Woche gegen Rassismus 2019

Schönheit in Fragmenten: Kintsugi/I Will, Love

Vor zwei Wochen feierten zwei neue Ballettproduktionen auf der kleinen Bühne des Theater Basel Premiere. Die Stücke Kintsugi/I Will, Love werden in einer Doppelvorstellung mit einer Pause dazwischen gezeigt. Anstatt einer konkreten Handlung eröffnen sich hier eher Vielstimmigkeiten an Emotionen und Ergründungen. von Mirco Kaempf

25.06.07 Kintsugi/I Will, Love

Die zwei Ballettproduktionen Kintsugi und I Will, Love werden noch bis am 22. Juni am Theater Basel gezeigt.

Das erste Stück des Abends trägt den Titel Kintsugi und wurde von Adolphe Binder choreografiert. Binder war in den vergangenen zwei Jahren die  künstlerische Leiterin des Balletts am Theater Basel. Kintsugi ist ihre letzte Produktion am Haus, bevor sie das Theater verlässt. Ihre choreografische Handschrift ist geprägt von zeitgenössischer, nicht neoklassischer Ästhetik – eine Ausrichtung, die das Publikum bereits im Foyer spürt: In Vitrinen auf dem Weg zum Saal sind Keramikobjekte zu sehen, in einer dieser Vitrinen liegt eine schwangere Person auf zerbrochenem Porzellan – ein starkes Bild für Fragilität, Absurdität und scharfe Kanten, das sich im Bühnenbild fortsetzt.

Der Titel Kintsugi bezieht sich auf die gleichnamige japanische Kunstform, bei der zerbrochene Keramik mit Gold repariert wird – die Bruchstellen werden dabei nicht verborgen, sondern hervorgehoben. Die Schönheit liegt in der Geschichte des Objekts. Das Theater Basel zitiert hierzu Leonard Cohen: “There’s a crack in everything, that’s how the light gets in.” Übersetzt auf Tanz und Bühne entsteht daraus ein surreal anmutendes Bühnenbild in Weiss: Eine mondähnliche Kugel schwebt im Raum, Tänzer:innen bewegen sich zueinander oder aneinander vorbei. Ihre Bewegungen ziehen Linien wie unsichtbare Narben in die Luft, Erinnerungen an etwas Kollektives. Manchmal brechen Tänzer:innen in Kichern aus, es gibt Momente von Nihilismus, Wehmut, Leichtigkeit und Endlichkeit. Es sind Fragmente eines tieferliegenden Narrativs, das auf surreale Weise angedeutet wird.

Adolphe Binder beschreibt Kintsugi auch als Meta-Theater über das Theater als Illusionsmaschine. Diese Deutung ist abstrakt – doch gerade dadurch wird Kintsugi zu einer sehr persönlichen Erfahrung für das Publikum. Jede:r  wird auf andere Aspekte ansprechen. 

Nach einer rund dreiviertelstündigen Pause folgt das zweite Stück des Abends: I Will, Love, choreografiert von Jonathon E. Frederickson. Schon beim Betreten des Saals bemerkt das Publikum den Umbau: Was zuvor ein weisser Traum war, ist nun ein geerdeter, fast industrieller Raum. In einem studioartigen Setting wird in I Will, Love – ebenfalls abstrakt, aber thematisch konkreter – über die Liebe meditiert.

Die Liebe erscheint hier facettenreich und berührend. Sie entsteht innerhalb einer Gruppe von Freund:innen, die gemeinsam versuchen, auf einem Felsen das Gleichgewicht zu halten. Liebe verweilt, verändert sich, vergeht – wenn Wege sich trennen oder Kreise sich wieder schliessen. Zusammengehalten wird das Stück durch eine poetische, wiederkehrende Erzählstimme. Diese hat teils etwas von David Lynch, teils einen musikalischen, Tom Waits- Swagger. Es wartet ein Soundtrack der sich an Bowie, Kamasi Washington oder des Berliner Symphonie Orchesters bedient.

Liebe ist Kraft, Bestätigung und eine Art Deklaration – so der Programmtext. Mal laut, mal unvollständig. Das Stück lädt ein, über die verschiedenen Formen der Liebe nachzudenken, sie als verbindende wie entblössende Kraft zu betrachten, auch als mögliches Gesellschaftsmodell des Zusammenlebens. Die Perspektive auf das Thema ist eindringlich und kraftvoll. Und obwohl I Will, Love ein eigenständiges Stück ist, schliesst sich thematisch ein Kreis zu Kintsugi. Auch hier wird Liebe nicht als abgeschlossen oder linear erzählt, sondern als vollkommen – selbst im Unvollendeten und Zerbrochenen.

Kintsugi und I Will, Love werden noch fünfmal gezeigt, bevor sich der Vorhang am Theater Basel am 22. Juni zur Sommerpause senkt.

Eine Gruppe von Menschen umarmt sich auf einem Felsen
Aus "I Will, Love" (Foto: Ingo Hoehn)

Die Woche

Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019

Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.

Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.

Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019

Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

 

 
Das Programm


Montag, 18. März 2019

Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus. 

19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)

Eintritt frei. 

 

Dienstag, 19. März 2019

Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo

19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)

Eintritt frei.

 

Mittwoch, 20. März 2019

Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*ShTheater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.

17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Donnerstag, 21. März 2019

Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.

Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).

Moderation: Bernard Senn, SRF

Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.

19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Freitag, 22. März 2019

Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)

Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch

19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel

Eintritt frei.

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Samstag, 23. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien

The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required. 

14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen

 

Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg

16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr 

Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.

20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch

14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)

Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.

Eintritt frei.

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.

 

** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.

 
Ausstrahlungstermine

 

Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)

Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus

u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus

 

Donnerstag 21.3., 18 h  & Samstag 23.3.19, 13 h

Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein

 

Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h

Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen

Kontakt

tatiana.vieira@radiox.ch

rebecca.haeusel@radiox.ch

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Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:

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