Norient Allgemein Timezones 1640 px x 924 px

Norient TIMEZONES 

TIMEZONES PODCAST-SERIE AUF RADIO X

Die Podcast-Reihe TIMEZONES erkundet die vielfältigen Realitäten von Künstler*innen und ihrer Praktiken weltweit und stellt die Frage: Was bedeutet es heute, in verschiedenen Ländern, Städten und Kontexten im Bereich Kultur und Kunst zu leben und zu arbeiten? Die  Reise geht von Nairobi über Rio de Janeiro  bis nach Beirut und Mount Makiling auf den Philippinen / die Ukraine und verarbeitet die Gedanken und Stimmungen der Künstler*innen, ihre sozialen, politischen und intellektuellen Realitäten und ihre(Lebens-) Philosophien zu künstlerischen Audiocollagen. 

TIMEZONES spielt dabei mit Formaten und Inhalten: der Podcast bewegt sich zwischen Journalismus und Experiment, Dokumentation, Ethnografie, Fiktion, Klangkunst oder Improvisation. Georgrafische Grenzen, Zeitzonen, Genres und Praktiken sollen überschritten und mit neuen künstlerischen Formen des Austauschs, des Zuhörens und des Erzählens experimentiert werden. Gemeinsam mit lokalen Produzent*innen und Künstler*innen entstehen dabei sehr persönliche Portraits und aktuelle Geschichten aus Städten rund um den Globus, die einen sehr subjektiven Eindruck in das weltweite und aktuelle Musik-und Kunstgeschehen ermöglichen.

TIMEZONES ist ein gemeinsames Projekt des Goethe-Instituts und Norient, dem weltweiten Redaktionsnetzwerk für zeitgenössische Musik- und Medienkulturen. 

Radio X ist neu als Partner mit an Bord: Als Weiterführung der im 2022 gestarteten Sendereihe airtime!, die künstlerischen Stimmen aus dem Globalen Süden und Osten Gehör verschafft, strahlen wir einmal im Monat eine Podcast-Folge aus. 

26. April NAIROBI: Nairobi’s Next Generation Music Producers and Performing Artists Speak Out

24. Mai BEIRUT: Traces of a City – A Pod Poem

21. Juni RIO DE JANEIRO: Staying Creative Between Beauty and Chaos in Rio de Janeiro

19. Juli MOUNT MAKILING: Ears on/of Mount Makiling

23. August BUENOS AIRES: Relations Condensed in Practice

ENG: 

The TIMEZONES podcast series plunges into the world of artists and their practices, asking: what does living and working in culture and the arts involve in different countries, cities, and contexts today? The experimental journey goes from Nairobi via Rio de Janeiro to Beirut and Mount Makiling in the Philippines/Ukraine and brings the he artists’ thoughts on their moods, their social, political, and intellectual realities and their philosophies (of life) into experimental audio collages.

The TIMEZONES podcasts run the gamut of formats and content, from straight journalism to experimental and documentary approaches, ethnography and fiction, sound art, and improvisation. The series endeavors to create new artistic forms of storytelling, listening and exchange across the boundaries of geography, time zones, genres, and practices. Together with local producers and artists, the podcast creates very personal portraits and current stories from cities around the globe, which allow a very subjective impression of the worldwide and current music and art scenes.

The Timezones Podcast Series is co-initiated and co-produced by the Goethe-Instituts and Norient, the worldwide platform and network for contemporary music and media cultures. 

Radio X is now on board as a partner: As a continuation of the series airtime!, which was launched in 2022 and which makes artistic voices from the Global South and East heard, we broadcast a podcast episode once a month. 

April 26, NAIROBI: 

May 24, BEIRUT: Traces of a City – A Pod Poem

June 21, RIO DE JANEIRO: Staying Creative Between Beauty and Chaos in Rio de Janeiro

July 19, MOUNT MAKILING: Ears on/of Mount Makiling

August 23, BUENOS AIRES: Relations Condensed in Practice

 

Spuk auf allen Kanälen – Geister machen Filme, Games und Podcasts unsicher

Geister gehören zu den Stars unserer Kulturgeschichte. Sie spuken in den Podcast-Charts, bringen Millionen an die Kinokassen und treiben ihr Unwesen in digitalen Welten – mal in Horrorgames, mal in knuffigen Jump’n’Runs.Im Rahmen der Sonderausstellung "Geister" im Kunstmuseum Basel, blicken wir im ersten von drei Teilen unserer Featurereihe auf die Rolle von Geistern in der Popkultur: im Ton, auf der Leinwand und im Videospiel. von Mirco Kaempf

25.10.23 11h 25.10.24 00h Geister in der Popkultur (Podcasts, Filme, Games)

Das Themenfeld Geister, Legenden, Okkultismus und Spiritualität ist in unterschiedlichen Medien anzutreffen: von Filmen über TV-Serien bis zu Games und Podcasts. Hier kommen unsere Radio X-Game- und Filmspezialist:innen zu Wort und blicken auf kultige wie auch hippe Games und Movies.

Geister & Podcasts

Das Bild kennen wir alle: ein Lagerfeuer, eine Taschenlampe, die von unten ins Gesicht leuchtet – und dann die Stimme, die eine Geistergeschichte erzählt. Dieses Ritual begleitet die Menschheit (in ähnlichen Formen) seit Jahrtausenden. Schon früh dienten solche Geschichten nicht nur der Unterhaltung, sondern auch als Warnungen – Märchen, die Kindern Grenzen aufzeigten und Erwachsene an das Unheimliche erinnerten, das jenseits der Feuerstelle lauert.

Simone Karpf, Hörspielproduzentin bei SRF, führt diese Tradition fort. Seit 2020 ist sie Teil des Teams hinter dem Podcast GRAUEN, einer Audio-Serie, die klassischen Grusel neu interpretiert. Die erste Folge begann – ganz traditionell – am Lagerfeuer. Eine Hommage an die uralte Kunst des Erzählens, die sich bis in prähistorische Zeiten zurückverfolgen lässt: Mesopotamische Grabbeigaben deuten bereits auf einen Glauben ans Übernatürliche hin. Und in späteren Kulturen – von Ägypten bis Griechenland – sorgten Rituale dafür, dass Seelen ihren Weg ins Jenseits fanden. Wenn sie das nicht taten, begann der Spuk.

„Angst ist das Erleben des Augenblicks vor der Handlung“, schrieb der dänische Philosoph Søren Kierkegaard. Wenn wir uns fürchten, spüren wir unsere Freiheit – und den möglichen Verlust derselben. Der Grusel wird damit zu einem sicheren Spielplatz für unsere Ängste. Und das kann, paradox genug, beruhigend wirken.

Doch Gruseln darf auch Spass machen. Und heute, im Zeitalter der Mikrofone und Streamingdienste, kann sich jede und jeder als Spukmeister versuchen. Podcasts wie Welcome to Night Vale, Lore oder The Magnus Archives zeigen, wie lebendig das Genre geblieben ist. Ob amerikanische Folklore, urbane Legenden oder Lovecraft-Neuinterpretationen – das Unheimliche ist längst wieder in Mode.

Geister & Kino

Der grösste Horror spielt sich im Kopf ab – in Szenen man nicht sieht, denn das Unsichtbare trifft uns tiefer als jedes Spezialeffekt-Monster. Das wusste auch Alfred Hitchcock. Und dennoch war das Kino wohl der  erste Ort, an dem Menschen Geister gemeinsam erleben konnten – kollektiv, in einem dunklen Saal. Seit Georges Méliès 1896 den ersten Spuk auf Zelluloid bannte, sind Geister auf der Leinwand so wandelbar wie unsere Ängste, erklärt Katja Morand, Filmfestkuratorin und Mitarbeiterin im Stadtkino Basel.

In Hereditary (2018) etwa stehen Heimsuchungen für familiäre Traumata, in Pans Labyrinth (2006) wird das Übernatürliche zum Symbol politischer Unterdrückung. Poltergeist (1982) wiederum erzählt von kolonialen Schatten – ein Haus auf einem indigenen Grab.

Geister spiegeln ihre Zeit. Der Vampir als Bild für dekadente Aristokratie, der Zombie als Metapher für eine entfremdete Konsumgesellschaft – das alles sind Varianten desselben Themas: die Angst vor Kontrollverlust.

Interessant ist dabei auch die ökonomische Seite: Horrorfilme gelten in Hollywood als verlässliche Renditemaschinen. Paranormal Activity kostete gerade einmal 15'000-mit post-production 200’000 Dollar – und spielte über 200 Millionen Dollar ein.

Das Stadtkino Basel widmet dem Spuk seit 2023 jeden Oktober seinen eigenen „Spooktober“. In diesem Jahr läuft parallel zur Ausstellung Geister im Kunstmuseum eine kleine Filmreihe: Personal Shopper (2017) mit Kristen Stewart und der Kinderfilm Das kleine Gespenst (2013) – Grusel für Gross und Klein, als Kino-Ritual im sicheren Dunkel.

Geister & Games

Doch was passiert, wenn wir nicht nur zuschauen, sondern selbst handeln müssen? Wenn der Spuk auf unsere Entscheidungen reagiert?

Der Luzerner Entwickler Michel Ziegler weiss, wie intensiv das werden kann. Sein Game Mundaun (Steam / PS4 / Xbox / Switch) entführt Spieler in ein abgelegenes Bergdorf, inspiriert von Sagen aus Graubünden. Das gesamte Spiel ist handgezeichnet – in Schwarzweiss, wie mit Kohle gemalt. Die Ästhetik wirkt archaisch, fast wie ein Fiebertraum.

Man folgt einem jungen Mann, der zur Beerdigung seines Grossvaters reist – und bald merkt, dass die Leiche fehlt. Hinter der dörflichen Idylle verbirgt sich ein alter Fluch, gespeist aus lokaler Folklore: Teufelspakte, sprechende Ziegen, Heumenschen. Der Horror ist nicht laut, sondern leise, schleichend – ein Spiegel innerer Konflikte.

Ziegler spricht von einem „magischen Ort“. Und tatsächlich beschreibt der niederländische Kulturtheoretiker Johan Huizinga Spiele als Magic Circle: geschützte Räume, in denen wir mit anderen Regeln leben. In Horrorgames können wir uns angstfrei fürchten – im Wissen, dass wir jederzeit aussteigen können.

Horror in Videospielen ist eine Nische, aber eine wachsende. Indie-Studios auf Plattformen wie Steam bringen laufend neue Titel heraus – von nostalgischen Silent Hill-Hommagen bis zu narrativen Walking Simulators, die wie Geisterbahnen funktionieren.

Geister nehmen dort viele Formen an: von den niedlichen Boos in Super Mario über die Multiplayer-Geisterjagd in Phasmophobia bis zum japanischen Rachegeist im neuen Samurai-Spiel Ghost of Yotei. Selbst Star-Entwickler Hideo Kojima hat angekündigt, für sein nächstes Spiel einen echten Geist zu „scannen“.

Geister sind überall – in unseren Geschichten, unseren Geräten, unseren Köpfen. Sie sind Teil unserer Popkultur, aber auch Spiegel unserer Zeit.

ein poster mit einem geist