
Essays aus einer nicht-kolonialen Brille
Das neueste Werk von Martin Dean "In den Echokammern des Fremden" ist eine Ansamlung von Essays. In diesen gibt er einen weiteren Einblick in seine Biografie, seinen Lauf als Autor und das koloniale Denken der Schweiz. Letzteres ist bis heute ein prägender Einfluss auf die anderen zwei Bereiche.
25.08.02 In den Echokammern des Fremden
Dass Martin Dean über seine eigene Biografie schreibt, sowie deren Zusammenhang mit dem Kolonialismus ist keine Neuigkeit. Sichtbar ist dies in Werken wie «Meine Väter» und «Tabak und Schokolade», letzteres wurde vergangenes Jahr für den Schweizer Buchpreis norminiert. Das Buch «In den Echokammern des Fremden“ zeigt, wie man als Person of Colour durch das weisse Denken in der Schweiz mit Vorurteilen etikettiert und von Gesellschaftsbereichen ausgeschlossen wird. In den einzelnen Essays liefert Martin Dean Beispiele, wie er dies selbst erlebt.
Beispiele aus dem Alltag
Die Essays ziehen sich von der Kindheit von Martin Dean bis in das Jahr 2024. Dean beschreibt das Aufwachsen im Aargauer Wynetal als ungemütlich, da Menschen mit ausländischem Hintergrund täglichem Rassismus ausgesetzt waren. „Wenn man durch die Strassen ging, schauten einen die Leute ungeniert an“, so Martin Dean. Und sie steckten einen als Person of Color (PoC) in eine Schublade. So dachten die Teamkollegen im Fussballverein, Martin Dean sei aufgrund seiner Hautfarbe ein begnadeter Fussballer, obwohl dies nur teilweise stimmte. Sämtliche rassistische Vorurteile erleben er sowie andere PoC’s auch noch heute. Denn die Schweizer Gesellschaft hat diese nicht aufgearbeitet.
Rassismus in der Literaturszene
Bis heute erfährt Martin Dean, dass einzelne Leute aus der Schweizer Literaturszene ihn nicht als Schweizer Autor anerkennen. Dean schreibt: „Da den in den fünfziger bis siebziger Jahren Eingewanderten grundsätzlich jede höhere Kultur abgesprochen wurde, traute man ihnen auch keine kreative Melancholie, keine schriftstellerische Rebellion und keine intellektuelle Schweizkritik zu.“ Diese Erfahrungen, die er persönlich auch machte, thematisiert er im Buch. So spürte er zum Beispiel, dass es von ihm nicht erwünscht war, wenn er in seinen Texten die Schweiz kritisierte.
Blick in die Zukunft
Die unzähligen Rassismus-Erfahrungen und die Kolonialschuld der Schweiz verarbeitete Martin Dean durchs Schreiben. Er sieht, dass die Schweizer Gesellschaft langsam auf Rassismus sensibilisiert wird. Im Kapitel „Eine Stadt wird schwarz“ geht er auf das Jahr 2020 ein, in dem Menschenmassen in Basel Stadt gegen Rassismus an PoC’s demonstriert. Jedoch muss noch viel Aufklärungsarbeit betrieben werden. „In den Echokammern des Fremden“ erschien dieses Jahr im Atlantis Verlag.