Woche gegen Rassismus 2019
Score (Anweisung): Eine Wand entspricht allen Tagen eines Jahres
Ghislaine Leung arbeitet anders, als es das Publikum vielleicht erwarten würde. Anstatt Kunstwerke zu fertigen und diese dann für Ausstellungen in der Welt herumzuschicken, verschickt sie Anweisungen für ihre Kunst, oder wie sie sie nennt: Scores. In ihrer EInzelausstellung in der Kunsthalle geht es ihr um "Commitments". von Mirco Kaempf
24.05.24 Ghislaine Leung Kunsthalle
Die britische Künstlerin Ghislaine Leung zeigt mit 'Commitments' ihre erste institutionelle Einzelausstellung in der Schweiz, zu sehen in der Kunsthalle
Ghislaine Leung gibt diese Scores vor, nach denen sich das Team der Institutionen, die die Ausstellung aufbauen, richten muss. Die Künstlerin spielt so klar auch mit den Erwartungen, welche ein Publikum an eine Kunstschaffende haben mag. Es stellen sich Fragen wie: Was bedeutet 'künstlerische Präsenz'? Wie viele Menschen sind an einem Kunstwerk beteiligt? Was und wo ist im Endeffekt das 'Kunstprodukt'?
Days, 2024 Score (Anweisung): Eine Wand entspricht allen Tagen eines Jahres. Die 324 Tage zwischen einer Einladung der Künstlerin zur Ausstellung und ihrer Eröffnung werden als lavendelfarbenes Rechteck gezeigt. Die 25 Tage, die mit dem Ausstellungshonorar nach dem «London Living Wage» (eine Art Lohnspiegel, der sich an den Lebenshaltungskosten in London orientiert) abgedeckt sind, werden als basilikumfarbenes Quadrat gezeigt.
Und so sehen die Besucher:innen, wenn sie in die obere Etage der Kunsthalle hineingehen, einen fast leeren Raum mit drei verschiedenfarbigen Wänden. Ein Blick ins Saalblatt offenbart, dass die Farben für Stunden oder Tage stehen, die finanziell vergütet wurden oder eben ehrenamtlich verblieben sind. Sie zeigt in diesen monochromen Farbpaletten wie viel Gratisarbeit sie als Künstlerin stets aufbringen muss, und deutet das auch mit dem Ausstellungstitel „Commitment“ an. Wie viel ist man bereit aufzubringen, als Gesellschaftsteilnehmer:in, um Kunst zu generieren? Sie tritt als Mutter, Künstlerin und Partnerin auf, als ein Beispiel für viele.
Letztendlich sind auch die persönlichen Wirtschaftskrisen, wie elterlich bedingte Care-Arbeit, abgründige Mindestlohnberechnungen oder krankheitsbedingte Krankenhausaufenthalte eben nicht nur persönliche, sondern strukturelle Problemzustände. Diese Zustände spricht Ghislaine Leung an, anhand von künstlerisch interpretierten Farbspektren an der Wand, aufblasbaren Zahlenfiguren oder einer Jubiläumstorte. Die Ausstellung „Commitments“ sieht visuell reduziert, aber farbstark aus und hat vor allem beim Studieren des Saalblatts einige Denkanstösse zu bieten. „Commitments“ von Ghislaine Leung ist noch bis zum 11. August in der Kunsthalle zu sehen.
Die Woche
Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019
Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.
Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.
Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019
Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm
Das Programm
Montag, 18. März 2019
Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus.
19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)
Eintritt frei.
Dienstag, 19. März 2019
Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo
19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)
Eintritt frei.
Mittwoch, 20. März 2019
Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*Sh, Theater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.
17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Donnerstag, 21. März 2019
Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.
Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).
Moderation: Bernard Senn, SRF
Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.
19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Freitag, 22. März 2019
Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)
Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch
19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Samstag, 23. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien
The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required.
14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen
Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg
16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel
Eintritt frei.
Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz
ab 19 Uhr
Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.
20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)
Sonntag, 24. März 2019
Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch
14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)
Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.
Eintritt frei.
* Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.
** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.
Ausstrahlungstermine
Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)
Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus
u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus
Donnerstag 21.3., 18 h & Samstag 23.3.19, 13 h
Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein
Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h
Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen
Kontakt
tatiana.vieira@radiox.ch
rebecca.haeusel@radiox.ch