Woche gegen Rassismus 2019

Defeating Gods: Comfort

Comfort aus Glasgow sind eine DIY-queer-fem. Punk Band. Umrahmt von Drumkit Preschereien und störrischen glitch-blessed/pixelated Synth-scapes singt Sängerin Nathalie McGhee toxisch-trümmernden Strukturen entgegen. Diese Tage spielen sie in Basel, Zürich, Baden und bieten Pogo-Paroli zum gesellschaftlichen mitschwitzen. von Mirco Kaempf

23.09.13 Comfort im Humbug

Das DIY, queerfem. Punk Duo Comfort aus Glasgow touren diese Woche durch die Schweiz. Am Donnerstag spielen sie im Humbug Club, Basel.

Als Kinder spielte das Geschwisternpaar Nathalie und Sean McGhee gerne JRPGs. Das steht für: Japanese Role Playing Games, oder anders gesagt: virtuelle Abenteuer und Eskapismus-Eskapaden im Pixelkleid. Eine Leidenschaft, welche sie heute noch praktizieren und vielleicht auch ihren musikalischen Ausdruck mitbestimmt. Wenn wir die beiden heute fragen, welches Videospiel sie zuletzt gespielt hätten kommt die Antwort: Stray & Age of Empires IV (Nathalie) und Final Fantasy XVI (Sean) – welches wie er sagt, ein ziemlich fulminanter Throwback zu den Kultklassikern der SNES und PS1 Zeiten sei, wenn auch in modernerer, pompöserer Aufmachung.

Auch ihr aktuelles Album «What’s Bad Enough?» (released am 5. Mai via FatCat Recordings) umfasst Songs, welche den Flair von pixelated Synths versprühen. Als «glitchy» werden die elektronischen Flairs teilweise bezeichnet. Störgeräusche, welche auch als Symbolträger für die überklungenen Issues unserer Welt sein könnten. Und wenn dieses Album nun auch ein Soundtrack für ein JRPG wäre, welche Story würde es erzählen?

«It’s about friends coming together, defeating Gods» lachen sie, ähnlich eines Kult-Klassikers wie Final Fantasy VII auf der PS1 - und treffen damit ins Schwarze. Wo Cloud und seine polygonen Kumpanen sich gegen eine ganze Corporation-Diktatur auflehnte, ist auch die Musik von Comfort alles andere als bequem. Jede Faser ihrer musikalischen Existenz gibt sich auf diesem Album wehrend. Wissend. Empathisch aufrüttelnd. «Es ist wie eine Art Zeitkapsel», sagt Nathalie McGhee. Eine Ansammlung von Sichtweisen was es heisst, in der heutigen Zeit in Grossbritannien eine Trans Frau zu sein. Und diese Zeit ist, politisch gesehen, sehr prekär. Weil Strukturen stetig normalisiert werden, welche gelinde gesagt, fragwürdig sind.

«I was laughing at myself at the absurdity of life. I’m literally here doing this job because if I don’t I won’t be able to pay my rent, I won’t be able to have anywhere to live and I’ll just be living a life of total desperation --- near death violence will be inflicted on me by our society  and by our state […] nothing in our current culture exists to help people realise their inner strength and power and how deep they go. It’s all to keep us all shallowly invested in things that don’t even matter»  Nathalie McGhee

Im Musikvideo zu Real Woman sieht man sie tanzend in ihrer Stadt. Zu den Zeilen entblösst sie sich – auf den Nippeln trägt sie das Gesicht der transphoben Autorin J K Rowling. Ein Symbolbild für eine politische Oberschicht, welche scapegoats entwirft. Hetzt. Eines von vielen Beispielen hierfür: die in Schottland angenommene Gender Reform Bill, welche es Menschen erleichtern sollte, ihre offiziellen Dokumente mit ihrem Gender anzupassen wurde von Westminster überraschend abgelehnt. Ganz zu schweigen vom Abbau des Kultursektors. Vom Schliessen von Venues. Von den hohen Kosten, welche kreative Äusserungen von vornherein mit sich bringen. «Überleg dir mal, wie viele talentierte Musiker:innen es geben würde, welche sich allerdings kein Equipment leisten können oder ohne Infrastruktur dastehen» sagt Sean McGhee.

Wir sprechen weiter über Videospiele. Ob es möglich sei, in einer programmierten Spielwelt das Narrativ zu ändern, und einem eigenen Ziel nachzueifern. Ob es möglich sei, aus einem Online Multiplayer Shooter wie Call of Duty Warzone, einen Farming Sim zu machen. Die Band lacht erneut, und sagen dennoch: ja, das ist es. Aber es sei ein massive undertaking, alle müssten am gleichen Strang ziehen.

Auch in der Musik von Comfort geht es ums Mitmachen. Oder zumindest, um Verständnis zu schaffen. Und Momente zu teilen «People are beautiful» sagt uns Sängerin Nathalie McGhee, trotz der widrigen politischen Umstände.

Diesen Donnerstag spielen Comfort im Humbug Club Basel, 21 Uhr. Am Freitag spielen sie am Lila Festival in Zürich, am Samstag sind sie im Royal Baden.

Die Woche

Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019

Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.

Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.

Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019

Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

 

 
Das Programm


Montag, 18. März 2019

Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus. 

19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)

Eintritt frei. 

 

Dienstag, 19. März 2019

Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo

19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)

Eintritt frei.

 

Mittwoch, 20. März 2019

Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*ShTheater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.

17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Donnerstag, 21. März 2019

Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.

Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).

Moderation: Bernard Senn, SRF

Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.

19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Freitag, 22. März 2019

Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)

Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch

19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel

Eintritt frei.

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Samstag, 23. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien

The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required. 

14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen

 

Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg

16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr 

Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.

20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch

14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)

Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.

Eintritt frei.

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.

 

** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.

 
Ausstrahlungstermine

 

Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)

Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus

u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus

 

Donnerstag 21.3., 18 h  & Samstag 23.3.19, 13 h

Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein

 

Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h

Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen

Kontakt

tatiana.vieira@radiox.ch

rebecca.haeusel@radiox.ch

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Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:

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