, doch prangert der Roman viele aktuelle politische und gesellschaftliche Probleme an, ohne aber mit dem Finger direkt darauf zu zeigen. Bella Mackie manövriert dich mit den Gedanken und Handlungen von Grace geschickt durch Themen wie Klassengesellschaft, Rassismus, Korruption, Sexismus und toxische Männlichkeit. Gerade zu letzteren hat Mackie in einem Interview gesagt, das Buch solle zwar lustig sein, sie wolle aber auch, dass Frauen es lesen und diese Wut spüren.
Feministisch, gesellschaftskritisch, düster und pechschwarz im Humor: «How to Kill Your Family» verbindet alles, was ein guter Roman braucht. Und vielleicht kannst du ja auch von der einen oder anderen Anleitung daraus Gebrauch machen…naaah, just kidding!
«They say you can’t choose your family, but you can kill them…»