Woche gegen Rassismus 2019

Was ist der Preis der grünen Energiewende?

Für die grüne Energiewende setzt Basel-Stadt auf E-Mobilität. Lithium, ein zentraler Rohstoff, wird im globalen Süden abgebaut – mit gravierenden Folgen für Mensch und Natur. Expert:innen aus Simbabwe berichten von Umweltverschmutzung, Umsiedlungen und Ausbeutung. Die lokale Bevölkerung profitiert kaum von den Technologien. Diese kolonial geprägten Prozesse werden als Green Colonialism bezeichnet. von odile šobačić

25.10.02 Der Preis der Energiewende

Green Colonialism beschreibt die Konsequenzen für den Globalen Süden in Bezug auf die grüne Energiewende.

Während E-Scooter hier in Basel die Strassen unsicher machen, hat der Trend zu Elektrofahrzeugen andernorts gravierende Folgen. Denn für ihre Batterien braucht es Lithium – einen der wichtigsten Rohstoffe der Energiewende. Was bei uns Klimaschutz bedeutet, sorgt im Globalen Süden für Umweltverschmutzung, Ausbeutung und erzwungene Umsiedlungen.

Auch die Stadt Basel setzt auf elektrische Transportmittel, um das Netto-Null-Ziel 2037 zu erreichen. Davon sollen auch die Basler:innen profitieren können, zum Beispiel durch sauberere Luft, geringere Energiekosten und mehr Lebensqualität. Doch die Frage bleibt: Auf wessen Kosten eigentlich?

Die Antwort kennen die Organisationen Centre for Natural Resource Governance (CNRG) und KEESA, die vor Kurzem einen Forschungsbericht zu den Kosten der grünen Energiewende am Beispiel von Simbabwe veröffentlichten. Am 20. September berichtete Ndaizivei Garura, Programmleiterin von CNRG in Simbabwe an einer Konferenz zu Green Colonialism an der Uni Basel von der Lage rund um die Lithiumminen in ihrem Land. Simbabwe hält die grössten Lithiumreserven Afrikas und liegt global geschätzt auf Platz fünf. Das Lithium wird in der Produktion von wiederaufladbaren Batterien verwendet, zum Beispiel in unseren Smartphones und E-Scooter. Der Abbau ist Schwerindustrie, verbraucht enorme Mengen Wasser und belastet die fragile Infrastruktur der Gemeinden. Oft wird der Zugang zu Wasser privatisiert, indigene Gemeinschaften werden ausgeschlossen. Umweltverschmutzung betrifft Luft, Staub und auch Wasserquellen. Anwohner:innen leiden gesundheitlich, sei es durch verunreinigtes Trinkwasser, Bewässerung der Felder oder direkten Kontakt beim Baden.

Versprochene Infrastrukturprojekte wie Strassen, Solaranlagen oder Klinikrenovationen bleiben häufig aus. Auch finanzielle Entschädigungen für Umsiedlungen werden oft nur teilweise ausgezahlt oder ganz ausgelassen. Mit dem Landverlust werden Lebensgrundlagen wie Gärten, Tiere oder Wasserquellen entzogen, gleichzeitig werden kulturelle Traditionen, heilige Stätten und Grabstätten zerstört. Nur wenige finden Arbeit in der Minenindustrie, meist unter prekären Bedingungen, viele bleiben ohne Einkommensquelle zurück, was langfristig zur Verarmung der Gesellschaft führt.

Frauen sind besonders stark betroffen: Sie werden bei Umsiedlungsvereinbarungen häufig ausgeschlossen, die Verträge laufen über die Ehemänner. Nach Trennung oder Tod des Mannes bleiben sie ohne Rechte auf Land oder Wohnraum zurück. Die Umsiedlungen, oft in Gebiete weit weg von Schulen oder Gesundheitseinrichtungen, erhöhen zudem den Alltagaufwand und unbezahlte Care-Arbeit. Die Frauen gehen längere Wege, um Wasser zu holen oder um die Kinder von der Schule abzuholen. Gleichzeitig wurde auch ein Anstieg an häuslicher Gewalt und Übergriffe am Arbeitsplatz beobachtet. Bei Versuchen von Ndazivei Garura’s Organisation CNRG, die Gemeinschaften dabei zu unterstützen sich gegen die Ausbeutung oder Umweltverschmutzung der Minenbetreiber zu wehren, würde das Thema Geschlechtspezifischer Gewalt vieles überschatten.

Der Lithiumabbau ist nicht nur ressourcenintensiv, sondern geprägt von systematischen Missständen: Umweltzerstörung, prekäre Arbeitsverhältnisse, unklare Rechtslage und fehlende Kompensation sind die Regel. Einschüchterung, Korruption und Politische Repression erschwert es den Gemeinschaften, sich zu organisieren und gegen die Minenbetreiber zu wehren.

Expert:innen sprechen in diesem Kontext von Green Colonialism: Industrienationen und internationale Konzerne profitieren von der sogenannten «grünen Technologie», während die Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung zerstört werden. Korruption, Machtungleichgewichte und neokoloniale Strukturen verschärfen die Ungleichheit. Die Probleme in Simbabwe sind kein Einzelfall, sondern systematisch für den globalen Lithium- und Minensektor. Auch die Schweiz ist Teil dieser Kette: nicht nur Konsumentin von Lithium, sondern ein Hotspot für Rohstoffhandel.

Das ist die Kehrseite der E-Scooter auf Basels Strassen. Klimaschutz und innovative Technologien sind wichtig –  Aber kann man von Innovation sprechen, wenn saubere Luft und Netto Null für Basel auf Kosten für Mensch und Natur im Globale Süden erreicht werden? Green Colonialism legt die wahren Kosten der Erfüllung der Klimaziele im Westen offen.

A woman and a man from Zimbabwe stand next to each other in the foreground, the background is the mittlere Brücke in Basel.
Ndaizivei Garura and Dr. Zacharia Grand vom Centre for Natural Resource Governance in Simbabwe an der Konferenz "Green Colonialism" an der Universität Basel.

Die Woche

Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019

Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.

Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.

Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019

Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

 

 
Das Programm


Montag, 18. März 2019

Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus. 

19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)

Eintritt frei. 

 

Dienstag, 19. März 2019

Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo

19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)

Eintritt frei.

 

Mittwoch, 20. März 2019

Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*ShTheater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.

17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Donnerstag, 21. März 2019

Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.

Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).

Moderation: Bernard Senn, SRF

Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.

19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Freitag, 22. März 2019

Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)

Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch

19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel

Eintritt frei.

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Samstag, 23. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien

The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required. 

14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen

 

Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg

16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr 

Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.

20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch

14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)

Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.

Eintritt frei.

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.

 

** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.

 
Ausstrahlungstermine

 

Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)

Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus

u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus

 

Donnerstag 21.3., 18 h  & Samstag 23.3.19, 13 h

Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein

 

Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h

Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen

Kontakt

tatiana.vieira@radiox.ch

rebecca.haeusel@radiox.ch

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Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:

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