Woche gegen Rassismus 2019

zwei schwarz gekleidete Männer sitzen am Boden und blicken in die Kamera

Album der Woche: "Io tu il loro" von Klaus Johann Grobe

Nach sechs Jahren präsentieren uns Klaus Johann Grobe endlich wieder ein neues Album. Aber Achtung: Das ehemals so schwärmende Kraut-Disco-Duo gibt sich auf den neuen Songs bewusst ruhiger und introspektiver. Anstatt die Nacht durchzutanzen, werdet ihr hier eher dahinschmelzen. von Mirco Kaempf

ADW Klaus Johann Grobe Iu tu il loro

Das neue Album von Klaus Johann Grobe heisst iu tu il loro. Wir sprachen mit Sevi Landolt über die neue Dad-Rock Scheibe.

Io tu il loro’ heisst das neue Klaus Johann Grobe Album. Was wie der Anfang einer italienischen Konjugationsgsaufgabe klingt (ich, du, ihre) steht hier vielleicht sinnbildlich für den Zusammenhalt zwischen den Menschen. Auch die beiden Musiknerds Sevi Landolt und Dani Bachmann verbindet eine langjährige musikalische Partnerschaft, welche schon vor ihrer Klaus Johann Grobe Zusammenarbeit begann. Mit jenem Gefäss erspielten sie sich einen ganz eigenen Sound. Einen Sound, welchen sie zum renommierten Chicago Label ‘Trouble in Mind’ brachte und somit auch ein bisschen um die Welt, was erstaunlich ist. Denn: Ihr Debütalbum ‘Im Sinne der Zeit’ von 2014 verband krautig-motorische Drumbeats mit penetranten Basslinien und ziemlich verpeilt klingenden Synths und Organs. Ach ja, die Texte waren übrigens stets auf Hochdeutsch gesungen, was eine Ästhetisierung zum DDR-Stoner Appeal nur noch naheliegender machte - besonders für ein internationales Publikum. 2016 erhielten sie kurz nach dem Release ihrer zweiten LP “Spagat der Liebe” auch den Basler Pop Preis. 2018 erschien dann ihre synth-durchflutete dritte LP “Du bist so symmetrisch”, gekoppelt an intensives Touren und dann, Pause.

Sevi Landolt und Dani Bachmann nahmen sich eine Auszeit und lebten weiter. Der eine in Basel, der andere in Zürich. Beide Väter. Beide mit jeweils anderen Projekten (Sevi ist mittlerweile Co-Inhaber von Plattfon Records, Dani ist während dem Verfassen dieses Textes wohl gerade auf halbem Weg ans SXSW mit Annie Taylor). Der Wunsch, wiedermal zusammen Zeit zu verbringen und zu musizieren, ging einem neuen Album voraus. Und so manövrierten sie Instrumentarium und Equipment für zwei Wochen in einen ‘Maiensäss’ im Kanton Schwyz. Derselbe Ort, wo ihre Debüt LP zehn Jahre zuvor entstanden ist. 

Dabei ist es faszinierend zu hören, was der Faktor “Zeit” so herbeibringen kann. Eine Dekade nach den Kraut-Disco Tönen von einst sind die Interessen der beiden befreundeten Musiker nun verschoben in eine ausgewählte Langsamkeit. Dieser verleihen sie nun Ausdruck, nicht mehr mit deutscher Klangsprache, sondern mit englischer. Kryptisch waren die beiden in ihren Lyrics dabei schon immer, aber auch gesungen auf Englisch, kreieren sie eine weitere emotionale Palette, welche der Musik eine diffus-intime Atmosphäre aufsetzt.

Klaus Johann Grobe haben sich nie um ‘coolness’ geschert, viel zu sehr steckt der Musiknerd in ihnen drin. Und so greift in diesem Album auch viel stärker der Wunsch nach geschmackvoller Musikalität. Sie reüssieren: Mit Songs, welche vor allem sogenannte ‘Slow Burners’ sind. Vielfach lohnt sich ein mehrmaliges Hinhören. Wer den alten Hits hinterhertrauert, wird bald eingelullt mit pop-psychedelischer Instrumentierung in den Refrains, der sich wie Zuckerguss über unsere Hörsinne zieht. Besonders gut geschieht dies bei ‘Highway High’, den letzten 45Sekunden von ‘Try’ oder beim trilingualen Schmuckstück ‘Io Sempre Di Tu’ - ein lieblich akzentuierter Liebessong, der uns dahinschmelzen lässt, wie Gelato in der Abendsonne. Lucio Battisti wäre stolz gewesen.

Insgesamt finden sich auf dem vierten Klaus Johann Grobe Album neun Tracks, die ihr lieben lernen dürft. Wo das letzte Album noch mit vielen Regler-drehungen auskam, ist ‘Io tu il loroeher (wie Sevi Landolt sagt) eine “natürliche Ansammlung von Befindlichkeiten und klingt zurückgezogener. Auch das Arsenal an Instrumenten ist geschrumpft. Neben Drums, Bass, drei verschiedene E-Pianos (Rhodes, Wurlitzer, Hohner), hört ihr noch einen monophonen Synthesizer (Roland SH2000), Stringmachines (Crumar & Yamaha SK15) sowie eine Akustikgitarre.

Wer sich bis zum letzten Track ‘You Gave It All’ durchhört, wird ziemlich demütig. Aus dem Nichts ertönt kurz vor Schluss doch nochmals deutscher Gesang. Wie eine Verneigung an das, was vorher kam. Irgendwie immer noch diffus und dennoch, ehrlich, lieblich und zum Heulen schön. Ob die Zeit nun vergeht beim Musizieren, beim Hören oder beim Sein: Welch Geschenk es doch ist, Momente miteinander verbringen zu dürfen. (Dieser Text ist eine gekürzte Version der Plattenreview, geschrieben fürs Musikbüro Basel).

Zwei Männer bewegen sich um eine Topfflanze
(Foto go!grafik)

Die Woche

Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019

Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.

Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.

Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019

Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

 

 
Das Programm


Montag, 18. März 2019

Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus. 

19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)

Eintritt frei. 

 

Dienstag, 19. März 2019

Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo

19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)

Eintritt frei.

 

Mittwoch, 20. März 2019

Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*ShTheater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.

17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Donnerstag, 21. März 2019

Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.

Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).

Moderation: Bernard Senn, SRF

Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.

19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Freitag, 22. März 2019

Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)

Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch

19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel

Eintritt frei.

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Samstag, 23. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien

The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required. 

14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen

 

Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg

16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr 

Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.

20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch

14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)

Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.

Eintritt frei.

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.

 

** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.

 
Ausstrahlungstermine

 

Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)

Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus

u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus

 

Donnerstag 21.3., 18 h  & Samstag 23.3.19, 13 h

Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein

 

Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h

Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen

Kontakt

tatiana.vieira@radiox.ch

rebecca.haeusel@radiox.ch

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Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:

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