Album der Woche: Viagra Boys mit Welfare Jazz
Auch in der neuen Scheibe der Viagra Boys trümmert Frontsänger Sebastian Murphy rum wie eine Punkrock Action Figur. Aber das weiss er selbst am besten: Welfare Jazz ist ein selbst-ironisches Spiel mit lauten Klängen und schrägen Tönen. von Mirco Kaempf
Album der Woche - Viagra Boys - Welfare Jazz
Heldenhaft proletisch spielen die Viagra Boys auf ihrem neuen Album auf. Doch das ist nur eine Fassade. Zum Glück!
“We wrote these songs at a time when I had been in a long-term relationship, taking drugs every day, and being an asshole,” sagt Murphy zum zweiten Studioalbum seiner schwedischen Band Viagra Boys. Dass der in den USA geborene Sänger gerne das Klischee des verruchten, tattowierten, prollenden Punkboys gibt, das dürfte dem Basler Publikum spätestens nach dem vorletztjährigen Auftritt in der Kaserne klar sein. Wenn nicht, können sie es nachholen: die Viagra Boys sind nämlich für das diesjährige Polyfon Festival angekündigt. Aber, hinter dem Album steckt mehr als Sex, Drogen und Verdruss: "I didn’t really realise what an asshole I was until it was too late, and a lot of the record has to do with coming to terms with the fact that I’d set the wrong goals for myself.”
So laut, lärmig und weird Welfare Jazz bei Zeiten klingen mag, zwischen Eurodance und Country Balladen stecken absurd-kreative Äusserungen, die den Zirkus immer wieder relativieren. So sind Songs wie Creatures nicht unbedingt eine Abhandlung der kommenden Apokalypse, sondern eine Replik, wie Murphy am Küchentisch sitzt, Computer auseinandernimmt und seine Partnerin ignoriert. Übrigens: Viele der Bandmitglieder spielen auch in Jazzbands. Der Titel des Albums ist eine Anspielung, dass wer Jazz spielen will, quasi notgedrungenerweise auf Sozialhilfe angewiesen ist. Folgt Viagra Boys via Facebook, Instagram oder ihrer Webseite