Queer Visibility gegen Hate Crimes
Der Juni ist Pride Monat. Besonders in Zürich gehen jährlich Tausende auf die Strasse, um queeres Leben sichtbarer zu machen. Auch in Basel und Liestal finden Demonstrationen für mehr Anerkennung und Sichtbarkeit statt. Sichtbarkeit und Anerkennung braucht es nach wie vor – wie ein Blick auf den Hate Crime Bericht zeigt. von Ben Haab
24.06.29 Visibility gegen Hate Crimes
Der Sieg Nemos am ESC löste einen Schub in puncto Anerkennung und Sichtbarkeit aus. Im Club von SRF wurde beispielsweise mit Vertreter:innen von TNGS (Transgender Network Switzerland) und dem Verein intergeschlechtlicher Menschen InterAction der dritte Geschlechtseintrag diskutiert. Gleichzeitig sind die Gegenreaktionen teils heftig, regelmässig wird die Pride in Zürich von Rechtsextremen gestört, so auch dieses Jahr. Das Problem als eines von rechts aussen abzutun, greift allerdings zu kurz. Alessandra Widmer von der Lesbenorganisation Schweiz (LOS) spricht von einem allgemeinen gesellschaftlichen Backlash.
Steigende Zahlen der Helpline
Ein Ausdruck davon sind die Meldungen von Hate Crimes bei der LGBTIQ Helpline. Die Helpline von und für Queers wird unterhalten von den drei Organisationen TGNS, LOS und Pink Cross. Sie verzeichnen in den letzten Jahren eine Zunahme der gemeldeten Fälle. 2023 verzeichneten sie 305 Meldungen – ein neuer Rekord. Die Zahlen sind nicht repräsentativ. Der Anstieg erklärt sich auch durch die zunehmende Bekanntheit der Helpline. Dass Hate Crimes noch immer ein Thema sind, ist aber klar ersichtlich. Im Frühling veröffentlichte die Helpline ihren jährlichen Hate Crime Bericht, der Einblick gibt in die Alltäglichkeit queerfeindlicher Beleidigungen und Übergriffe. Für das Jahr 2022 liegen auch repräsentative Zahlen vor. Die Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten KKPKS gab letztes Jahr eine Studie zur Hate-Crime-Opfererfahrungen in der Schweiz in Auftrag. Diese besagt, dass rund ein Drittel der Personen, die einer geschlechtlichen oder sexuellen Minderheit angehören, in den letzten fünf Jahren Opfer eines Hate Crimes wurde.
Medien und Politik in der Pflicht
Alessandra Widmer von der LOS sieht vor allem die Medien und die Politik in der Pflicht. Erstere tragen zu einem Backlash bei, wenn sie unsachlich berichten, beispielsweise über transgender Personen und Transitionen. Im Frühling dieses Jahres protestierten 27 Organisationen in Zürich gegen eine transfeindliche Berichterstattung. Von der Politik werden mehr Präventions- und Sensibilisierungskampagnen gefordert, beispielsweise bei den Strafverfolgungsbehörden. Dies könnte helfen, dass sich mehr Opfer von Hate Crimes dazu entschliessen, diese auch zu melden.
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