Salon Noirx

Kunstschaffende aus der Schweiz im Gespräch

In Salon Noirx kommen monatlich Kunst- und Kulturschaffende aus der ganzen Schweiz an den Runden Tisch und sprechen gemeinsam über ihre Praktiken und wie diese zu den aktuellen Zeiten stehen.

Salon Noir is a round table format in which artists and cultural workers across Switzerland come together to discuss their practice as it relates to the current times.

Salon Noirx wird freundlicherweise durch die Christoph Merian Stiftung und ab 2022 neu von der Stiftung Radio und Kultur Schweiz SRKS unterstützt. 

 

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Marie Matusz und das stille Lied der Repetition

Im Grunde sei ihre neueste Arbeit, die nun ein ganzes Jahr die Rückwand der Kunsthalle zieren wird, keineswegs konzeptuell, sondern sehr formell. Als Einheit und als Individuen spiegeln 30 schwarze Vitrinen ihr Umfeld und gewähren nur schwer Einblick - in was eigentlich? Das Werk Canons and Continents, zu sehen an der Rückwand der Kunsthalle, ist vielschichtig. von Mirco Kaempf

24.11.06 Marie Matusz Rückwand Kunsthalle

Die in Basel lebende Konzept Künstlerin Marie Matusz bespielt die Rückwand der Kunsthalle mit "Canons and Continents"

Wer in einem Kanon singt, bemerkt schnell, dass der vorgegebene Rhythmus und die Melodie nie perfekt wiederholt werden, sondern dass der gesamte Prozess dynamisch ist. Solche Muster, die vorgegeben und wiederholt werden und sich dabei ständig transformieren, bilden auch das Grundthema ihrer Arbeit "Canons and Continents". Es ist klug, dies in einem künstlerischen Kontext zu hinterfragen und die Kernidee auf verschiedenen Ebenen weiterzudenken. Folgt auch die Weltpolitik seit Generationen einem solchen Kanon von Ideen? Welche Muster wiederhole oder verändere ich? Inwieweit hinterfrage ich diese kanonische Wiederholung?

Marie Matusz, Detailansicht, von: Canons and Continents (Dérives I-XXXVI), Kunsthalle Basel Rückwand, 2024, Foto: Philipp Hänger / Kunsthalle Basel

Marie Matusz ist sehr versiert darin, eine glatte, formell unterkühlte Präsentation zu schaffen, die uns geistig in philosophische Überlegungen führt. Die rund 30-jährige Künstlerin aus Toulouse hat ihr Studium in Genf und an der HGK abgeschlossen und vor drei Jahren einen renommierten Swiss Art Award gewonnen. Die aktuelle Arbeit mit den 30 schwarzen Vitrinen an der Rückwand der Kunsthalle ist eine ihrer bisher grössten Einzelausstellungen. Doch eigentlich ist dieses Werksogar noch grösser, da es als eine ortsspezifische Installation im öffentlichen Raum die Umgebung mitdenkt und darauf abzielt, wie sich diese im Laufe eines Jahres auf das Werk auswirken kann. Von dem Glockenläuten einer Kirche, zu den Geschäften nebenan, und subventionierten Kulturhäusern drumherum. Dabeigehen die Perspektiven durchaus vom Persönlichen auch ins Globale.

Marie Matusz zeigt dunkle Vitrinenkästen und denkt über grosse Themen nach: über Muster, die über Kontinente hinweg wiederholt werden, über Dogmatismus, Postkolonialismus, Beziehungen und was es bedeutet, ein Individuum und zugleich Teil eines Ganzen zu sein. All das spiegelt sich in 30 gläsernen Vitrinen wider, 70 x 70 x 10 cm groß. Im Januar wird Marie Matusz eine Einzelausstellung in der Kunsthalle selbst präsentieren. Ein interessanter Nebenaspekt: Sie war auch Kuratorin unserer aktuellen Radio X Playlist of the Month. "Canons and Continents", das Rückwandprojekt der Kunsthalle von Marie Matusz, ist noch bis zum 17. August 2025 zu sehen.

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