Woche gegen Rassismus 2019
Aktivismus und Tragödie im Amazonas: Antigone in der Adaption von Milo Rau, NTGent und MST
«Vieles ist ungeheuerlich, doch nichts so ungeheuerlich wie der Mensch» heisst es in Antigone von Sophokles. Ein Stück, welches 441 Jahre vor unserer Zeitrechnung geschrieben wurde und schon damals, eine gesellschaftliche Zerrissenheit thematisiert. Wir sprechen mit Regisseur Milo Rau und verlosen 1x2 Tickets für die ausverkaufte Vorstellung am Samstag. von Mirco Kaempf
23.09.22 Antigone in the Amazon
Mit "Antigone in the Amazon" erzählen Milo Rau, NTGent und die brasilianische Bewegung der Landarbeiter ohne Boden (MST) die griechische Tragödie neu, zu sehen in der Kaserne Basel.
In der Version von Sophokles geht die Sage ungefähr so: Um die rechtmässige Herrschaft über das Land zu erlangen, bekriegen sich die Brüder Eteokles und Polyneikes gegenseitig, bis sie einander töten. Der neue Herrscher, Fürst Kreon verfügt, dass Polyneikes nicht begraben werden darf - ein Verbot, welches seiner Seele die Fahrt in den Hades, also in die Unterwelt, verwehren würde. Antigone, genauso stur wie der Herrscher selbst und Schwester der beiden Toten, widersetzt sich diesem Gesetz. Heimlich beerdigt sie ihren Bruder, wird erwischt und dafür verhaftet. Sie wird verurteilt und bei lebendigem Leibe eingemauert. Erst nach mehrfachem Einspruch aus Kreons Umfeld lässt der Herrscher Gnade walten. Doch zu spät. Antigone bringt sich um, Kreons Sohn bringt sich um, seine Frau bringt sich um.
Milo Rau überträgt die Tragödie auf die politischen Realitäten im Amazonas, zusammen mit Aktivist:innen der MST, einer mehreren Millionen starken Bewegung der Landarbeiter ohne Boden. Die Geschichte spielt also dort, wo gerademal ein Prozent der Bevölkerung mehr als die Hälfte der Agrarflächen besitzt, und vor dem Hintergrund der gerodeten Regenwälder. Sie machen aufmerksam auf die kapitalistischen Strukturen, welche Menschen den Lebensraum kostet und uns in eine Natur-Katastrophe stürtzt.
Wer sich widersetzt, wird vertrieben. Oder noch schlimmer. Dies wird eindrücklich gezeigt in einer filmischen Darstellung eines Massakers, welches am 17. April 1996 verübt wurde, wo Demonstrant:innen der MST von der Polizei niedergeschlagen und erschossen wurden. Milo Rau hat zusammen mit der MST die jährliche Gedenkzeremonie gefilmt und mit den Menschen ein Reenactment durchgeführt. Auch einige Überlebende des Massakers spielen in diesem Film mit. Wo Sophokles' Version damit endet, dass Herrscher Kreon's Zögern die Figuren um ihn herum in den Tod stürzt, setzt diese Produktion das Hadern mit unserem Un-wollen oder nicht-Können gleich, unsere kapitalistische Denkweisen zu ändern.
Die Aufführungen von "Antigone in the Amazon" sind ausverkauft, wir aber dürfen 1x2 Tickets für die Vorstellung morgen Abend verlosen. Um an der Verlosung teilzunehmen, schicke uns eine E-Mail mit deinem Namen. "Antigone In The Amazon" von Milo Rau, NTGent und MLT spielt am Freitag 22. September und Samstag 23. September in der Kaserne Basel.
Die Woche
Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019
Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.
Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.
Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019
Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm
Das Programm
Montag, 18. März 2019
Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus.
19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)
Eintritt frei.
Dienstag, 19. März 2019
Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo
19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)
Eintritt frei.
Mittwoch, 20. März 2019
Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*Sh, Theater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.
17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Donnerstag, 21. März 2019
Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.
Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).
Moderation: Bernard Senn, SRF
Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.
19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Freitag, 22. März 2019
Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)
Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch
19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Samstag, 23. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien
The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required.
14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen
Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg
16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr
Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.
20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Sonntag, 24. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch
14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)
Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.
Eintritt frei.
* Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.
** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.
Ausstrahlungstermine
Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)
Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus
u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus
Donnerstag 21.3., 18 h & Samstag 23.3.19, 13 h
Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein
Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h
Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen
Kontakt
tatiana.vieira@radiox.ch
rebecca.haeusel@radiox.ch