
Matcha Matcha Matcha
Der Matcha-Hype ist kaum zu bremsen: Ob als Latte, in Desserts oder auf Social Media. Das grüne Pulver ist überall. Doch mit dem Boom steigen nicht nur die Verkaufszahlen, sondern auch die Fragen rund um Herkunft, Qualität und Nachhaltigkeit. von Nahom Mehret
25.08.07 Der Matcha Hype
Der Matcha Hype und seine Auswirkung
Grünes Pulver, schaumig aufgeschlagen, fancy serviert. Matcha liegt voll im Trend. Das leuchtend grüne Getränk auf Basis von gemahlenem Grüntee ist mittlerweile überall zu finden: in Szene-Cafés, Supermärkten, auf TikTok oder sogar in einem Basler Dönerladen – dort als Matcha-Crème-Pide.
Wie so oft beginnt der Hype im Netz: Zuerst auf TikTok, kurze Zeit später auch auf Instagram viral gehen. Die Videos zeigen stylisch angerichtete Matcha-Lattes mit Hafermilch, cremigen Schaum und fancy Toppings – alles in leuchtendem Grün. Kein Wunder also, dass Matcha längst nicht mehr nur ein Nischenprodukt für Teeliebhaber:innen ist, sondern ein fester Bestandteil urbaner Alltagskultur. Doch was macht Matcha so beliebt? Tobias Vögeli Teilhaber von La Cucina, einem Unternehmen für Tee- und Gewürzhandel, meint:
«Zum einen ist da der Gesundheitsaspekt: Matcha gilt als koffeinhaltige, aber sanftere Alternative zu Kaffee. Er enthält Antioxidantien, Aminosäuren und Vitamine – und passt damit perfekt in das Lebensgefühl einer gesundheitsbewussten, trendaffinen Generation. Hinzu kommt das Produkte aus Asien trendy sind.»
Das Produkt selbst stammt meist aus Japan, wo die Herstellung besonders aufwendig ist. Die Teepflanzen werden vor der Ernte beschattet, dann sorgfältig geerntet, gedämpft, getrocknet und in Steinmühlen fein vermahlen. Das Resultat: ein intensives, grünes Pulver mit erdigem, leicht bitterem Geschmack und ordentlichem Koffeingehalt.
Mit dem Boom steigt die Nachfrage rasant. Importierende Unternehmen berichten von Engpässen und Nachschubproblemen, insbesondere bei hochwertigem Bio-Matcha. Gleichzeitig drängen immer mehr günstige Produkte auf den Markt, häufig mit geringerer Qualität. Laut der Analysefirma Data Bridge Market Research liegt der weltweite Marktwert von Matcha im Jahr 2024 bei rund 4 Milliarden US-Dollar. Bis 2032 wird erwartet, dass der Markt auf 7,5 Milliarden US-Dollar anwächst. Auch in der Schweiz zeigt sich dieser Trend deutlich: Der Onlinehändler Galaxus verzeichnete eine Verkaufssteigerung von 435 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023.
Doch der wachsende Hunger nach Matcha hat auch Auswirkungen, die weniger sichtbar sind. In den Anbauländern, vorwiegend in Japan und Teilen Chinas, führen neue Anbauflächen in Monokultur zu Umweltbelastungen. Der Einsatz von chemischen Düngern und Pestiziden kann Böden, Wasserressourcen und die Produzent:innen langfristig schädigen. Gleichzeitig profitieren viele Produzent:innen wirtschaftlich vom Boom. Denn die gestiegene Nachfrage hat die Preise in die Höhe getrieben und den Tee für viele Bäuer:innen lukrativer gemacht.
Ob der Matcha-Hype von Dauer ist, bleibt offen. Trends kommen und gehen. Was aber bleibt, sind die sozialen und ökologischen Fragen rund um globale Produkte wie Matcha:
Wie wird der Tee angebaut? Wer profitiert vom Boom? Und wie nachhaltig ist ein Lifestyle, der um die halbe Welt reist, um dann in der Grossstadt als stylischer Latte serviert zu werden? Fragen, die bleiben, auch wenn der Schaum längst vergangen ist.