Ein Haustier gegen die Einsamkeit
Zu Zeiten der Pandemie sind wir mehr zu Hause als sonst. Der Wunsch nach einem Haustier wuchs bei vielen und die Tierheime erhalten deutlich mehr Anfragen als im Vorjahr. Doch das ist nicht wirklich ein Grund zur Freude. von Noemie Keller
21.02.19 Haustiere gegen Einsamkeit
Isolierte Menschen sehnen sich nach tierischer Begleitung, das führt zu teilweise überstürzten Käufen oder illegalen Importen.
Im Katzenheim in Muttenz so wie im Tierheim an der Birs sei die Nachfrage nach einem Tier extrem gestiegen. So seien für fünf Welpen um die 150 Anfragen eingegangen, sagt Béatrice Kirn, Geschäftsleitung des Tierschutz beider Basel, welches das Tierheim an der Birs führt.
Trotzdem sei das kein Grund zur Freude, sagt Béatrice Kirn: "Es macht uns Sorgen, weil wir ein Ausnahmejahr hatten. Im Coronajahr stieg die Anschaffung von Hundewelpen über das Internet und diese Tiere sind nachweislich aus tierquälerischen Massenproduktionen aus osteuropäischen Ländern."
Im vergangenen Jahr hatte das Veterinäramt Basel-Stadt 31 Fälle (es können auch mehrere Tiere pro Fall sein) von illegalem Import festgestellt. Zum Vergleich: Im 2019 waren es acht Fälle und im 2018 lag die Zahl bei 16. Die Nachfrage nach Haustieren war im 2020 anscheinend so hoch, dass vermehrt auf unseriöse Zuchten aus dem Ausland zurückgegriffen wurde.
Nicht nur, dass dadurch der illegale Handel unterstützt wird, einige Halter seien überfordert mit den Tieren und würden sie dann ins Tierheim bringen."Wir hatten bereits Abgaben. Diese Tiere funktionieren nicht so, wie es der Halter gerne gehabt hätte. Das heisst, sie sind nicht stubenrein oder sind zum Teil schon krank. Die Halter sind überfordert, weil man Welpen eben beschäftigen und erziehen muss, ansonsten bellen sie nur, werden krank oder zeigen Verhaltensauffälligkeiten", sagt Béatrice Kirn.
Die Anzahl der Leute, die ein Haustier ins Tierheim abgeben, weil sie es unüberlegt gekauft und den Aufwand unterschätzt haben, sei um etwa zehn Prozent gestiegen, sagt Kirn weiter. Dazu kommt, dass die Tiere, die abgegeben werden, meistens krank sind oder Verhaltensprobleme aufzeigen.
Momentan befänden sich im Tierheim an der Birs 112 Tiere, normalerweise wären es um die Fasnachtszeit um die 380 Tiere. Das liege einerseits an den fehlenden Ferientieren, aber andererseits habe es auch weniger Verzichts- und Findeltiere im 2020 gegeben. Jedoch stiegen die Abgaben durch eben diese Leute, die sich unüberlegt ein Tier zugelegt haben. Béatrice Kirn befürchtet, dass dies nur der Anfang sei: "Viele liebäugeln ja schon lange mit einem Haustier, aber es ging bis jetzt einfach nicht. Jetzt, da sie Zeit haben, legen sie sich ein Tier zu. Das ist ja eigentlich gut gemeint und nicht böse, aber die Normalität wird irgendwann zurückkehren und wir rechnen eigentlich alle damit, dass sich die Interessen wieder verschieben werden."
Auch das Katzenheim vom Tierschutzbund Basel befürchtet, dass viele Katzen wieder abgegeben werden, sobald wieder Normalität herrscht, sagt Teamleiter Joël Hofer: "Dann muss man wieder arbeiten. Die Tiere kommen folglich zu kurz, werden unterfordert, fangen an, Probleme zu machen. Und dann gibt man sie wieder ab."
Bleibt zu hoffen, dass diese Befürchtungen nicht eintreffen. Falls du auch mit dem Gedanken spielst, dir ein Haustier zu besorgen, dann wäge sorgfältig ab, ob du in deinem normalen Alltag auch noch genug Zeit für das Tier hast. Und unbedingt darauf achten, dass du dein Haustier von einem seriösen Züchter holst! Denn ansonsten unterstützt du nicht nur tierunwürdige Massenzuchten unter den schlechtesten Bedingungen, im schlimmsten Fall unterzeichnest du damit das Todesurteil für deinen Welpen.
Welpen unter sieben Monaten dürfen nicht aus Ländern mit urbaner Tollwut (z.B. Serbien, Türkei, Marokko, etc.) importiert werden und bei Hunden, die älter als sieben Monate sind, ist es stark reglementiert. Hunde, die die Einfuhrbedingungen bezüglich Tollwut nicht erfüllen, müssen auf Kosten des Einführers oder des Halters wieder ins Ursprungsland zurückgebracht werden. Gelingt dies nicht, müssen sie vom Veterinäramt eingeschläfert werden.
Dr.med.vet. Michel Laszlo, Kantonstierarzt und Leiter vom Veterinäramt Basel-Stadt: "Die Gedankenlosigkeit mancher Importeure kann im schlimmsten Fall also auch das Todesurteil solcher Tiere bedeuten (aus seuchenpolizeilichen Gründen und da die Tollwut auch für Menschen lebensgefährlich ist, somit leider Nulltoleranz)."
Das macht eine seriöse Zucht aus
Viele Angebote im Internet aber auch in der Schweiz sind nicht seriös. Hier findest du die komplette Broschüre des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV zum Thema Hundekauf. Es folgen drei Auszüge aus der Broschüre, in denen steht, wie du einen seriösen Züchter erkennen kannst!