Woche gegen Rassismus 2019

Album der Woche: Musicks von Connie Converse (1956)

Sie war ein Genie, mit halben Wesen im All schwebend, von einer tiefen Melancholie umgeben. Das sagen Zeitgenoss:innen über Connie Converse, welche in den 1950er Jahren Songs komponierte, die aus der Zeit zu fallen schienen. Bis sie schliesslich ganz vom Erdboden verschwand. Einen Einblick in ihr Wesen und Schaffen gibt nun das Album "Musicks", welches sie in ihrer Küche aufnahm. von Mirco Kaempf

Album der Woche: Musicks von Connie Converse

Connie Converse war in den 1950er Jahren eine Pionierin des Singer Songwriter Genres - sie blieb jedoch ohne Anerkennung und gilt bis heute als verschollen. Zu ihrem 99. Geburtstag wurde nun Musicks - ein homemade Recording veröffentlicht, welches sie 1956 bei sich zu Hause aufnahm.

Connie Converse war eigentlich näher am modernen Brooklyn-Hipster-Archetyp als am traditionellen Rollenbild einer jungen Frau in den 40er und 50er Jahren. Dennoch war sie ein Kind ihrer Zeit. Sie wuchs in einem strengen christlichen Haushalt auf, ihre Großtante wurde als Hexe verbrannt, ein Cousin verendete in einer Nervenheilanstalt, depressive Krankheitsbilder wurden familiär vererbt. 

In diesem Umfeld wuchs Connie, eigentlich Elizabeth Eaton Converse, als Mittelkind mit einem jüngeren und einem älteren Bruder auf. Zeitgenoss:innen sagen, sie sei ein Genie gewesen. Sie galt in der Highschool als die Beste ihres Jahrgangs, erhielt ein Stipendium fürs College, brach jedoch im zweiten Studienjahr ab, um alleine durch Amerika zu reisen. Sie fand schließlich einen Job in einer New Yorker Druckerei. Während dieser Zeit brachte sie sich selbst das Gitarrenspielen und Komponieren bei. Sie wurde zur Singer-Songwriterin, lange bevor dieses Genre überhaupt existierte. Darauf folgten unchristliche Zigaretten, Alkohol und manche sagen, auch queere Liebschaften.

Connie Converse am komponieren auf ein Notenblatt
Elizabeth As Harried Composer (zvg via The Musick Group)

Connie Converse ist schwer zu fassen. Ihre Lieder sind inspiriert von klassischen englischen Volksliedern, Bibeltexten, Shakespeare-Sonetten und subversivem Storytelling. Subversiv, weil sie die Welt durch ihre weibliche, introspektive Linse beschreibt. Die Protagonist:innen ihrer Lieder sind Frauen, die alleine auf Reisen gehen, sich in die verruchte Seite der Stadt verirren, sehnsüchtig in die Weite des Ozeans blicken oder verloren, traurig und einsam sind – dies wird alles stets auch als eine Form der Schönheit inszeniert.

Diese eigenartige Mischung aus Einflüssen verleiht ihrer Musik eine zeitlose Note, aber auch einen Hauch von Traurigkeit. Familie und Freunde berichten, dass Connie Converse wie niemand war, die sie je gekannt haben. Sie sagen, es sei, als käme sie aus dem Weltall oder als habe sie immer einen Fuß in einer anderen Welt gehabt.

Das Album "MUSICKS", das anlässlich zu ihrem 99. Geburtstag vor 2 Wochen digital via Bandcamp veröffentlicht wurde (Spotify etc folgt am 31. August), nahm Connie Converse 1956 an ihrem Küchentisch auf. Auf zwei Doppel-Tonbandspulen nahm sie 34 Songs auf, die sie vor allem in den vorangegangenen fünf Jahren geschrieben und immer wieder in kleineren Veranstaltungen aufgeführt hatte. Die Bänder waren eigentlich privat und als Geschenk an ihren jüngeren Bruder und dessen Frau gedacht - "with love and modest pride". Ein handgeschriebenes Programm mit Informationen zu den Liedern war dabei, das auch als PDF beim Bandcamp-Release enthalten ist. 

Connie Converse spielt am Küchentisch
Christmas Schenectady 1955 (zvg via The Musicks Group)

Es war jedoch auch eine Art Abschluss. Nach vielen gescheiterten Versuchen, als professionelle Musikerin Fuß zu fassen, wandte Connie der Musik den Rücken zu, zog nach Michigan und engagierte sich auf akademischem Niveau für soziale Gerechtigkeit. Nach ihrem 50. Geburtstag schrieb sie einen Abschiedsbrief, und niemand weiß, was dann geschah.

"Musicks" von Connie Converse ist ein faszinierender Liederzyklus, nicht nur wegen der Geschichte der verkannten "weiblichen Dylan", sondern auch wegen der intimen, innovativen, dichterischen und zeitlich weit vorausblickenden Songs, die auf diesem Album so persönlich performt werden.

Die Woche

Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019

Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.

Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.

Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019

Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

 

 
Das Programm


Montag, 18. März 2019

Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus. 

19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)

Eintritt frei. 

 

Dienstag, 19. März 2019

Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo

19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)

Eintritt frei.

 

Mittwoch, 20. März 2019

Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*ShTheater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.

17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Donnerstag, 21. März 2019

Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.

Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).

Moderation: Bernard Senn, SRF

Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.

19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Freitag, 22. März 2019

Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)

Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch

19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel

Eintritt frei.

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Samstag, 23. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien

The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required. 

14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen

 

Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg

16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr 

Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.

20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch

14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)

Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.

Eintritt frei.

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.

 

** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.

 
Ausstrahlungstermine

 

Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)

Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus

u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus

 

Donnerstag 21.3., 18 h  & Samstag 23.3.19, 13 h

Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein

 

Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h

Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen

Kontakt

tatiana.vieira@radiox.ch

rebecca.haeusel@radiox.ch

Social Media

facebook.com

Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:

Woche gegen Rassismus 2019