Mitleid muss man mit Hoppers Figuren keines haben

“We are all edward hopper paintings now” tweeted ein Satiriker und den in ihren Wohnungen zurückgezogenen Menschen entlockt dies ein ohnmächtiges Lächeln. Diese ausserordentliche Lage sollte man indes lieber als Chance zur Kreativität nehmen, rät der Kurator der aktuell betroffenen Ausstellung in der Fondation Beyeler. von Mirco Kaempf

20.04.05 Edward Hopper Isoliert

Aktuell gibt es einen Diskurs der besagt: We are all Edward Hopper Paintings Now. Auch die Gemälde der aktuellen Ausstellung in der Fondation Beyeler sind vom sozialen Leben weggeschlossen. Die Fondation Beyeler arbeitet derweil weiterhin an ihrem digitalen Vermittlungsangebot.

Die Figuren der so bekannten Malereien von Edward Hopper erinnern oftmals an Filmstills. Sie sind gefroren in der Zeit. Man möchte erahnen, was in diesen wohl vorgehen mag, was ihre persönlichen Schicksale sind und wie sie damit wohl umgehen. Es sind Geschichten entsprungen aus dem Pinsel eines Künstler, der gerade in diesen Tagen wieder als Maler der Isolation bezeichnet wird. Das virale gegangene Tweet von Michael Tisserand, ob Wegwerf-Pixelhumor oder flüchtiges Profundum, wurde bereits in einem Essay von Jonathan Jones im Guardian aufgenommen, worauf Alex Greenberg via artnews eine Entgegnung geschrieben hat. Auch die AZ hat sich in den Diskurs eingebracht. Was sicher ist, ist dass Edward Hopper ein Mensch war, der Einsamkeit als Zustand sehr gut gekannt hatte, meint Ulf Küster. Als Kurator dieser nun weggeschlossenen Ausstellung in der Fondation Beyeler kann er die Resonanz gut nachvollziehen, die diese Bilder in Zeiten von Corona auslösen. Diese Figuren, in die Welt schauend und doch in sich gekehrt, gemalt in melancholischen Tönen, sei ein künstlerisches Begehren, das jedoch über Corona hinausgeht: Es gehe um einen existenzielleren Zustand, über ein Leben als Mensch in der Moderne. Wobei Ulf Küster auch anfügt: Melancholie ist oftmals ein Anfang, woraus grosse Kreativität geschöpft werden kann. Mitleid mit den Figuren oder mit uns selber, sei also der falsche Ansatz.

Die Auseinandersetzung mit Malereien vor dem Bildschirm ist zwar möglich, sei aber kein Vergleich. Aktuell ist es auf unbestimmte Zeit nicht möglich, in direkten Dialog mit den Malereien und Aura der Ausstellung in der Fondation Beyeler zu treten. Dennoch: Die Fondation bietet seit jeher einige digitale Vermittlungskonzepte an. Folgt der Kunstinstitution hierfür via Instagram, Facebook, Youtube oder der Webseite. Zeit zum stöbern haben momentan ja viele.

Mitleid muss man mit Hoppers Figuren keines haben

“We are all edward hopper paintings now” tweeted ein Satiriker und den in ihren Wohnungen zurückgezogenen Menschen entlockt dies ein ohnmächtiges Lächeln. Diese ausserordentliche Lage sollte man indes lieber als Chance zur Kreativität nehmen, rät der Kurator der aktuell betroffenen Ausstellung in der Fondation Beyeler. von Mirco Kaempf

20.04.05 Edward Hopper Isoliert

Aktuell gibt es einen Diskurs der besagt: We are all Edward Hopper Paintings Now. Auch die Gemälde der aktuellen Ausstellung in der Fondation Beyeler sind vom sozialen Leben weggeschlossen. Die Fondation Beyeler arbeitet derweil weiterhin an ihrem digitalen Vermittlungsangebot.

Die Figuren der so bekannten Malereien von Edward Hopper erinnern oftmals an Filmstills. Sie sind gefroren in der Zeit. Man möchte erahnen, was in diesen wohl vorgehen mag, was ihre persönlichen Schicksale sind und wie sie damit wohl umgehen. Es sind Geschichten entsprungen aus dem Pinsel eines Künstler, der gerade in diesen Tagen wieder als Maler der Isolation bezeichnet wird. Das virale gegangene Tweet von Michael Tisserand, ob Wegwerf-Pixelhumor oder flüchtiges Profundum, wurde bereits in einem Essay von Jonathan Jones im Guardian aufgenommen, worauf Alex Greenberg via artnews eine Entgegnung geschrieben hat. Auch die AZ hat sich in den Diskurs eingebracht. Was sicher ist, ist dass Edward Hopper ein Mensch war, der Einsamkeit als Zustand sehr gut gekannt hatte, meint Ulf Küster. Als Kurator dieser nun weggeschlossenen Ausstellung in der Fondation Beyeler kann er die Resonanz gut nachvollziehen, die diese Bilder in Zeiten von Corona auslösen. Diese Figuren, in die Welt schauend und doch in sich gekehrt, gemalt in melancholischen Tönen, sei ein künstlerisches Begehren, das jedoch über Corona hinausgeht: Es gehe um einen existenzielleren Zustand, über ein Leben als Mensch in der Moderne. Wobei Ulf Küster auch anfügt: Melancholie ist oftmals ein Anfang, woraus grosse Kreativität geschöpft werden kann. Mitleid mit den Figuren oder mit uns selber, sei also der falsche Ansatz.

Die Auseinandersetzung mit Malereien vor dem Bildschirm ist zwar möglich, sei aber kein Vergleich. Aktuell ist es auf unbestimmte Zeit nicht möglich, in direkten Dialog mit den Malereien und Aura der Ausstellung in der Fondation Beyeler zu treten. Dennoch: Die Fondation bietet seit jeher einige digitale Vermittlungskonzepte an. Folgt der Kunstinstitution hierfür via Instagram, Facebook, Youtube oder der Webseite. Zeit zum stöbern haben momentan ja viele.