Woche gegen Rassismus 2019

Thomi Jourdan von der EVP beim Interview im Radio X Studio.

Regierungsratskandidat Thomi Jourdan im Gespräch

Am 12. Februar ist es soweit: Regierungsrat und Landrat werden im Baselbiet neu gewählt. Auf Radio X reden wir mit allen Regierungsratskandidat:innen. Unter anderem über ihre politischen Anliegen oder Herausforderung, die auf das Baselbiet in Zukunft zukommen werden. Heute mit dem EVP-Kandidat Thomi Jourdan: von Tim Meyer

23.01.22 Thomi Jourdan Interview

EVP-Regierungsratskandidat Thomi Jourdan im Interview.

Herr Jourdan, Sie haben bereits 2013 für den Regierungsrat kandidiert und damals mit 45 % der Stimmen knapp gegen Anton Lauber verloren. Nun, zehn Jahre später, warum wird es dieses Mal Ihrer Meinung nach anders?

Ich glaube, dass ich in den letzten zehn Jahren viele neue Erfahrungen und Kompetenzen gewinnen durfte. Ich habe weitere Jahre im Gesundheitswesen gearbeitet und in der Gesundheitspolitik. Ich war Personalleiter im Felix Platter Spital, danach ging ich nach Zürich zum Gesundheitsdepartement und durfte dort die Gesundheitspolitik mitprägen. Ich bin jetzt seit sieben Jahre Geschäftsführer eines KMUs mit gut 30 Mitarbeitenden. Das sind alles Erfahrungen, die ich in die Regierungsarbeit und darüber hinaus einbringen kann. Wichtig: Ich bin seit 14 Jahren Gemeinderat in Muttenz, die drittgrösste Gemeinde des Kantons Basel-Landschaft, und bin dort zuständig für Hochbau und Planung. Ich weiss, was es heisst, mit einer grossen Verwaltung erfolgreich Vorlagen zu erarbeiten und diese an einer Gemeindeversammlung zu präsentieren und eine Mehrheit zu finden, damit wir die Gemeinde und in Zukunft auch den Kanton vorwärtsbringen können.

 

Was wären ihre Hauptanliegen als Regierungsrat?

Es ist allgemein bekannt, dass die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion eine neue Vorsteherin oder einen neuen Vorsteher braucht. Ich bringe entsprechende Kompetenzen und Erfahrungen aus meiner beruflichen Arbeit aber auch aus meinem Studium als Ökonom mit. Meine Kandidatur ist auch mit dieser Vakanz in der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion in Verbindung zu bringen. Ich möchte dort zum einen Thomas Webers gute Arbeit weiterführen und zum anderen auch neue Akzente setzen. Ich möchte, dass die Gesundheitspolitik etwas ist, was näher bei den Menschen stattfindet. Ich habe manchmal das Gefühl, dass sich unsere Gesundheitspolitik nur im politischen Elfenbeinturm oder unter Fachexperten beschäftigt, ohne die Bevölkerung zu fragen, wie die Gesundheitspolitik in unserem Kanton aussehen soll. Das ist mir sehr wichtig, einen Grundkonsens zusammen mit der Bevölkerung zu schaffen, damit wir danach aufbauend eine Gesundheitspolitik gestalten können als Regierung und Parlament, die effizient die Antworten auf die Fragen der Bevölkerung bringt.

 

Ihre politischen Werte sind: Ehrlichkeit, Wertschätzung und Glaubwürdigkeit. Das sind alles grosse Wörter, was bedeuten diese für ihr potenzielles Amt als Regierungsrat?

Während den ganzen 25 Jahren, in denen ich Politik betreibe – ich war auch acht Jahre lang Landrat, bevor ich Gemeinderat wurde – habe ich dies immer unabhängig gemacht. Man wusste immer, wer Thomi ist, mit welchen Qualitäten, Grenzen oder Ideen. Das ist mir wichtig: Zum einen, für mich selber unabhängig Politik zu betreiben, aber auch aus dieser Unabhängigkeit heraus auf die anderen Politiker:innen, Fraktionen oder Parteien zuzugehen. Ich glaube es ist viel einfacher, wenn man nicht Teil von einem Konglomerat ist, sondern mit einer guten Idee, die zuerst durch die Verwaltungsführung geboren worden ist, ins Parlament hineinkommt oder vorgängig sogar in die Kommissionen, um an dieser guten Idee zu feilen. Ehrlichkeit heisst für mich auch, meine politischen Gegner:innen zu respektieren und genauso daran zu glauben, dass ich von ihnen etwas lernen kann. Ihnen zuzuhören und wertzuschätzen, was ihnen wichtig ist. Wir müssen uns keine Illusion machen, auch als Politiker:in ist man manchmal voreingenommen mit den eigenen Ideen und Vorstellungen. Da braucht es die Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Ich glaube, dass ich das kann und habe dies in den letzten Jahren bereits bewiesen, weil ich überzeugt bin, dass nur so gute Lösungen entstehen.

 

Sie haben Konsens angesprochen und Brücken, die gebaut werden müssen. Was sind das für Brücken?

Um das Thema der Gesundheitspolitik mal zu verlassen, glaube ich, dass auch die Klimapolitik ein sehr drängendes Thema ist. Wir müssen dort gemeinsam einen Konsens finden, der das Baselbiet vorwärtsbringt. Man liest und hört, dass es sehr unterschiedliche Vorstellungen gibt. Ich glaube, es braucht eine grosse Bereitschaft seitens der Regierung und auch ein hartes Arbeiten seitens des Parlaments, damit wir miteinander einen Kompromiss finden. Die unbestrittene Notwendigkeit, dass wir endlich in der Klimapolitik vorwärtskommen, müssen wir jetzt in Taten umsetzen. Da müssen wir auch manchmal unsere Scheuklappe auf die Seite legen und uns an einen Tisch setzen und uns wirklich fragen, was braucht das Baselbiet und was braucht die Welt – denn Klimapolitik ist eine globale Thematik – und welchen Teil können wir im Baselbiet dazu beitragen, damit es endlich vorwärts geht mit der Klima- und Energiewende.

 

Sie haben eine kleine Farm in Muttenz und sind nahe bei der Natur und den Tieren. Jetzt haben Sie die Klimapolitik angesprochen. Hätten Sie da konkrete Vorstellungen, was Sie als Regierungsrat in diesem Bereich einbringen wollen?

Ich glaube, dass zum einen der Klimabericht, den der Kanton erarbeitet hat, eine gute Grundlage ist. Jetzt braucht es konkrete Schritte. Eine von den grössten Möglichkeiten ist die Gebäudedämmung und auch die Veränderung in der Art und Weise, wie wir heizen. Diese Bestrebungen sind da und diese müssen wir mit grösster Kraft intensivieren. Zum anderen müssen wir uns auch die Frage stellen, wie wir die Energieproduktion dezentral und lokal schaffen können. Aber nicht nur die Produktion, sondern auch die Speicherung. Da gibt es Möglichkeiten, sei das über Batterielösungen oder sogenannte bidirektionale Ladestationen. Viele Menschen kaufen heute ein E-Auto und einige von diesen – und in Zukunft noch viele mehr – können im eigenen Haus als Batteriespeicher verwendet werden. Ich glaube, es geht darum, Fördermassnahmen zu ergreifen, damit diese Lösungen möglichst schnell umgesetzt werden können. Damit es auch in den Quartieren, in denen es möglich ist, Batteriespeicherlösungen gibt. Damit die produzierte Energie auf den Photovoltaikdächern gespeichert werden kann und wir auch in der Nacht von dem selbst produzierten Strom profitieren können. Ein kleiner Punkt am Rand ist auch, dass wir als Kanton für unsere Industrie gute Rahmenbedingungen schaffen müssen. Ich glaube, dass die Industrie in vielen Bereichen verstanden hat, dass es diese Energiewende braucht, und sie möchte auch investieren können. Dafür braucht es gute Rahmenbedingungen, damit diese Investments auch gemacht werden können und rentabel sind für die Wirtschaft. Wir brauchen das Kapital der Wirtschaft, damit diese Wende gelingt. Ich vergleiche es immer mit meiner Arbeit im Immobilienbereich: Es gibt Immobilienunternehmen und -fonds, die für ihre Gebäude Absenkpfade formuliert haben, also wie schnell sie Netto Null erreichen möchten. Wir können als Politik viel davon lernen, wie ambitioniert und schnell diese Immobilienunternehmen vorwärts machen möchten. Aus dieser Erkenntnis heraus braucht es beides: Anreizstrukturen und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, aber auch ein engagiertes Vorwärtsgehen als Kanton und als Politik.

 

Auf Social Media gehen Sie gerne auf die Menschen zu und suchen das Gespräch mit der Bevölkerung. Ein immerwährendes Thema ist das Verhältnis vom Baselbiet zur Stadt oder das bigger picture: das Verhältnis der Schweiz zur EU. Haben Sie sich mit Ihrer Erfahrung als Sozialarbeiter für solche Fragestellungen Lösungen überlegt?

Es gibt schon verschiedene Gefässe, zum Beispiel die interkantonale Zusammenarbeit der Regierungen. Es ist eine Haltungsfrage, die man in die Regierung einbringen kann. Meine Haltung, die ich einbringen könnte, ist, dass wir angewiesen sind auf gut funktionierende und vor allem auch auf stabile Verhältnisse mit unseren umliegenden Kantonen und mit dem grenznahen Ausland. Ich glaube, dass wir alle verstanden haben, dass die Zeiten der Abschottung nicht zum Ziel führen. In der Energiepolitik brauchen wir ein Stromabkommen. In der Gesundheitspolitik müssen wir in grösseren Bezügen planen. In der Bildungspolitik geraten wir mit dem Horizon, aus dem wir ausgeschlossen worden sind, in grosse Schwierigkeiten für unseren Bildungs-, Forschungs- und Wirtschaftsstandort und schlussendlich auch für unseren Wohlstand. Ich möchte eine starke Stimme im Baselbiet sein, die propagiert, dass es die grenzüberschreitende Zusammenarbeit braucht. Wir müssen als selbstbewusster Kanton hinstehen und uns wirklich als Teil unserer Region sehen. Auch als Wirtschaftsstandort sind wir abhängig von unseren umliegenden Kantonen. Wir sind ein starker und selbstbewusster Kanton, der sich selbst einbringen kann in das ganze Gebiet Nordwestschweiz oder sagen wir TriRhena, zusammen mit den grenznahen französischen und deutschen Regionen. Das möchte ich sein, eine starke Stimme für diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Ich sage immer, wir dürfen stolz sein aufs Baselbiet, wir sind ein starkes Baselbiet, aber vergessen wir nicht, wir sind Teil von einer grossen Region. 

Die Woche

Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019

Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.

Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.

Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019

Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

 

 
Das Programm


Montag, 18. März 2019

Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus. 

19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)

Eintritt frei. 

 

Dienstag, 19. März 2019

Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo

19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)

Eintritt frei.

 

Mittwoch, 20. März 2019

Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*ShTheater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.

17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Donnerstag, 21. März 2019

Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.

Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).

Moderation: Bernard Senn, SRF

Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.

19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Freitag, 22. März 2019

Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)

Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch

19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel

Eintritt frei.

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Samstag, 23. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien

The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required. 

14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen

 

Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg

16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr 

Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.

20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch

14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)

Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.

Eintritt frei.

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.

 

** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.

 
Ausstrahlungstermine

 

Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)

Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus

u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus

 

Donnerstag 21.3., 18 h  & Samstag 23.3.19, 13 h

Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein

 

Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h

Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen

Kontakt

tatiana.vieira@radiox.ch

rebecca.haeusel@radiox.ch

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