Woche gegen Rassismus 2019

Julia & Romeo: Liebe wie Gift, Ekstase oder hierarchische Befreiung
Wie choreografiert man Liebe? In Julia und Romeo erzählen die Choreograf:innen Erna Ómarsdóttir und Halla Ólafsdóttir ihre eigene Adaption des klassischen Stoffes. Liebe wird zur Verwerfung, System zu Persönlichkeiten, Flüstern wird zum Schrei und das Publikum darf erschaudern, ab der grossen Kraft der existenziellen, menschlichen Emotionen. von Mirco Kaempf
24.12.21 Julia & Romeo
Julia und Romeo ist ein Tanzspektakel von Erna Ómarsdóttir und Halla Ólafsdóttir, aktuell zu sehen im Theater Basel
Von Anfang an ist klar, dass dies nicht das gewohnte "Romeo und Julia" ist. Schon der Titelwechsel zu "Julia & Romeo" signalisiert einen Verlagerung der Gewichtung und rückt automatisch den Nicht-männliche Perspektive in den Fokus. Diese Verschiebung zieht sich durch die gesamte Inszenierung, nicht nur in der Betonung der Figuren, sondern auch in der Darstellung von Macht, Geschlechterrollen und Beziehungen.
'Tanz' als Medium ist dabei mehr als passend – schliesslich lebt der Tanz von einer gewissen 'Fluidität': Bewegung, Veränderung und Metamorphose. Ein Mensch auf der Bühne kann im einen Moment eine Person darstellen, im nächsten eine Emotion wie Eifersucht und schliesslich eine flüssige Substanz wie Gift, eine Gesellschaft oder einen Zeitgeist.
Auch die Tänzer:innen selbst agieren jenseits der klassischen Rollen. Sie tanzen nicht nur, sondern singen, schreien, spielen E-Gitarre, sprechen mit dem Publikum und beschmieren sich gegenseitig mit blutroter Farbe.
Wer heute die Shakespeare-Version von 1597 liest, stösst auf neue Lesarten, die in "Julia & Romeo" deutlich ins Zentrum gerückt werden. Was einst als romantische Tragödie verstanden wurde, entpuppt sich als Stück über patriarchale Gewalt. Schon am Anfang zeigt sich die zerstörerische Kraft toxischer Männlichkeit, wenn sich die Capulets und Montagues an die Kehle gehen. Romeo selbst ist in dieser Lesart nicht nur ein verliebter Melancholiker, sondern auch ein sensibler Außenseiter.
Besonders deutlich wird der Perspektivwechsel durch Julia. Ungewöhnlich für die Zeit macht sie zu Beginn den ersten Schritt auf Romeo zu. Doch es sind die patriarchalen Erwartungen ihrer Familie, die letztlich dazu führen, dass sie in die Passivität gezwungen wird. Erst als sie beschließt, durch eine vorgetäuschte Todeserfahrung auszubrechen, nimmt die Tragödie ihren Lauf. Romeo, getrieben von emotionaler Impulsivität, greift zum Dolch – das Sinnbild toxischer Männlichkeit als mörderische Gewalt.
Wie choreografiert man Liebe? In Julia und Romeo erzählen die Choreograf:innen Erna Ómarsdóttir und Halla Ólafsdóttir ihre eigene Adaption des klassischen Stoffes. Sie geben ihren Tänzer:innen eine Stimme und suchen das Motiv der Transformation. Klassische Musik von Sergej Prokofjew wird den Drone Sounds von Valdimar Jóhannsson gegenübergestellt, Liebe wird zur Verwerfung, System zu Persönlichkeiten, Flüstern wird zum Schrei und das Publikum darf erschaudern, ab der grossen Kraft der existenziellen, menschlichen Emotionen.
Die Produktion läuft bis zum 22. Februar auf der grossen Bühne des Theater Basel.

Die Woche
Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019
Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.
Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.
Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019
Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

Das Programm
Montag, 18. März 2019
Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus.
19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)
Eintritt frei.
Dienstag, 19. März 2019
Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo
19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)
Eintritt frei.
Mittwoch, 20. März 2019
Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*Sh, Theater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.
17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Donnerstag, 21. März 2019
Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.
Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).
Moderation: Bernard Senn, SRF
Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.
19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Freitag, 22. März 2019
Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)
Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch
19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Samstag, 23. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien
The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required.
14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen
Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg
16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr
Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.
20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Sonntag, 24. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch
14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)
Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.
Eintritt frei.
* Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.
** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.
Ausstrahlungstermine
Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)
Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus
u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus
Donnerstag 21.3., 18 h & Samstag 23.3.19, 13 h
Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein
Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h
Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen
Kontakt
tatiana.vieira@radiox.ch
rebecca.haeusel@radiox.ch
Social Media
Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:
