Woche gegen Rassismus 2019

Abgeschnittene und verbrennte Papier und Rahmenstücke.

Einen dystopischen Rundgang durch rurale Assoziationen gefällig?

Kelly Tissot fotografiert in einem französischen Vergnügungspark Vogelscheuchen, die die Rolle von Menschen einnehmen. Es sind leblose Gestalten aus Stroh, die uns zu denken geben: wie tief ist denn nun der seelische Graben zwischen Natur und Kultur? Zu sehen in Spurious Crops, im Kunsthaus Baselland. von Mirco Kaempf

22.10.04 Kelly Tissot

Das Kunsthaus Baselland zeigt Fotografien von Kelly Tissot. Spurious Crops ist die erste institutionelle Einzelausstellung der in Basel lebenden Künstlerin.

Es sind unheimliche Bilder. Gross hängen sie, rund drei Meter lang, bedruckt auf Kunstleder. Detailaufnahmen von puppenähnlichen Gestalten in verwitterten Textilfetzen, jede mit ihrer eigenen Rolle. Bauer, Gärtner, Kind oder Rennfahrer: Es sind Vogelscheuchen deren einzige Funktion es ist, ihre Zugehörigkeit in einem Dorf zu simulieren, zur Belustigung der Zuschauer:innen in einem Vergnügungspark. Die Künstlerin Kelly Tissot nimmt diese Szenerie als Ausgangslage für ihre erste institutionelle Einzelausstellung, aktuell zu sehen im Kunsthaus Baselland. Sie präsentiert hierbei höchst ästhetische Detailaufnahmen dieser Strohgestopften Menschengeister. Sie sind Teil eines wachsenden Archivs dieser Künstlerin, die seit 2016 Aufahmen von Objekten und Umständen sammelt, die ein Stück weit von der Zivilisation vergessen wurden.

Auf zwei aufgehängten Bildern ist das Outfit einer Vogelscheuche zu sehen: Ein Overall mit angenähten Stofffetzen.
Dubious portrait and improper meeting/Schoolboy II 2022 Dubious portrait and improper meeting/Schoolboy I 2022 Digital UV print on faux leather each 290 x 210 cm Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2022. Foto: Gina Folly

Dieses Interesse kommt nicht von ungefähr. Aufgewachsen ist die 27-jährige Künstlerin nahe Annecy, in einer ruralen Gegend. Geprägt von Landschaften, wo Gerätschaften vergessen wurden und zivilisatorische Eroberungen eine andere Handhabung erlebt haben. Aufgewachsen in einer working class Familie, begann Kelly Tissot schliesslich, Kunst in Lausanne zu studieren und schloss ihren Master hier in Basel an der HGK ab

Von weitem sind auf zwei aufgehängten Bildern das Outfit einer Vogelscheuche zu sehen: Ein Overall mit angenähten Stofffetzen. Davor steht eine Bande aus Metall, die den Weg halb versperrt.
Dubious portrait and improper meeting/Schoolboy II 2022 Dubious portrait and improper meeting/Schoolboy I 2022 Digital UV print on faux leather each 290 x 210 cm Coating against nostalgia/Cobalt glints II, 2022 Steel, stained fir wood 300 x 160 x 5 cm

Die ganze Ausstellung ist in schwarz-weiss Farben gehalten. Auf diesem Rundgang von Abstraktion und ruralen Assoziationen spielt Kelly Tissot unentwegt mit dem clash zwischen Natur und Kultur. Sie spricht damit ein in der Kunstgeschichte Jahrhunderte altes Thema an: Wie viel verliert der Mensch, wenn dieser in die Stadt auswandert. Oder, wie viel Gesellschaft braucht der Mensch, um den Geist zu nähren? Es sind aber auch realpolitische Fragen. Waren es nicht auch solche Hauptkritikpunkte, die auf dem Fundament der Gilet-Jaunes Proteste im 2018 standen? Dass das rurale Frankreich, sich von der Stadt und deren Politik abgehängt fühlte? Die Ausstellung im Kunsthaus Baselland stellt keine direkten Fragen, bietet aber einen Mehrklang an Verortungen. Es sind ästhetische Abstraktionen in schwarz-weiss. Es sind Unheimlichkeiten von menschenähnlichen Vogelscheuchen, sowie der Schutt der Assoziationen, die sich zusammenfügen zu einem herausragenden poetischen Denkzettel, den uns diese junge Künstlerin verpasst. Spurious Crops von Kelly Tissot ist zu sehen bis 13. November im Kunsthaus Baselland.

Die Woche

Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019

Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.

Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.

Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019

Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

 

 
Das Programm


Montag, 18. März 2019

Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus. 

19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)

Eintritt frei. 

 

Dienstag, 19. März 2019

Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo

19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)

Eintritt frei.

 

Mittwoch, 20. März 2019

Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*ShTheater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.

17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Donnerstag, 21. März 2019

Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.

Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).

Moderation: Bernard Senn, SRF

Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.

19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Freitag, 22. März 2019

Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)

Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch

19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel

Eintritt frei.

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Samstag, 23. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien

The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required. 

14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen

 

Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg

16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr 

Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.

20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch

14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)

Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.

Eintritt frei.

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.

 

** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.

 
Ausstrahlungstermine

 

Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)

Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus

u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus

 

Donnerstag 21.3., 18 h  & Samstag 23.3.19, 13 h

Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein

 

Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h

Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen

Kontakt

tatiana.vieira@radiox.ch

rebecca.haeusel@radiox.ch

Social Media

facebook.com

Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:

Woche gegen Rassismus 2019