Woche gegen Rassismus 2019

X_art: Wir kochen eine Gesellschaftssuppe

In dieser dreiteiligen Ausgabe von X_art hört ihr Einsichten in die Lebens- und Gedankenwelt des Performance Künstlers Steven Schoch. Er kocht uns eine Gesellschaftssuppe mit drei Zutaten, sinniert, erzählt, singt. Samstag, 16Uhr und Sonntag 10Uhr. von Mirco Kaempf

Radio X erinnert diese Woche an das 50 jährige Jubiläum des schweizerischen Frauestimmrechts. In diesem Rahmen geben wir das Mikrofon aus der Hand: Wir lauschen Menschen, die von ihrem Wesen und ihren Ansichten erzählen. So auch in dieser Ausgabe von  X_art. Wo einige Menschen vor 50 Jahren vom Schatten ins Licht sprangen und sich den Moment zu Eigen machten, so wird nun auch diese Radiosendung der Perfomance gewidmet. Der in Basel lebende Künstler Steven Schoch nimmt uns in einer dreiteiligen Sendung mit in seine Küche, wo anhand 3 Artikeln aus dem Supermarkt eine bessere Gesellschaft entworfen wird, eine Landschaft mit Klaviertönen, die ein Manifesto gleichkommt und wir erhalten einen Einblick rund um seine Gedankenwelt, stellvertretend so einen Einblick in das Alltagsleben eines Künstlers . Folgt Steven Schoch auf Instagram & http://stevenschoch.ch/

Lieber Steven, was können unsere Hörer*Innen von deiner Sendung erwarten?

Steven Schoch: Mensch darf erwarten, vielschichtige 50 Minuten zu erleben in denen viele Aspekte meines künstlerischen Schaffens angepasst an das Format Radio zum Zuge kommen. Dabei lernen wir beispielsweise woher ich meine inspiration nehme, anhand eines metaphorischen Kochrezepts das ich adhoc erfinde. Es wird also ernst. lacht.

Steven Schoch’s vorgefundene Tischsituation als Vorlage für das Kochrezept.
Steven Schoch’s vorgefundene Tischsituation als Vorlage für das Kochrezept.

Warum ist kochen und schwatzen nun ein Kunstwerk? Das macht doch fast jeder täglich!

Ist es nicht. Es ist in diesem falle Radio.

Ich bin auch nicht so sehr daran interessiert ein Kunstwerk zu schaffen. Das Kunstwerk ist für mich immer das, was zwischen Rezipient*in und Dargebotenem passiert. Über die Dauer der Performance bzw. das Radioprogramm entstehen also hoffentlich mehrere Kunstwerke. Ich benutze aber künstlerische Strategien, um solche Momente herzustellen. Das macht eben nicht jede*r.

In meinen Performances wird das Medium und der Kontext in der die Performance stattfindet gerne mitreflektiert. In diesem Fall ist es also ein Radioformat, das versucht auf niederschwellige Art und Weise, Kunst und Kunstschaffende den Zuhörer*Innen näher zu bringen. Ebenso möchte es vernetzend wirken. Das heisst X_art besucht Künstler*innen und Ausstellungen und findet einfache Zugänge zu komplexen Themen.

Das bildet sozusagen das Script für die Performance.

Beim Zuhören wird einem also vor allem dieser Umstand klar - das Format, das auf mich angewendet wird, und die Mittel die dabei verwendet werden. Ich führe diese Mittel ein bisschen auf die Spitze und nutze sie um Meta-Themen einzuflechten. Schwatzen ist also schonmal vorausgesetzt und Kochen wird immer als vernetzend angesehen.

Ich habe mich hier also selbst besucht und schwatze eben mit mir selbst über das was ich mache. Mit meiner ostschweizer Schnautze, stilisiere ich mich also selbst und spiele damit, was Zuhörer*innen vielleicht schon im vornherein über mich denken bzw. was das Radio denkt, wer zuhört.

In einer passage improvisiere ich ein Rezept aus Weisskohl, Rotkraut und einer Mango (die lagen tatsächlich einfach grad auf dem Tisch) - es wird aber schnell klar, dass ich hier eigentlich Bezug zum 50 jährigen Jubiläum des Frauenstimmrechts nehme, das Rezept wird zur Metapher.

Steven Schoch Atelieransicht
Steven Schoch Atelieransicht

Was macht performance art so speziell, im Vergleich zur Malerei, Film oder Bildhauerei?

Naja, es speziell zu nennen macht es speziell :-), clever me.

Spass beiseite - Die Performance zeichnet sich dadurch aus, dass sie immer nur im Moment der Darbietung / Durchführung  existiert. Selbst wenn etwas wiederholt wird, ist es immer anders. Das ist sinnbildlich für jegliche Existenz und es läuft entgegen unserem Wunsch, immer alles festhalten zu wollen. Malerei, Film, Bildhauerei will festhalten und einen Moment konservieren. Das tut die Performance nicht, sie will loslassen und im Moment sein..

Sind digitale performances ein blosser Farbabdruck des 'real things'?

Ich glaube, mensch muss das anders anschauen. Performances werden für ganz genaue Situationen geschaffen. Wenn nun beispielsweise eine Performance gedacht ist, im Wald stattzufinden und die Zuschauer*innen sollen den Waldboden spüren können oder die Temperatur etc., dann wäre die digitale Form davon für mich sehr wohl nur (oder nicht einmal) ein Farbabdruck - denn es lässt sich eben nicht alles ins digitale übersetzen. Es gibt aber wunderbare Performances die für den digitalen Raum geschaffen sind und genau deswegen funktionieren und „real“ sind.

Steven Schoch, „Some minutes inside a manifesto“ 2020, Kaserne Basel
Steven Schoch, „Some minutes inside a manifesto“ 2020, Kaserne Basel

In der Kunst kann man keine neuen Geschichten mehr erzählen. Stimmt das?

Naja, ich habe grundsätzlich Mühe mit dem Begriff „neu“. Bzw. mit dem Anspruch immer „neues“, zu erzählen. Es gibt den wunderbaren Vergleich in der Musik, wo die Frage gestellt wird, ob wir den noch mehr Love-Songs brauchen, zu den Abermillionen die es bereits gibt - kann man da überhaupt noch was neues erzählen? Und doch ist, so behaupte ich, jeder Song anders, beschreibt eine andere Facette und erzählt „Liebe“ insofern neu.

Mein Rezept ist, bestehende Dinge die vielleicht vordergründig nicht zusammenpassen zu kombinieren und durch ihre Kombination „neues“ zu erzählen.

Ist Kunst denn nun… ein beruf? ein unternehmen? ein konsumprodukt? eine vision? Sozialarbeit? Spassvertreib? Meditation? Angriff?

Haha. Im besten Falle alles in der richtigen Reihenfolge.

Steven Schoch, „FEED #5“, 2017, Kunsthalle Basel, Photo: Zlatko Micic
Steven Schoch, „FEED #5“, 2017, Kunsthalle Basel, Photo: Zlatko Micic

Welcher Song soll jetzt, sofort, gehört werden?

Die Woche

Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019

Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.

Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.

Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019

Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

 

 
Das Programm


Montag, 18. März 2019

Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus. 

19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)

Eintritt frei. 

 

Dienstag, 19. März 2019

Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo

19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)

Eintritt frei.

 

Mittwoch, 20. März 2019

Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*ShTheater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.

17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Donnerstag, 21. März 2019

Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.

Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).

Moderation: Bernard Senn, SRF

Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.

19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Freitag, 22. März 2019

Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)

Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch

19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel

Eintritt frei.

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Samstag, 23. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien

The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required. 

14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen

 

Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg

16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr 

Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.

20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch

14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)

Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.

Eintritt frei.

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.

 

** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.

 
Ausstrahlungstermine

 

Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)

Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus

u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus

 

Donnerstag 21.3., 18 h  & Samstag 23.3.19, 13 h

Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein

 

Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h

Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen

Kontakt

tatiana.vieira@radiox.ch

rebecca.haeusel@radiox.ch

Social Media

facebook.com

Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:

Woche gegen Rassismus 2019