Das Tötungsdelikt an ✝Ana Paula wird wieder aufgegriffen
Vor 16 Jahren wurde Ana Paula erdrosselt und nackt an einem Waldweg im Allschwiler Wald gefunden. Bis heute konnte der Fall nicht geklärt werden. Daher wurden die Ermittlungen nie ganz eingestellt. Jetzt gibt es im Fall Ana Paula neue Erkenntnisse, auch dank der Digitalisierung. Die Staatsanwaltschaft Basel-Landschaft informierte die Medien heute morgen über den aktuellen Stand und die Öffentlichkeitsfahndung. von Tim Meyer
22.11.07 Mordfall Ana Paula
Zum Tötungsdelikt an Ana Paula, aus dem Jahr 2006, gibt es neue Erkenntnisse.
Ana Paula wurde in Brasilien geboren und heiratete 1996 einen Schweizer. Ihr Wohnsitz war in Basel. Als die Beziehung auseinanderging, erkrankte sie psychisch schwer. Sie fiel durch die soziale Netz und landete auf der Strasse. Danach wurde sie kokainabhängig und arbeitete als Sexarbeiterin auf dem Basler Strassenstrich.
Das Polizeipräsidium München hat zum Tötungsdelikt eine Operative Fallanalyse erstellt. Das bedeutet kriminalistisches Werkzeug, welches das Fallverständnis auf der Grundlage objektiver Daten und Informationen zum Opfer erarbeitet.
Folgende neue Erkenntnisse können daraus geschöpft werden:
- Ana Paula war aufgrund ihres Umfeldes ein Hochrisikoopfer mit fehlender Sozialkontrolle, kein Warnsystem vorhanden.
- Es handelt sich um keine Spontantat, der Täter hat sich im Vorfeld mit dem Delikt auseinandergesetzt. Dies würde aus folgenden Punkten herausgehen: vorbereitetes Tatmittel, Spurenbewusstsein (Entnahme der Kleider), zielgerichtete Tötung und Auswahl des Leichenablageortes.
- Es ist ein Tötungsdelikt mit sexueller Komponente.
Ebenso wurde aus der Operativen Fallanalyse ein mögliches Täterprofil erstellt:
- Der Täter ist ein Mann, zum Tatzeitpunkt zwischen 25 und 35 Jahre alt, heute ungefähr 40 bis 50 Jahre alt.
- Der Täter hat Ortskenntnisse. Er kennt den Allschwiler Wald und das Milieu im Kleinbasel.
- Er dürfte am Strassenstrich in Basel bekannt gewesen sein und die Szene dort gekannt haben.
- Möglich ist, dass der Täter schon in Konflikte mit Sexarbeiterinnen verwickelt war.
- Der Täter dürfte isch regelmässig im Milieu aufgehalten haben. Nach dem Mord dürfe er das Milieu für eine gewisse Zeit gemieden, möglicherweise später aber wieder dort aufgetaucht sein, und sich nach der Tat erkundigt haben.
- Der Täter dürfte ein Doppelleben führen. Er dürfte, abgesehen vom Aufenthalt im Milieu, ein geregeltes und unauffäliges Leben führen. Möglich ist, dass er damals in einer Beziehung gewesen ist.
- Der Täter dürfte sich durch einen ausgeprägten Mangel an Empathie auszeichnen und über psychopathische Persönlichkeitszüge verfügen.
- Die geografische Lage von Basel lässt zu, dass der Täter nicht nur aus der Schweiz, sondern auch aus dem angrenzenden Elsass oder dem süddeutschen Raum stammen könnte.
Bei der Öffentlichkeitsfahndung bittet die basellandschaftliche Polizei und Staatsanwaltschaft die Bevölkerung um Hilfe mit folgenden Fragen:
- Wer hat Beobachtungen gemacht, die mit der Tat in Zusammenhang stehen könnten?
- Wer kann Angaben zu einer Person machen, die dem Täterprofil entspricht?
- Ist jemand ein Vorfall bekannt, bei dem ein Opfer auf ähnliche Weise angegangen worden ist?
- Wer kann Angaben zu Ana Paula und ihren Kontakten im Milieu machen?
- Wer weiss von einem Mann, der Kontakt zu Sexarbeiterinnen gesucht hatte, im September 2006 aber plötzlich verschwunden war, allenfalls später wieder auftauchte und sich dann vielleicht nach dem Tötungsdelikt erkundete?
Für Hinweise, die zum Ergreifen des Täters führen, ist eine Belohnung von bis zu 20'000 Franken ausgesetzt.
Am Mittwoch wird um 20:15 Uhr auf ZDF und um 23:10 auf ZDFneo die Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" ausgestrahlt. Ein Filmbeitrag, zum Tötungsdelikt an Ana Paula.