Das IRAN Update
Seit dem Tod der 22jährigen Kurdin, Mahsa Jina Amini setzen täglich tausende Menschen in Iran ihr Leben aufs Spiel. Aus den Protesten, die im September begonnen haben, hat sich eine Revolution entwickelt. Seither strömen jeden Tag neue, schreckliche, aber auch beeindruckende News über Twitter, Instagram und TikTok zu uns. Den Überblick über die aktuelle Situation in Iran zu behalten, ist eine Herausforderung.
"Das IRAN Update" setzt genau da an und verschafft einen wöchentlichen Rückblick auf die Geschehnisse in Iran. Die Hosts, Gilda Sahebi und Sahar Eslah, besprechen die wichtigsten Themen, werfen einen kritischen Blick auf Kommentare von Expert*innen, Journalist*innen und Politiker*innen und erklären politische und geschichtliche Zusammenhänge.
Eine Produktion von 190p GmbH.
Weil es uns von Radio X wichtig ist, unsere Hörer:innen regelmässig und mit der nötigen Tiefe über die Lage im Iran zu informieren, haben wir bei Gilda Sahebi und Sahar Eslah angefragt, ob wir ihren Podcast ausstrahlen dürfen. Du hörst ihn ab dem 2. Dezember jeweils freitags um 14 Uhr auf Radio X. Herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Beteiligten.
Alle Podcast-Folgen zum Nachhören
Treibhaus: Auf Drift im ewigen Eis - eine Reise nach Spitzbergen
Spitzbergen liegt etwa 1300 Kilometer südlich des Nordpols, ein Archipel mit unzähligen Fjorden und Gletschern im arktischen Ozean. Nicht unbedingt im Zentrum des politischen Geschehens – und doch, vielleicht sogar gerade deshalb, eine Region, in der geopolitische Spannungen und Konflikte so konzentriert zu Tage treten, wie kaum anderswo. Das Hörspiel verbindet Aufzeichnungen der historischen Expedition mit Gesprächen und Interviews aus dem gegenwärtigen Spitzbergen.
23.08.19 und 23.08.20 Treibhaus Episode 45
1893 beginnt der norwegische Polarforscher Fridtjof Nansen eine waghalsige Expedition mit dem Ziel, als Erster den Nordpol zu erreichen. Mit der eigens dafür konstruierten Fram will er sich in das im Spätsommer entstehende Packeis einfrieren lassen und sich mithilfe der gerade entdeckten Eisdrift von Sibirien, über den Nordpol bis nach Grönland bewegen. Das Vorhaben scheitert, die Eisdrift ist zu langsam.
Spitzbergen in der Arktis ist ein Ort der Widersprüche: Im ewigen Eis leben Menschen in Siedlungen, die vor über hundert Jahren für den Bergbau entstanden sind. In der Arktis wurde und wird Kohle gefördert, aus Minen im Permafrost. Und diese Kohle führt nun als ein Treiber der globalen Erhitzung zum Auftauen genau dieses Bodens, zur Erosion der Berghänge um die grösste Siedlung Longyearbyen, wird durch Erdrutsche zur ganz konkreten Gefahr für die dort noch immer lebenden Menschen. Die Arktis ist eine sensible Region, in der Temperaturanstiege mit der dreifachen Geschwindigkeit geschehen, für Meeresbiolog:innen und diverse Polarforschende lässt sich hier bereits die Zukunft ablesen - und die Frage drängt sich auf, weshalb in einer solch sensiblen Region überhaupt noch Menschen leben. Gibt es auf Spitzbergen doch keine indigene Bevölkerung, ist die Region durch ihre monatelange Dunkelheit und Kargheit für Menschen eine schlicht menschenfeindliche Region. Und muss für das Überleben alles per Schiff und Flugzeug angeliefert, der Strom vor Ort mit Kohle produziert werden - dort zu leben, wo die Klimakrise am sichtbarsten verlangt enorme Anstrengungen und hohe Emissionen. Für Siv Limstrand, Pastorin in der norwegischen Siedlung Longyearbyen, sind es daher auch politische Gründe, die diesen Aufwand rechtfertigen: Auf Spitzbergen überschneiden sich die Konsequenzen extraktivistischer Lebensweise mit geopolitischen Interessen: Ist doch trotz der so offensichtlichen Gefahren der Klimakrise die Region noch immer ein Versprechen, auch in Zukunft dort Rohstoffe fördern zu können. Und um nationale Interessen durchzusetzen, braucht es Menschen, die dort leben. Und dies sind die Bewohner:innen norwegischer und russischer Siedlungen, die in einem dokumentarischen Hörspiel zu Wort kommen. Drift ist eine Collage über die Arktis, die Schichten menschlicher Interessen in einer so sensiblen Region freilegend, in der die Komplexität gegenwärtiger Krisen wie unter einem Brennglas zusammenkommt.