Woche gegen Rassismus 2019

Spuk auf allen Kanälen – Geister machen Filme, Games und Podcasts unsicher

Geister gehören zu den Stars unserer Kulturgeschichte. Sie spuken in den Podcast-Charts, bringen Millionen an die Kinokassen und treiben ihr Unwesen in digitalen Welten – mal in Horrorgames, mal in knuffigen Jump’n’Runs.Im Rahmen der Sonderausstellung "Geister" im Kunstmuseum Basel, blicken wir im ersten von drei Teilen unserer Featurereihe auf die Rolle von Geistern in der Popkultur: im Ton, auf der Leinwand und im Videospiel. von Mirco Kaempf

25.10.23 11h 25.10.24 00h Geister in der Popkultur (Podcasts, Filme, Games)

Das Themenfeld Geister, Legenden, Okkultismus und Spiritualität ist in unterschiedlichen Medien anzutreffen: von Filmen über TV-Serien bis zu Games und Podcasts. Hier kommen unsere Radio X-Game- und Filmspezialist:innen zu Wort und blicken auf kultige wie auch hippe Games und Movies.

Geister & Podcasts

Das Bild kennen wir alle: ein Lagerfeuer, eine Taschenlampe, die von unten ins Gesicht leuchtet – und dann die Stimme, die eine Geistergeschichte erzählt. Dieses Ritual begleitet die Menschheit (in ähnlichen Formen) seit Jahrtausenden. Schon früh dienten solche Geschichten nicht nur der Unterhaltung, sondern auch als Warnungen – Märchen, die Kindern Grenzen aufzeigten und Erwachsene an das Unheimliche erinnerten, das jenseits der Feuerstelle lauert.

Simone Karpf, Hörspielproduzentin bei SRF, führt diese Tradition fort. Seit 2020 ist sie Teil des Teams hinter dem Podcast GRAUEN, einer Audio-Serie, die klassischen Grusel neu interpretiert. Die erste Folge begann – ganz traditionell – am Lagerfeuer. Eine Hommage an die uralte Kunst des Erzählens, die sich bis in prähistorische Zeiten zurückverfolgen lässt: Mesopotamische Grabbeigaben deuten bereits auf einen Glauben ans Übernatürliche hin. Und in späteren Kulturen – von Ägypten bis Griechenland – sorgten Rituale dafür, dass Seelen ihren Weg ins Jenseits fanden. Wenn sie das nicht taten, begann der Spuk.

„Angst ist das Erleben des Augenblicks vor der Handlung“, schrieb der dänische Philosoph Søren Kierkegaard. Wenn wir uns fürchten, spüren wir unsere Freiheit – und den möglichen Verlust derselben. Der Grusel wird damit zu einem sicheren Spielplatz für unsere Ängste. Und das kann, paradox genug, beruhigend wirken.

Doch Gruseln darf auch Spass machen. Und heute, im Zeitalter der Mikrofone und Streamingdienste, kann sich jede und jeder als Spukmeister versuchen. Podcasts wie Welcome to Night Vale, Lore oder The Magnus Archives zeigen, wie lebendig das Genre geblieben ist. Ob amerikanische Folklore, urbane Legenden oder Lovecraft-Neuinterpretationen – das Unheimliche ist längst wieder in Mode.

Geister & Kino

Der grösste Horror spielt sich im Kopf ab – in Szenen man nicht sieht, denn das Unsichtbare trifft uns tiefer als jedes Spezialeffekt-Monster. Das wusste auch Alfred Hitchcock. Und dennoch war das Kino wohl der  erste Ort, an dem Menschen Geister gemeinsam erleben konnten – kollektiv, in einem dunklen Saal. Seit Georges Méliès 1896 den ersten Spuk auf Zelluloid bannte, sind Geister auf der Leinwand so wandelbar wie unsere Ängste, erklärt Katja Morand, Filmfestkuratorin und Mitarbeiterin im Stadtkino Basel.

In Hereditary (2018) etwa stehen Heimsuchungen für familiäre Traumata, in Pans Labyrinth (2006) wird das Übernatürliche zum Symbol politischer Unterdrückung. Poltergeist (1982) wiederum erzählt von kolonialen Schatten – ein Haus auf einem indigenen Grab.

Geister spiegeln ihre Zeit. Der Vampir als Bild für dekadente Aristokratie, der Zombie als Metapher für eine entfremdete Konsumgesellschaft – das alles sind Varianten desselben Themas: die Angst vor Kontrollverlust.

Interessant ist dabei auch die ökonomische Seite: Horrorfilme gelten in Hollywood als verlässliche Renditemaschinen. Paranormal Activity kostete gerade einmal 15'000-mit post-production 200’000 Dollar – und spielte über 200 Millionen Dollar ein.

Das Stadtkino Basel widmet dem Spuk seit 2023 jeden Oktober seinen eigenen „Spooktober“. In diesem Jahr läuft parallel zur Ausstellung Geister im Kunstmuseum eine kleine Filmreihe: Personal Shopper (2017) mit Kristen Stewart und der Kinderfilm Das kleine Gespenst (2013) – Grusel für Gross und Klein, als Kino-Ritual im sicheren Dunkel.

Geister & Games

Doch was passiert, wenn wir nicht nur zuschauen, sondern selbst handeln müssen? Wenn der Spuk auf unsere Entscheidungen reagiert?

Der Luzerner Entwickler Michel Ziegler weiss, wie intensiv das werden kann. Sein Game Mundaun (Steam / PS4 / Xbox / Switch) entführt Spieler in ein abgelegenes Bergdorf, inspiriert von Sagen aus Graubünden. Das gesamte Spiel ist handgezeichnet – in Schwarzweiss, wie mit Kohle gemalt. Die Ästhetik wirkt archaisch, fast wie ein Fiebertraum.

Man folgt einem jungen Mann, der zur Beerdigung seines Grossvaters reist – und bald merkt, dass die Leiche fehlt. Hinter der dörflichen Idylle verbirgt sich ein alter Fluch, gespeist aus lokaler Folklore: Teufelspakte, sprechende Ziegen, Heumenschen. Der Horror ist nicht laut, sondern leise, schleichend – ein Spiegel innerer Konflikte.

Ziegler spricht von einem „magischen Ort“. Und tatsächlich beschreibt der niederländische Kulturtheoretiker Johan Huizinga Spiele als Magic Circle: geschützte Räume, in denen wir mit anderen Regeln leben. In Horrorgames können wir uns angstfrei fürchten – im Wissen, dass wir jederzeit aussteigen können.

Horror in Videospielen ist eine Nische, aber eine wachsende. Indie-Studios auf Plattformen wie Steam bringen laufend neue Titel heraus – von nostalgischen Silent Hill-Hommagen bis zu narrativen Walking Simulators, die wie Geisterbahnen funktionieren.

Geister nehmen dort viele Formen an: von den niedlichen Boos in Super Mario über die Multiplayer-Geisterjagd in Phasmophobia bis zum japanischen Rachegeist im neuen Samurai-Spiel Ghost of Yotei. Selbst Star-Entwickler Hideo Kojima hat angekündigt, für sein nächstes Spiel einen echten Geist zu „scannen“.

Geister sind überall – in unseren Geschichten, unseren Geräten, unseren Köpfen. Sie sind Teil unserer Popkultur, aber auch Spiegel unserer Zeit.

ein poster mit einem geist

Die Woche

Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019

Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.

Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.

Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019

Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

 

 
Das Programm


Montag, 18. März 2019

Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus. 

19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)

Eintritt frei. 

 

Dienstag, 19. März 2019

Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo

19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)

Eintritt frei.

 

Mittwoch, 20. März 2019

Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*ShTheater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.

17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Donnerstag, 21. März 2019

Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.

Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).

Moderation: Bernard Senn, SRF

Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.

19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Freitag, 22. März 2019

Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)

Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch

19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel

Eintritt frei.

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Samstag, 23. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien

The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required. 

14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen

 

Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg

16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr 

Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.

20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch

14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)

Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.

Eintritt frei.

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.

 

** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.

 
Ausstrahlungstermine

 

Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)

Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus

u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus

 

Donnerstag 21.3., 18 h  & Samstag 23.3.19, 13 h

Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein

 

Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h

Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen

Kontakt

tatiana.vieira@radiox.ch

rebecca.haeusel@radiox.ch

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