Woche gegen Rassismus 2019

Tamara spuckt Blut, während ihre Töchter schlafen.

MILF oder: Wenn aus einem Mittelstanddrama ein Horrortrip wird

Wer bei einem Stück mit dem Titel Milf, Akronym für «mother I’d like to fuck», einen lockeren Theaterabend mit einer heissen Frau mittleren Alters in der Hauptrolle erwartet, der wird diese Tage im Theater Basel eines Besseren belehrt. Das Schauspiel der Autorin Anne Haug und der Regisseurin Sahar Rahimi macht sich den Begriff zu eigen und dreht ihn in ein gesellschaftskritisches Machtwort. von Claire Micallef

22.06.11 MILF

Das Schauspiel MILF im Theater Basel nimmt dich mit auf einen gesellschaftskritischen Horrortrip.

Er - Arzt, Vater, geschleckte Haare, der rosa Pullover über die Schultern gelegt. Sie - Hausfrau, Mutter, die pinken Lippen meist zu einem angestrengten Lächeln verzogen. Drei zuckersüsse Töchter in blauen Kleidchen, die blonden Haare immer schön frisiert. Zum Nachtessen gibt es Nudelauflauf, die Mutter hat ihn mit Schinkenstückchen zubereitet. Nach aussen hin scheint das Familienleben perfekt. Perfekt ist hier allerdings nur die Anspannung, die durch die polierte Oberfläche dringt. «Wie war dein Tag?» «Gut, wie immer.» «Schön.» Dass diese vermeintliche Familienidylle gestört wird, ist nur eine Frage der Zeit. Die Störung kommt auch kurz darauf in der Form von Kat. Selbstsicher, ungestüm, fordernd – und Tamaras ehemalige Geliebte. Der Wohlfühlballon platzt, noch ehe Kat richtig loslegt. Danach fliesst Blut.

Das Schauspiel Milf bedient sich ab der Eröffnungsszene an der Palette klassischer Horrorstreifen. Die Mädchen in ihren blauen Kleidchen wecken böse Erinnerungen an die Grady-Zwillinge aus Shining. Wem dämonisch wirkende Kinder keine Angst einjagen, ist mit Puppen bedient, deren Augen während der gesamten Spieldauer den Raum abscannen. Jagen dir eher Clowns einen Schauer über den Rücken, so mag dich Kats Auftritt im Clown Kostüm am Geburtstag der Mädchen verstören. Oder dreht sich dein Magen bei Splatterfilmen? Blut wird gespuckt und wieder aufgesaugt, rinnt aus der Steckdose, über die Wand, bedeckt Gesichter und Hände, Gedärme werden herausgezogen, Herzen geleckt. Zart Besaitete wollen wohl wegschauen, doch die Inszenierung versteht es, die Blicke in den Bann zu ziehen, den Bogen des Erträglichen immer weiter zu spannen, aber niemals ins Unerträgliche abzurutschen. Musik und Lichtdesign runden das (Horror-)Erlebnis ab, lassen die Spannung greifbar werden, die Bilder verstörender erscheinen und sorgen bei manch schreckhafter Person für den einen oder anderen Jump-Scare. (Der Autorin dieses Textes inbegriffen.)

Ein Mittelstanddrama als Horrortrip inszeniert ist innovativ, erfrischend und vor allem akzentuiert diese unerwartete Verbindung die Kritik des Schauspiels und regt zur Reflexion über gesellschaftliche Erwartungshaltungen an. Die Milf im Stück hat einen Mann mit Karriere geheiratet, wurde Mutter, Hausfrau. Und unglücklich, gefangen in einer scheinbar perfekten Welt. Sie hat diesen von der Gesellschaft akzeptierten Weg gewählt, anstatt mit der Frau, die sie liebte, ein Leben nach ihrem Gusto zu führen.

Das Schauspiel Milf ist die erste Zusammenarbeit der Autorin Anne Haug und der Regisseurin Sahar Rahimi und läuft das nächste Mal am 14. Juni auf der kleinen Bühne des Theater Basels. Spielzeiten und Tickets findest du hier.

Dominik sitzt auf seinem Bett, die Hände auf den Köpfen der beiden Puppen, die seinen Töchtern nachgestellt sind.
© Lucia Hunziker

Die Woche

Lesungen, Theater, Diskussion, Musik, Ausstellungen und vieles mehr: Die Woche gegen Rassismus 2019 in Basel bietet ein vielfältiges Programm, sie findet statt von: Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2019

Radio X setzt in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen und Beteiligten ein Zeichen gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in einen Dialog zu treten.

Während der ganzen Woche strahlt Radio X jeweils um 11:30 Uhr und um 16:30 Uhr thematische Beiträge aus.

Flyer Woche gegen Rassismus in Basel 2019

Medienmitteilung Woche gegen Rassismus 18.-24.3.19 mit Programm

 

 
Das Programm


Montag, 18. März 2019

Forumtheater "Sans Frontières" - Ein interaktiver Theaterabend zum Thema Diskriminierung und Rassismus. 

19.30 Uhr, KLARA (Clarastrasse 13)

Eintritt frei. 

 

Dienstag, 19. März 2019

Uni von unten: «Alltäglicher Ausnahmezustand: Racial Profiling in der Schweiz» mit Mohamed Wa Baile, Sarah Schilliger und Claudia Wilopo

19 Uhr, Internetcafé Planet 13 (Klybeckstrasse 60, 4057 Basel)

Eintritt frei.

 

Mittwoch, 20. März 2019

Liveübertragung Radio X, mit Interviews live vor Ort: Abendschule Import, Bla*ShTheater Niemandsland, Kulinarisches von Schnaboule Schnaboule und Musik zum Thema «Migration und Musik» mit Leila Moon.

17-22 Uhr, Keck Kiosk (Kaserne)

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Donnerstag, 21. März 2019

Podiumsdiskussion «Racial Profiling» mit szenischen Sequenzen des Theaters Niemandsland.

Auf dem Podium: Michel Hostettler (Community Policing Kleinbasel), Tobias Burkhard (Ausbildungsleiter KaPo BS), Nahom Mehret (Schweizer, geb. in Eritrea), Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (SP Politikerin Zürich, Künstlerin).

Moderation: Bernard Senn, SRF

Mit dabei: BastA!, STOPP Rassismus u.a.

19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Freitag, 22. März 2019

Bla*Sh, Legion Seven, Brandy Butler (CH)

Mehrstimmige Lesung, Performance, Konzert, Büchertisch

19 Uhr (Doors: 18.30 Uhr), Rossstall II, Kaserne Basel

Eintritt frei.

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

Samstag, 23. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien

The tour will take place in English and is free of charge. Reservations are requested but not required. 

14 Uhr, meeting point: at the pyramides in front of the Offene Kirche Elisabethen

 

Offener Hörsaal: Interaktiver Parcours**, über Hürden und Weichen auf dem schweizerischen Bildungsweg

16.00-18.30 Uhr, Foyer Junges Theater Basel

Eintritt frei. 

 

Ausstellung*: Bundes(asyl)lager- Zunehmende Isolierung und Kontrolle im Migrationsregime Schweiz

ab 19 Uhr 

Input: Wie die Schweiz Migrant*innen 2019 isoliert und verwaltet.

20 Uhr in der Carambolage (Erlenstrasse 34, 4058 Basel)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2019

Afrika-Stadtrundgang des Zentrums für Afrikastudien auf Deutsch

14 Uhr, Treffpunkt: Pyramiden-Platz (Elisabethenstrasse)

Reservierung erbeten, aber nicht zwingend erforderlich.

Eintritt frei.

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Asylverfahrens und der Einführung der Bundeslager in der Schweiz. Mit der sogenannten Beschleunigung der Verfahren sollen Menschen effizienter verwaltet und ausgeschafft werden. Dafür nimmt das Staatssekretariat für Migration (SEM) Bundeslager in Betrieb, welche nicht nur die Unterbringung, sondern auch das gesamte Verfahren unter einem Dach zentralisieren und vereinheitlichen. Diese Praxis isoliert die betroffenen Menschen noch stärker vom Rest der Gesellschaft und lässt noch weniger Raum zur Selbstbestimmung. Um die Lagerpolitik umzusetzen, baut der Staat auf die Mitarbeit von Privatfirmen und NGOs.

 

** Bildungsparcours: Sprichst Du ausreichend Deutsch, um in der Schule mitzukommen? Wirst Du bei/auf deinem Bildungsweg unterstützt? Entsprichst Du den Bewertungskriterien des Schulsystems? Reicht das Geld für eine Ausbildung? Bringst Du die geforderten/nötigen Dokumente mit, um eine Ausbildung zu beginnen? Haben alle Menschen in der Schweiz dieselben Chancen auf Bildung? In einem interaktiven Parcours erfährst Du, welche Weichen gestellt werden und welche Hürden es zu überwinden gibt auf dem schweizerischen Bildungsweg. Ähnlich einem Leiter-Spiel, wirst Du, ausgestattet mit einer neuen Identität, unterschiedliche Aufgaben lösen, um Stufe für Stufe deinem Ziel näherzukommen.

 
Ausstrahlungstermine

 

Montag 18.3. - Sonntag, 24.3.19, täglich um 11.30 h (Wdh. 16.30 h)

Redaktionelle Beiträge auf Radio X zu diversen Themen in der Woche gegen Rassismus

u.a. mit FIASKO und STOPP Rassismus

 

Donnerstag 21.3., 18 h  & Samstag 23.3.19, 13 h

Sendung X-Plus von Schüler/innen der FMS Münchenstein

 

Samstag 23.3., 16 h & Sonntag 24.3.19, 10 h

Ausstrahlung der Podiumsdiskussion zu "Racial Profiling" vom Donnerstag 21.3.19 in der Offenen Kirche Elisabethen

Kontakt

tatiana.vieira@radiox.ch

rebecca.haeusel@radiox.ch

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Die Woche gegen Rassismus wird unterstützt durch:

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