

Mit so viel Wut wie nötig und so viel Liebe wie möglich
Was tun mit der Wut, die sich im Alltag als Frau oder queere Person aufstaut? Und wie gelingt es, trotz allem die Hoffnung nicht zu verlieren?
In ihrem neuen Buch Herz. Feministische Strategien und queere Hoffnung schreibt Nationalrätin, Autorin und Aktivistin Anna Rosenwasser persönlich, politisch und mit Humor über unter anderem diese Fragen, und darüber, wie Widerstand auch stärkend sein kann. von Noemie Keller
25.06.06 Herz - Anna Rosenwasser
Nach ihrem „Rosa Buch“ folgt nun das zweite Werk von Anna Rosenwasser: Herz. Feministische Strategien und queere Hoffnung, erschienen im Rotpunktverlag. Und der Titel trifft. Denn Anna Rosenwasser schreibt im Vorwort, dass Herz das Persönlichste ist, das sie je veröffentlicht hat. Diese Nähe spürt man beim Lesen.
Ob es um Sex geht, um Überforderung, um Gewalt oder um Sichtbarkeit, Rosenwasser schreibt direkt, bildhaft, nah. Ihre Sprache ist klar, manchmal humorvoll, immer fühlbar. Sie verbindet eigene Erfahrungen mit Fakten mit Alltagsbeobachtungen.
Es geht um die Lebensrealität als Frau, als queere Frau. Um patriarchale Muster, um männliche Selbstverständlichkeiten, die sich tief in unser Denken und Verhalten eingeschrieben haben. Zum Beispiel, wenn Sex erst dann als „echter Sex“ gilt, wenn ein Penis involviert ist. Oder wenn Männer sich selbstverständlich Raum nehmen, während Frauen, nichtbinäre oder queere Menschen oft härter beurteilt, belächelt oder verdrängt werden.
Rosenwasser benennt das, aber sie bleibt nie dabei stehen. Sie erzählt, erklärt, ermutigt. Sie macht erfahrbar, dass Widerstand nicht nur zermürben muss, sondern auch Kraft geben kann. Dass Hoffnung nichts Passives ist. Sondern Handlung.
Am Ende des Buchs hat man das Gefühl, einen Einblick bekommen zu haben in Anna Rosenwassers Gedankenwelt, aber auch in das, was möglich ist. Vielleicht erkennt man sich wieder. Vielleicht beginnt etwas zu wachsen. Oder vielleicht reicht es auch, für einen Moment den Gedanken zuzulassen: Hoffnung ist ein Verb.